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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ticino; Ticinum; Ticket; Ticket of leave; Ticknor; Ticonderoga; Ticul; Tidehafen; Tidemand; Tiden; Tidore; Tidscharet; Tieck

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Ticino (Kanton) - Tieck (Christian Friedr.)

1 bis 4 m Tiefe, bildet eine Zeit lang die Grenzscheide zwischen den ital. Provinzen Novara und Mailand, speist mehrere Kanäle und fließt in breitem Bette, mannigfach geteilt, dem Po zu, den er 5 km unterhalb Pavia erreicht. Die Gesamtlänge von Airolo bis zur Mündung in den Po beträgt 237 km; davon fallen auf den Ober- und Mittellauf 70,5, auf den See 63, auf den Unterlauf in der lombard. Ebene 103,5 km.

Ticino (spr. titsch-), schweiz. Kanton, s. Tessin.

Ticinum, lat. Name von Pavia.

Ticket (engl.), Zettel, Billet, Karte.

Ticket of leave (engl., spr. lihw, "Urlaubsschein"), gewöhnliche Bezeichnung für die amtlich als License bezeichnete Bescheinigung, die einem Sträfling in England zur Legitimation während seiner vorläufigen Entlassung zugestellt wird.

Ticknor, George, amerik. Gelehrter, geb. 1. Aug. 1791 zu Boston, wurde 1813 unter die Anwälte Bostons aufgenommen. 1815 begab er sich mit Everett nach Deutschland, wo beide bis 1817 zu Göttingen sich dem Studium der klassischen Litteratur und der schönen Wissenschaften widmeten. Hierauf wurde er auf den Lehrstuhl der modernen Sprachen und Litteraturen nach Cambridge berufen. Von Paris aus ging er nach Italien, 1818 nach Spanien. 1820 in die Heimat zurückgekehrt, trat er sein Lehramt an und trug Geschichte der franz. und span. Litteratur vor. 1835 machte er von neuem eine dreijährige Reise nach Europa. Er starb 26. Jan. 1871 in Boston. Seine "History of Spanish literature" (3 Bde., Neuyork und Lpz. 1849; 4. Aufl. 1871), welche mit Zusätzen von Vidal und Gayangos (Bd. 1 u. 2, Madr. 1851-53; Bd. 4,1857) ins Spanische sowie mit den Zusätzen der span. Übersetzung und Beiträgen Wolfs von Julius ins Deutsche (2 Bde., Lpz. 1852; Supplementband, aus der 3. Aufl. des Originals, von A. Wolf, ebd. 1867) übertragen wurde, ist ein durch Vollständigkeit, gediegene Forschung und gebildetes Urteil ausgezeichnetes Werk. Außerdem veröffentlichte T. noch: "Syllabus of lectures on the history and criticism of Spanish literature" (1823), "Outlines of the principal events in the life of general Lafayette" (1825), "Remains of Nathan Appleto Haven" (1827), "Life of W. H. Prescott" (Bost. 1864). - Vgl. Hillard, Life, letters and journals of George T. (2 Bde., Bost. 1876).

Ticonderoga (spr. teikonndĕróhga), Ort im County Essex im nordamerik. Staate Neuyork, am Einfluß des Georgesees in den Champlainsee malerisch gelegen, mit (1890) 2267 E. und den Trümmern eines, während des Unabhängigkeitskrieges viel genannten, hoch gelegenen Forts, welches durch Oberst Ethan Allen genommen wurde.

Ticul, Ruinenstätte in Yucatan, 50 km südlich von Merida, mit merkwürdigen Grabstätten.

Tidehafen, Fluthafen, ein offener, der Einwirkung der Flut- und Ebbeströmung ausgesetzter Hafen (s. d.).

Tidemand, Adolf, norweg. Maler, geb. 14. Aug. 1814 zu Mandal in Norwegen, begann seine Studien 1833 auf der Akademie zu Kopenhagen und setzte dieselben seit 1837 zu Düsseldorf fort, wo er lange Zeit mit Gude, dessen Landschaften er öfters mit Staffagefiguren versah, den Mittelpunkt einer skandinav. Künstlerkolonie bildete. Er trat zuerst 1841 mit einem großen histor. Gemälde: Gustav Wasas Ansprache an die Dalekarlier, auf, wendete sich aber später, nach einer Reise nach München, Rom und einem dreijährigen Aufenthalt in Norwegen nach Düsseldorf zurückgekehrt, fast gänzlich dem volkstümlichen Genre zu, zu dem er die Typen meistens aus dem Bauernstande seiner Heimat nahm. Zahlreiche Bilder, vom einfachsten kleinen Kabinettsstück bis zu den größten Darstellungen, erschienen auf den Ausstellungen in rascher Folge; sie sind durch Schlichtheit, Innigkeit und Treue in der Auffassung wie durch meisterhaften Vortrag und gesunde Farbe ausgezeichnet. Das in der Nationalgalerie zu Kristiania und in der städtischen Galerie zu Düsseldorf befindliche große Bild: Die Versammlung der Haugianer (s. Tafel: Skandinavische Kunst II, Fig. 2), brachte dem Maler (1848) die goldene Medaille der Berliner Akademie und die Ernennung zu deren ordentlichem Mitglied ein. Für die königl. Villa Oskarhall bei Kristiania malte er 1850 eine Folge von 10 Bildern, das Leben eines norweg. Bauern umfassend (lithographiert von Sonderland). Von seinen übrigen Werken sind hervorzuheben: Brautfahrt auf dem Hardanger Fjord (1848), Abschied norweg. Auswanderer von ihren Eltern (1851; Museum in Leipzig), Nacht auf dem Fjord (dreimal qemalt), Leichenbegängnis auf dem Fjord (1853), Märchenerzählerin, Politisierende Bauern, Der verwundete Bärenjäger (1856; kaiserl. Galerie in Wien), Hausandacht (1858; Nationalgalerie in Kristiania), Die Brautkrone der Großmutter (1865; Kunsthalle in Karlsruhe), Lappländer auf der Renntierjagd (1873). Später ging er wieder zur histor. Malerei über und lieferte für Kirchen in Kristiania (in der Dreifaltigkeitskirche: Taufe Christi, 1869), Drammen und Tyristrand Altargemälde, und 1875 mit Maler Morten-Müller: Landung der Schottländer unter Oberst Sinclair in Romsdalen 1612. Er starb 25. Aug. 1876 zu Kristiania. - Vgl. Dietrichson, Adolf T. (2 Bde., Krist. 1878-79).

Tiden, s. Gezeiten.

Tidore, Insel der Molukken, im Malaiischen Archipel, westlich von Halmahera, ist vulkanisch, bedeckt 150 qkm, und hat 8000 E. Der Sultan ist niederländ. Vasall.

Tidscharet, ein arabisches, in das Türkische aufgenommenes Wort, soviel wie Handel. Daher T. nazareti Handelsministerium, T. mehkemehli Handelsgericht, T. medschlisi Handelsamt.

Tieck, Christian Friedr., Bildhauer, Bruder des folgenden, geb. 14. Aug. 1776 zu Berlin, genoß hier bis 1797 den Unterricht Schadows und seit 1798 den Davids in Paris. Er ging 1801 nach Weimar, wo er im Verkehr mit Goethe lebte und viele Büsten, darunter die von F. A. Wolf, J. H. Voß, Goethe u. s. w. fertigte. 1805 unternahm er eine Reise nach Italien und ging dann auf Einladung des bayr. Kronprinzen Ludwig 1809 nach München. Hier entstanden die Büsten des Kronprinzen, Schellings, F. Jacobis und die seines Bruders. In Italien traf er 1812 zu Carrara mit Rauch zusammen. Hier arbeitete T. für den Kronprinzen von Bayern die Büsten von Lessing, Erasmus von Rotterdam, Herder, Wallenstein, Wilhelm und Moritz von Oranien, des Marschalls von Sachsen u. a.; für die Frau von Staël eine lebensgroße Statue Neckers, die für Coppet bestimmt war. 1819 nach Berlin zurückgekehrt, schuf er die Giebelfelder des neuen Schauspielhauses in Berlin, welche die Niobe-Gruppe (Tragödie), den Bacchus-Zug (Komödie) und die Orpheus-Gruppe (Musik) enthalten sowie die Bronzegruppe Apollo auf dem Greifengespann (Giebelfirst