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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Werner (Anton von) - Werner (August Wilhelm Ernst)

spektor und Lehrer der Mineralogie und Bergbaukunde an die Bergakademie zu Freiberg, in welcher Stellung er bis an seinen Tod wirkte. Nach einigen Jahren trennte er die Vorträge über Bergbaukunde von denen der Mineralogie. Auch schled er die Oryktognosie oder Mineralogie von der Geognosie, welche letztere von ihm begründete Wissenschaft er 1785 zum erstenmal vortrug. W. starb 30. Juni 1817 zu Dresden. In den Promenaden zu Freiberg wurde ihm 1851 ein Denkmal errichtet. Das mineralog. System W.s hat einer wissenschaftlichen Behandlung weichen müssen, aber seine Kennzeichenlehre und seine Mineralbeschreibungen bleiben für alle Zeiten klassisch. Gleich großes Aufsehen machte sein System der Geognosie. W. gründete seine Geognosie auf Beobachtungen und machte sie zur Erfahrungswissenschaft. Nach W.s Ansicht ist der Ocean der eigentliche Quell aller Bildung der Erde, und noch jetzt der Grund zu jeder neuen Gestaltung im Mineralreiche im Wasser enthalten. Hierdurch wurde er der Begründer des Neptunismus. Außer der Abhandlung "Über die äußern Kennzeichen der Fossilien" (Lpz. 1774) und einer Reihe von Aufsätzen in verschiedenen Zeitschriften besitzt man von ihm: "Kurze Klassifikation und Beschreibung der Gebirgsarten" (Dresd. 1787), "Neue Theorie über die Entstehung der Gänge" (Freiberg 1791), die Übersetzung von Cronstedts "Versuch einer Mineralogie" (Bd. 1, Lpz. 1780), das "Verzeichnis des Mineralienkabinetts des Berghauptmanns Pabst von Ohain" (2 Bde., Freiberg 1791-92). - Sein Leben beschrieb Frisch (Lpz. 1825); vgl. auch Hasse, Denkschrift zur Erinnerung an W. (ebd. 1.48).

Werner, Anton von, Historienmaler, geb. 9. Mai 1843 zu Frankfurt a. O., bezog 1860 die Akademie zu Berlin und setzte seine Studien in Karlsruhe fort, wo er 1862-67 blieb und in nahe Beziehung zu Adolf Schrödter, C. F. Lessing und Victor Scheffel trat, dessen Dichtungen "Frau Aventiure" und "Juniperus" er 1863 und 1865 illustrierte. 1865-67 entstanden unter einigen kleinern Genrebildern wie: Vertrauliche Unterhaltung, Klosterleben, Quartett, Freier, Irrgang, die histor. Genrestücke: Luther vor Kardinal Cajetan, Konradin im Gefängnis, Entführung Kaiser Heinrichs IV., Götz von Bcrlichingen in Heilbronn. W. ging 1867 nach Paris, wo er die Illustrationen zu Scheffels "Gaudeamus" und "Bergpsalmen" komponierte. Die Zeit vom Herbst 1868 bis Ende 1869 brachte er in Italien zu und zeichnete die Illustrationen zum "Trompeter von Säckingen" und zu "Hugdietrichs Brautfahrt" von W. Hertz sowie die Einwürfe zu den 1870 ausgeführten Wandbildern im Gymnasium zu Kiel (Luther in Worms und Die Erhebung von 1813). Im Sept. 1870 begab sich W. in das Hauptquartier der Dritten Armee und blieb bis zur Beendigung des Feldzugs in Frankreich. Nach seiner Rückkehr und Übersiedelung nach Berlin malte er das Velarium Kampf und Sieg für den Siegeseinzug in Berlin. Dann schritt er zu dem im Auftrag der deutschen Fürsten als Geschenk für Kaiser Wilhelm zu dessen 80. Geburtstag ausgeführten großen Gemälde: Die Kaiserproklamation in Versailles (vollendet 1877; im königl. Schlosse zu Berlin), malte Moltke vor Paris (1873; Museum in Kiel), Moltke in seinem Arbeitszimmer zu Versailles und den in das Museum zu Breslau gelangten Farbenkarton zu dem Mosaik am Sockel der Siegessäule zu Berlin. 1873 wurde W. zum Professor und Mitglied der Akademie, 1875 zum Direktor der Lehranstalt an derselben ernannt. Von 1878 bis 1881 entstanden: Der Berliner Kongreß von 1878 (Rathaus in Berlin) und die sieben Wandbilder für den Rathaussaal in Saarbrücken: Der Sturm auf die Spicherer Höhen und Die Ankunft des Königs von Preußen in Saarbrücken, Verbrüderung von Nord- und Süddeutschland und die Porträte des deutschen Kronprinzen, des Prinzen Friedrich Karl, Bismarcks und Moltkes,

außerdem Die Stiftung des Schwarzen Adlerordens (1881; königl. Schloß in Berlin). In demselben Jahre erschien auch das Bild: König Wilhelm im Mausoleum zu Charlottenburg 19. Juli 1870 (Museum in Breslau). Die Proklamation des Deutschen Kaiserreichs wurde 1883 als Wandgemälde für die Berliner Rubmeshalle verändert wiederholt und mit deren Gegenstück, Krönung Friedrichs I. in Königsberg 1701, 1887 vollendet. 1882-83 schuf W. unter Mitwirkung von Eugen Bracht, Karl Röchling und Henry Koch das Panorama der Schlacht bei Sedan (in Berlin), dem als Ergänzung 1884-85 die drei großen Dioramen: General Reille überbringt Kaiser Napoleons Brief, Die Kapitulationsverhandlungen zwischen Moltke und Wimpffen in Donchery und Die Begegnung Bismarcks mit Kaiser Napoleon hinzugefügt wurde. In derselben Zeit entstanden auch unter Mitarbeit seiner Atelierschüler die Wandmalereien im Café Bauer in Berlin. Spätere Bilder sind das militär. Genrebild: Kriegsgefangen (1886), Kaiser Wilhelms 90. Geburtstag (1889; im Besitz der Königin von England), Kronprinz Friedrich Wilhelm an der Leiche des Generals Abel Douay bei Weißenburg (1890), Die feierliche Eröffnung des Deutschen Reichstags durch Kaiser Wilhelm II. (1893), Im Etappenquartier vor Paris (1894; Nationalgalerie in Berlin), Kronprinz Friedrich Wilhelm im Hauptquartier 1870 in Versailles (1895), Kronprinz Friedrich Wilhelm auf dem Hofball, 1878 (1895; Museum in Breslau), Kaiser Wilhelm beglückwünscht den Feldmarschall Grafen Moltke zu seinem 90. Geburtstag (1896; im Besitz des Deutschen Kaisers), Die Jubelfeier der Wiederaufrichtung des Deutschen Reichs (1897; im königl. Schlosse zu Berlin). - Vgl. Rosenberg, Anton von W. (Bd. 9 der "Künstlermongraphien", Bielef. 1895).

Werner, August Wilhelm Ernst, prot. Theolog, geb. 9. Okt. 1838 zu Fröttstedt bei Gotha, studierte in Jena und Göttingen, wurde 1862 Lehrer am Progymnasium zu Ohrdruf, 1863 zugleich Diakonus daselbst und 1866 Pfarrer in Brüh'eim. W. schloß sich dem Protestantenverein an, wurde 1872 als Pfarrer an die Kreuzkirche in Hannover gewählt, doch erklärte ihn das geistliche Stadtministerium daselbst wegen mangelnder Orthodoxie für unfähig zur Bekleidung eines Pfarramtes in der luth. Kirche Hannovers. 1876 wurde W. Oberpfarrer in Guben. 1880 als erster Pfarrer an die Jalobikirche zu Berlin gewählt und vom brandenb. Konsistorium bestätigt, wurde W. jedoch infolge erneuter Proteste von dem durch den Generalsynodalausschuß verstärkten evang. Oberkirchenrat zuerst zu schriftlicher Erklärung über seinen dogmatischen Standpunkt veranlaßt und sodann zu einem Kolloquium vorgeladen, das er unter Verzicht auf die Pfarrstelle ablehnte. Vgl. Amtliche Aktenstücke, die Wahl des Oberpfarrers W. zum Pastor an St. Jakobi betr., Guben 1880.) Er schrieb: "Herder als Theolog" (Berl. 1871), "Die Helden der christl. Kirche (Lpz. 1874), "Bonifacius, der Apostel der Deutschen und