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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Waidküpe; Waidmann; Waidringer Alpen; Waigat-Insel; Waigatsch; Waigēu; Waihu; Waischenfeld; Waisenhäuser

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Waidküpe - Waisenhäuser

und (1890) 81793 (39889 männl., 41904 weibl.) E. in 142 Gemeinden mit 280 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Dobersberg, Litschau, Raabs, Schrems und W. – 2) W. an der Thaya, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (211,71 qkm, 17099 E.), an der Linie Schwarzenau-Zwettl-W. (10 km) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 2175, mit dem anstoßenden Alt-Waidhofen 2384 E., Reste der alten Befestigungen, Landes-Realgymnasium, Bürgerschule, Krankenhaus, schönen Stadtpark und Denkmal Robert Hamerlings (1890, von Brandstetter), Sparkasse; Textilindustrie und Brauerei. – 3) W. an der Ybbs, Stadt mit eigenem Statut in Niederösterreich, an der Ybbs und der Linie Amstetten-Selzthal (Ybbsthalbahn) der Österr. Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksgerichts (454,61 qkm, 14627 E.) der Bezirkshauptmannschaft Amstetten, hat (1890) 1371, mit zwei Vorstädten 3065 (E., prächtigem Schloß des Freiherrn Albert von Rothschild, Landes-Unterrealschule, Lehrwerkstätte für Eisen- und Stahlgewerbe, Bäder, Stadtpark, bedeutende Eisenindustrie. W. wird als Sommerfrische besucht.

Waidküpe, s. Isatis.

Waidmann, in Jägerkreisen übliche Schreibung für Weidmann; ebenso Waidsprüche, Waidwerk u. s. w. für Weidsprüche, Weidwerk u. s. w.

Waidringer Alpen, s. Ostalpen.

Waigat-Insel, s. Baffinbai.

Waigatsch (Wajgatsch), Insel im Nördlichen Eismeer, zum Kreis Mesen des russ. Gouvernements Archangelsk gehörig, ist südlich durch die Jugorsche Straße vom Festlande und nördlich durch die Karische Straße von der Insel Nowaja Semlja getrennt und hat einen Flächenraum von 3703 qkm. Der Höhenzug längs der Insel, näher zum östl. Ufer, ist eine Fortsetzung des festländischen Paj-Choj, doch ist die Insel nicht sehr hoch und im Innern felsig. Wegen der zahlreichen Pelztiere, Vögel und fische, besonders des Weißwals, in den umgebenden Gewässern, wird sie in den Sommermonaten von Russen und Samojeden besucht. Die Vegetation ist spärlich.

Waigēu, eine der niederländ. Papua-Inseln im NW. von Neuguinea, von diesem und Salawati durch die Dampierstraße getrennt, liegt unmittelbar südlich vom Aquator, ist gebirgig, bewaldet und auf der Südseite durch Buchten gegliedert. W. zählt auf 2632 qkm etwa 6000 E. und hat an der Nordküste die Häfen Piapis, Fakfak, Rawak und Boni.

Waihu, s. Osterinsel.

Waischenfeld, Stadt im Bezirksamt Ebermannstadt des bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, an der Wiesent, in 350 m Höhe, im fränkischen Jura, hat (1895) 796 E., darunter 30 Evangelische, Post, Telegraph, kath. Kirche und in der Nähe das von der Wiesent durchströmte, von Dolomitfelsen umgebene Rabenecker Thal, die 1632 zerstörte Burg Rabeneck, die 1836 hergestellte Burg Rabenstein, die Försterhöhle (20 m hoch, 26 m lang und 10 m breit) und die 1832 entdeckte Sophien- oder Rabensteinhöhle (400 m lang) mit fossilen Knochen und schönen Tropfsteinbildungen.

Waisenhäuser, Anstalten, in denen elternlose Kinder, vorzugsweise der ärmern Klassen, untergebracht und erzogen werden. Sie sind spätern Ursprungs und verdanken vorzugsweise christl. Ideen ihre Entstehung. Obschon auch im Altertum und namentlich bei den Griechen und Römern den Waisen eine gewisse Fürsorge gewidmet wurde, so war diese doch noch nicht von großer, allgemeiner Bedeutung. Erst in christl. Zeit entstanden förmliche Waisenanstalten, und zwar zunächst in den durch Industrie und Handel blühend und reich gewordenen Städten. In Deutschland finden sich die ersten Anstalten dieser Art im 16. Jahrh. in den Reichsstädten. Vorher war es Sitte gewesen, die Waisen in Familien unterzubringen. Doch fand man dies damals nicht zweckmäßig , weil viele Kinder schlecht gehalten wurden. Ein richtiges Waisenhaus war das 1572 zu Augsburg errichtete. Berühmter wurde jedoch das Waisenhaus zu Halle, das August Hermann Francke 1696 meist mit Hilfe von freiwilligen Beiträgen gründete (s. Franckesche Stiftungen). Auch in allen andern größern Städten entstanden nun W., für die sich namentlich durch Überweisung von Legaten und Geschenken die vermögendern Klassen lebhaft interessierten, deren Verwaltungen sich aber andererseits, um ohne Fehlbeträge durchzukommen, gezwungen sahen, ihre Zöglinge zu Nebenarbeiten in und außer dem Institut gegen einen sehr niedrigen Lohn anzuhalten. Auch die Kurrende (s. d.) bildete einen solchen Nebenverdienst der männlichen Waisen. Sonach waren die W. Wohlthätigkeitsanstalten oder Abteilungen solcher, wie es überhaupt bis zu Ende des 18. Jahrh. eine sehr gewöhnliche Erscheinung war, daß selbst größere Gemeinden sämtliche Zweige der Armenpflege in einem einzigen Institut vereinigten.

Das 1697 von dem ersten Könige von Preußen gegründete «Große Friedrichs-Hospital» war ursprünglich Waisen-, Kranken-, Arbeits- und Irrenhaus, aus dem das jetzige Musterinstitut, die Waisenerziehungsanstalt zu Rummelsburg, hervorgegangen ist, das große, erzieherische Erfolge zu verzeichnen hat. Namentlich die weiblichen Zöglinge solcher Anstalten stellen jährlich ein bedeutendes und sehr gesuchtes Kontingent zur Klasse der Dienstmädchen. Dasselbe gilt von den Waisenerziehungsinstituten, deren Bestehen aus Stiftungen hochherziger Menschenfreunde, ohne jeden Zuschuß seitens der Kommune oder des Fiskus, bestritten wird: Dennewitz-Stiftung in Jüterbog und Auerbachsche Waisenerziehungsanstalt für jüd. Knaben und Mädchen in Berlin. Erst in neuester Zeit hat man anerkannt, daß der Staat und namentlich die Gemeinde verpflichtet ist, für die Waisen ihrer Angehörigen, wenn sie hilflos sind, zu sorgen, und somit entstanden zahlreiche Gemeindewaisenhäuser. Auch ist man vielfach wieder auf die Unterbringung der Waisen in Familien zurückgekommen, die in der That bei sorgfältiger Auswahl der Pflegeeltern Gutes leistet; so insbesondere in Schottland und Nordamerika (sog. Boarding-out-System), in neuerer Zeit auch in Deutschland. (S. Waisenpflege.) Über die neuerdings erbauten Reichswaisenhäuser s. Deutsche Reichsfechtschule. Neben den eigentlichen W. giebt es auch dergleichen Anstalten für die Kinder gewisser Stände, z. B. Militärwaisenhäuser (s. d.). Manche rechnen in die Klasse der W. auch die Findelhäuser (s. d.). Von den nichtdeutschen Staaten sind es namentlich England, Frankreich, die Schweiz und die Vereinigten Staaten (vorwiegend Massachusetts), wo das Schicksal armer Waisen durch staatliche und kommunale Einrichtungen sowie reiche Stiftungen von Philanthropen gesichert wird.

Vgl. Ristelhueber, Wegweiser zur Litteratur der Waisenpflege (2 Bde., Köln 1831, 1840); Besser, Beiträge zur Waisenhausfrage (Berl. 1863); Zelle, Waisenpflege und Waisenkinder in Berlin (ebd. 1867);