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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wienbarg - Wiener Joch

1895); Bermann, Illustrierter Führer durch W. und Umgebungen (6. Aufl., ebd. 1895); Meurer, Kleiner illustrierter Führer durch W. und Umgebungen (5. Aufl., ebd. 1897); Grübl, Die Gemeindeverwaltung der Stadt W. in den J. 1889‒93 (ebd. 1895); F. Umlauft, Namenbuch der Stadt W. (ebd. 1895); Quellen zu Geschichte der Stadt W. Redigiert von A. Mayer (Abteil. 1, Bd. 1‒2, ebd. 1895); Schauenstein, Die Versorgungsanstalten der Stadt W. (ebd. 1895): Habernal, Unser W. in alter und neuer Zeit (ebd. 1896); Zimmermann, Geschichte der Stadt W., Bd. 1 (ebd. 1897); Griebens Reisebücher Nr. 8: W. und Umgebungen (14. Aufl., bearb. von Möbius, Berl. 1897); ferner Statist. Jahrbuch der Stadt W. (seit 1883); die Berichte der Bürgermeister der Stadt W. (seit 1867); das von der Stadt W. herausgegebene Werk: W. 1848‒88; Die Polizeiverwaltung W.s (Wien, jährlich); Mitteilungen des Statistischen Departements des Wiener Magistrats: «Monatsberichte»; endlich die Berichte der Handels- und Gewerbekammer in W. über Industrie, Handel und Verkehrsverhältnisse (jährlich).

Wienbarg, Ludolf, Schriftsteller, geb. 25. Dez. 1802 zu Altona, studierte in Kiel und in Bonn und las dann an ersterm Orte ein Semester lang über Ästhetik und deutsche Litteratur. Diese Vorlesungen ließ er u. d. T. «Ästhetische Feldzüge» (Hamb. 1834) drucken und gab, indem er sie auf dem Titel «dem jungen Deutschland» widmete, für die durch ihn und seine Gesinnungsgenossen vertretene litterar. Richtung den historisch gewordenen Namen. 1835 ging W. nach Frankfurt a. M. und verband sich mit Gutzkow zur Herausgabe der «Deutschen Revue», die aber unterdrückt wurde. Von der Proskribierung des Jungen Deutschland mitbetroffen, lebte er eine Zeit lang am Rhein und ging dann nach Hamburg, wo er längere Zeit den kritischen Teil der «Börsenhalle», dann nacheinander die Mitredaktion der «Hamburger neuen Zeitung», des «Altonaer Merkur» und der «Litterar.-kritischen Blätter» (bis 1847) besorgte. Nach dem schlesw.-holstein. Kriege, an dem er sich als Freiwilliger beteiligte, lebte er wieder zu Hamburg und Altona, war seit 1864 Mitarbeiter der deutsch-nationalen «Altonaer Nachrichten» und starb daselbst 2. Jan. 1872. W. vereinigte als Schriftsteller ein leidliches Wissen mit den eleganten Formen des Journalisten, war aber in keiner Weise eine führende Persönlichkeit. Er schrieb: «Holland in den J. 1831 und 1832» (2 Bde., Hamb. 1833), «Quadriga» (ebd. 1835), «Tagebuch von Helgoland» (ebd. 1838), «Zur neuesten Litteratur» (Mannh. 1835; 2. Aufl., Hamb. 1838), «Geheimnis des Worts» (Kiel 1852). Von seinen «Vermischten Schriften» ist nur ein Band erschienen (Altona 1840). Durch die Ereignisse der Zeit wurden hervorgerufen: «Der dän. Fehdehandschuh. Aufgenommen von W.» (Hamb. 1846), «Darstellungen aus den schlesw.-holstein. Feldzügen» (Bd. 1 und 2, Kiel 1850‒51) und «Geschichte Schleswigs» (2 Tle., Hamb. 1861‒62). – Vgl. Ludolf W. (in «Unsere Zeit», Jahrg. 1872, 1. Hälfte).

Wienen, s. Lutter und Spiritusfabrikation.

Wiener, Heinr., Senatspräsident am Reichsgericht, geb. 12. Okt. 1834 in Glogau, war 1860‒66 zuerst in Stettin, dann in Berlin bei der Staatsanwaltschaft thätig, wurde 1867 Rechtsanwalt in Berlin, 1873 vom Bundesrat in die Kommission zur Beratung des Entwurfs der Strafprozeßordnung berufen, 1874 zum Rat beim Oberhandelsgericht ernannt, trat dann zum Reichsgericht über, wurde 1891 Senatspräsident an demselben, 1892 als Mitglied in die Börsenenquetekommission berufen. Er trat 1896 in den Ruhestand und starb 7. Nov. 1897 in Berlin. 1873 veröffentlichte er auf Aufforderung des Vereins für Socialpolitik ein Gutachten zur Reform des Aktiengesellschaftswesens, 1884, anläßlich der Vorlegung des Entwurfs zum Aktiengesetz im Reichstag, die Schrift: «Der Aktiengesetzentwurf. Betrachtungen und Vorschläge» (Leipzig). In der Schrift «Das Differenzgeschäft vom Standpunkte der jetzigen Rechtsprechung» (Berl. 1893) suchte er die Bekämpfung des Börsenspiels mit einer Unklagbarkeit der Geschäfte nach bestehenden jurist. Distinktionen des Privatrechts als unzulänglich darzustellen.

Wiener Allgemeine Zeitung, seit 1880 bestehende liberale Zeitung, wurde als Aktienunternehmen mit täglich dreimaliger Ausgabe unter der Leitung von Theod. Hertzka begründet und ging später in den Besitz von Regierungsrat von Hirschfeld, dem Gründer und mehrjährigen Leiter der «Polit. Correspondenz», und Louis von Moskowicz über. Gegenwärtiger Chefredacteur: Dr. Julius von Ludassy; Auflage: 14‒15000.

Wiener Becken, s. Wien (S. 702 b).

Wiener Braun, ein rotbrauner Farbstoff, der aus den Rückständen der Fuchsinfabrikation gewonnen wurde, aber nicht mehr im Handel ist. W. B. ist ein Gemenge von Anilinfarbstoffen.

Wiener Friedensschlüsse. In Wien wurden folgende vier Frieden abgeschlossen:

1) Der Friede vom 18. November 1738, dem die 3. Okt. 1735 abgeschlossenen Präliminarien vorausgegangen waren, beendete den Polnischen Thronfolgekrieg von 1733 bis 1738 (s. d.).

2) Der Friede vom 14. Oktober 1809 beendete den Französisch-Österreichischen Krieg von 1809 (s. d.) und wurde in dem benachbarten Lustschloß Schönbrunn, dem Hauptquartier Napoleons, abgeschlossen.

3) Der Friede von 1864 beendigte den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 (s. d.), und zwar wurden die Präliminarien 1. Aug., der endgültige Vertrag 30. Okt. abgeschlossen. Darin trat der dän. König Christian Ⅸ. alle seine Rechte auf die Herzogtümer Schleswig-Holstein und Lauenburg an den Kaiser von Österreich und den König von Preußen ab und versprach, deren weitere Bestimmungen über diese Lande anzuerkennen. Außer einer zweckmäßigen Grenzregulierung, die die jütischen Enklaven in Nordschleswig beseitigte (s. Schleswig-Holstein, Geschichte), wurde festgesetzt, daß die Herzogtümer von der dän. Gesamtschuld 29 Mill. dän. Thaler (=21¾ Mill. Vereinsthaler) und überdies die Rückerstattung der Kriegskosten an die verbündeten Großmächte übernehmen sollten.

4) Der Friede vom 3. Oktober 1866 beendete den Italienischen Krieg von 1866 (s. d.). Kaiser Franz Joseph Ⅰ. von Österreich gab hier seine Zustimmung zur Vereinigung des (4. Juli 1866 an Napoleon Ⅲ. abgetretenen) Lombardisch-Venetianischen Königreichs mit dem Königreich Italien, wogegen König Victor Emanuel Ⅱ. sich verpflichtete, die auf dieser Provinz haftenden Schulden zu übernehmen und 35 Mill. Fl. an die österr. Staatskasse zu bezahlen. Zugleich ward die lombard. Eiserne Krone an Victor Emanuel Ⅱ. ausgeliefert.

Wiener Grün, s. Schweinfurter Grün.

Wiener Joch, s. Joch (Maß).