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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wurmkraut – Wurst (Speise)

Parasiten ohne weiteres ausführbar, wie denn auch das Vorhandensein von Eingeweidewürmern überhaupt (mit wenig Ausnahmen) nur für die Darmschmarotzer mit Sicherheit nachzuweisen ist, dadurch, daß entweder ganze Tiere oder aber die für jede einzelne Art ganz charakteristisch gestalteten Eier der Parasiten mit den Exkrementen abgehen. Zur Entfernung der Würmer bedient man sich der sog. anthelminthischen oder Wurmmittel (remedia anthelminthica), die übrigens niemals ohne ärztlichen Rat genommen werden sollten. Von diesen sind besonders zu nennen: Wurm- oder Zittwersamen ^[richtig: Zitwersamen] (Flores Cinae oder Santonici) und das aus ihnen dargestellte Santonin, Rainfarnsamen (Semina Tanaceti), die Farnkrautwurzel (Radix filicis maris), Granatwurzelrinde (Cortex radicis granati), Kussoblüten (Flores kousso), Kamala u. a. Schwieriger, wenn nicht ganz unausführbar, ist die Entfernung der einzeln oder gesellig in den abgeschlossenen Organen des Körpers (Muskeln, Leber, Lunge u. s. w.) sitzenden Würmer. Zwar kann der Arzt auf operativem Wege mitunter helfend einschreiten (z. B. beim Leberechinokokkus), indessen ist hier nur selten eine völlige Heilung zu erzielen. Das beste und allein sichere Mittel gegen W. ist Reinhaltung des Körpers und Reinlichkeit und sorgfältige Zubereitung der Nahrung, da allein hierdurch die Einfuhr der lebendigen Wurmkeime in den Körper verhindert wird. (S. auch Bandwürmer, Saugwürmer.)

Wurmkrankheit oder Wurm heißt auch die Rotzkrankheit (s. d.). – Über die Wurmkrankheit des Roggens s. Stockkrankheit.

Wurmkraut, Pflanzenart, s. Spiraea; auch Tanacetum.

Wurmkrebse, s. Copepoden.

Wurmlingen, württemb. Dorf, s. Bd. 17.

Wurmlöcher, Wurmmehl, s Wurmfraß.

Wurmmittel, s. Wurmkrankheiten.

Wurmmoos, s. Carrageenmoos.

Wurmräder, s. Zahnräder.

Wurmregen, das gelegentliche, plötzliche und massenhafte Auftreten der sog. Schneewürmer (s. d.), aber auch parasitischer Saitenwürmer (Mermisarten, s. Haarwürmer), die im Sommer, namentlich nach warmen Gewitterregen, aus ihren Wirten, verschiedenen Insekten, auswandern, um sich in die Erde zu begeben, und oft in großer Masse auf Pflanzen und auf dem Boden gefunden werden.

Wurmsamen, s. Artemisia und Zitwersamen.

Wurmschlangen (Typhlopidae), eine gegen 70 in heißen Ländern lebende Arten zählende Familie kleiner, nicht giftiger Schlangen (s. d.), die auf einer sehr niedrigen Stufe der Organisation stehen. Sie besitzen einen kleinen, kaum abgesetzten Kopf mit verkümmerten Augen, eine sehr enge, nicht erweiterungsfähige Mundspalte, wenige Zähne und einen kurzen Schwanz. Ihre Wohnstätte ist der Erdboden, in dem sie nach Art der Regenwürmer graben; ihre Nahrung bilden kleine Kerbtiere. Typhlops und Stenostoma sind bekanntere Gattungen.

Wurmschnecken (Vermetus), eine Gattung meerbewohnender Kammkiemer (s. d.), deren gestrecktes, meist am Boden angewachsenes Gehäuse sich anfangs spiral windet, später aber unregelmäßig verlängert und dann an die Röhren vieler Würmer erinnert.

Wurmschokolade, s. Schokolade.

Würmsee, s. Starnberger See.

Wurmser, Dagobert Siegmund, Graf von, österr. Generalfeldmarschall, geb. 7. Mai 1724 zu Straßburg i. E., trat 1741 in franz. Kriegsdienste, war im Österreichischen Erbfolgekriege 1742 beim Korps des Grafen Belleisle in Böhmen, machte den Siebenjährigen Krieg mit und trat 1762 als Oberst in österr. Dienste über. Im Bayrischen Erbfolgekriege gelang ihm 18. Jan. 1779 ein Überfall auf Habelschwerdt. Nach dem Frieden wurde er zum kommandierenden General in Galizien und 1787 zum General der Kavallerie ernannt. Beim Ausbruch des franz. Revolutionskrieges erhielt er ein Armeekorps, mit dem er 1793 bei Rohrbach (29. Juni), Germersheim (5. Juli) und Eßlingen (27. Juli) siegte. In Verbindung mit dem Herzog von Braunschweig eroberte er die Weißenburger Linien, mußte jedoch im Dezember über den Rhein zurückgehen. Im Jan. 1794 wurde er abgerufen, übernahm indes Aug. 1795 abermals den Oberbefehl am Rhein, schlug die Franzosen 23. und 29. Okt. bei Mannheim und nahm 22. Nov. diese Festung ein. Im Juni 1796 wurde W. mit dem Oberbefehl in Italien betraut. Er rückte alsbald zum Entsatz von Mantua vor, das von Bonaparte belagert wurde, ward aber bei Castiglione 5. Aug. geschlagen, so daß er nach Tirol abziehen mußte. Bei einem zweiten Entsatzversuche, durch das Brentathal, kam Bonaparte von Tirol her W. in den Rücken, schlug ihn bei Roveredo 4. Sept. und bei Bassano 8. Sept., so daß W. sich in die Festung Mantua werfen mußte, die nun aufs neue blockiert wurde. Trotz verschiedener glücklicher Ausfälle mußte er 2. Febr. 1797 Mantua nach neunmonatiger Verteidigung übergeben. W. begab sich nach Wien, wo er 27. Aug. 1797 starb. – Vgl. Vivenot, Thugut, Clerfayt und W. (Wien 1869).

Wurmsucht, s. Wurmkrankheiten.

Wurmtrocknis, s. Forstinsekten.

Wurmzeltchen, soviel wie Santoninzeltchen (s. Santonin).

Wurmzüngler (Vermilinguia), eine Unterordnung der Echsen, die sich vor allem auszeichnet durch den Besitz einer sehr eigentümlichen wurmförmigen Zunge, an deren Ende eine becherartige Anschwellung sitzt und die um die Länge des ganzen Tierkörpers nach außen vorgestreckt werden kann. Die einzige Familie ist die der Chamaeleontes, deren Hauptvertreter das gemeine Chamäleon (s. d.) ist.

Wurno, Hauptstadt von Sokoto (s. d.) im Sudan.

Wurrus, Bandwurmmittel, s. Kamala.

Wurschen, Dorf in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Bautzen, hat (1895) 210 evang. E. und ein Rittergut. W. war in der Schlacht bei Bautzen (s. d.) im Mai 1813 Hauptquartier der Monarchen von Rußland und Preußen; die Schlacht wird daher auch Schlacht bei W. genannt.

Würselen, preuß. Dorf, s. Bd. 17.

Wurst, eine aus zerkleinertem Fleisch, Fett und Gewürz in Därme, Blasen, Magen, Pergamentschläuche u. a. gefüllte, in gekochtem, gebratenem, geröstetem, geräuchertem, oft auch geräuchertem und gebrühtem Zustande zum Genuß gelangende Speise. Man unterscheidet 1) W. aus rohem Fleisch (Dauer- und Rauchwurst), 2) solche, zu der neben rohem Fleisch Wasser verarbeitet wird (Brat- und Brühwurst), 3) solche aus gekochtem Fleisch, zu der a. Leber und Gehirn (Leber- und Weißwurst) oder b. Blut (Blut- oder Rotwurst) verwendet wird, und 4) sülzenartige Produkte. Zu Dauerwurst (Cervelat-, Plock-, Schlack-, Mett- und Salamiwurst), die mehr oder weniger geräuchert ist, wird als Material bestes,