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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Abessinien - Abstimmungspostkarte

dieren, für die ein eigenes College, Alexandra-Hall, bestimmt ist.

Abessinien *. (Hierzu Karte: Abessinien, Erythräa und Südarabien.) Während der Besetzung durch die Italiener sind mehrfache Untersuchungen Tigres in geolog., orogr., hydrogr. und klimatischer Beziehung vorgenommen und eingehende Berichte darüber an die ital. Regierung eingegeben worden; so von Menotti Garibaldi, der 1891 nicht sehr günstig über das Dreieck Massaua-Asmara-Keren berichtete, und von Baldacci, der im Auftrage des ital. Handels-und Landwirtschaftsministeriums den Landstrich zwischen Massaua, Adua und Keren erforschte und zu dem Urteil gelangte, daß Ackerbau auf dem Hochlande wegen unregelmäßigen Regenfalls in unserm Sinne unmöglich und höchstens mit der Viehzucht zu rechnen sei. Die Wasserläufe unserer Karten sind fast durchweg nur zeitweilige, und selbst die Hauptströme Mareb, Barka und Anseba boten dem Reisenden nur dünne Wasserfädcn dar, die sich hier und da im Sande ganz verloren. Menilek selbst ließ in Kassa durch den schweiz. Ingenieur Ilg Forschungsreisen ausführen, auf denen ein großer Mineralreichtum dieser Gegend festgestellt wurde. Anfang 1895 besuchte eine Expedition der kaiserl. Russischen Geographischen Gesellschaft A. von Obok aus, um Beziehungen zwischen A. und Rußland anzuknüpfen. Die neue Hauptstadt A.s ist seit 1893 Addis Abeba (s. d.). - Der Negus Menilek (s. d.) von A. ließ, um sich des 1889 mit Italien geschlossenen Vertrages zu entledigen, wodurch er sich verpflichtet hatte, nur durch Vermittelung Italiens mit andern Mächten zu verhandeln, 1895 zuerst durch seinen Vasallen, Ras Mangascha von Tigre, die Italiener in Erythräa angreifen und griff dann am Ende des Jahres selbst in den Kampf ein. (S. Erythräa.) Am 1. März 1896 gelang es ihm, bei Adua (s. d.) den Italienern eine entscheidende Niederlage beizubringen, worauf die Feindseligkeiten eingestellt wurden, ohne daß es zu einem offiziellen Friedensschluß gekommen wäre. Jedoch zogen sich die Italiener aus A. zurück und bestehen nach den von dem Ministerpräsidenten Rudini in der Kammer abgegebenen Erklärungen nicht mehr auf der Aufrechterhaltung des Schutzvertragcs von Uccialli; dagegen beabsichtigen sie die Linie Mareb-Belesa zu behaupten. - Vgl. Münzenberger, A. und seine Bedeutung für unsere Zeit (Freib. i. Br. 1892).

Abirrung des Lichts *. Nach Neucombs Untersuchungen beträgt die Aberrationskonstante 20",501.

Ablegen von Bienenstöcken, s. Bienenzucht.

Åbo * hat (1892) 33184 E. Die Ausfuhr hatte 1891 einen Wert von 9,51 Mill., die Einfuhr von 23,96 Mill. finn. Mark.

Abome * wurde 17. Nov. 1892 ohne Kampf von den Franzosen besetzt. (S. Dahome.)

Abony *, Marktflecken, hat (1890) 12012 magyar. E.

Aboral (lat.), s. Adoral.

Abramidopsisis nannte von Siebold eine aus Verbastardierung einer Art Brassen (Abramis) und Weißfisch (Leuciscus) hervorgegangene, scheinbare Fischgattung, die eine einzige Art, Leuckartii Heck., enthält. Sie findet sich hin und wieder in den Flüssen und Seen Mitteleuropas.

Abranchiata, Kiemenlose, nannte Hurley die drei höhern Klassen der Wirbeltiere (Reptilien, Vögel und Säugetiere), die zeitlebens durch Lungen und nie durch Kiemen atmen.

Abrantes *, Stadt, hat (1890) 7151 E.

Abrastol, Konservierungsmittel, s. Asaprol.

Abrudbánya *, Stadt, hat (1890) 2993 rumän. und magyar. E.

Abschreckungsstrafe, s. Kriminalpolitik.

Absent (lat.), in Bayern eine auf einer Pfründe dinglich lastende Abgabe, welche freiresignierenden Beneficiaten für die Lebensdauer bewilligt wird und in jährlichen Raten zu entrichten ist. Das A. bewirkt eine Schmälerung der Einkünfte des zeitigen Pfründeninhabers.- Absenz- oder Absentgelder sind Abgaben, welche nach kath. Kirchenrecht für die Dispensation von der Residenzpflicht von solchen Geistlichen zu leisten sind, die gleichzeitig mehrere Pfründen haben. Von beiden Abgaben finden sich nur noch ganz vereinzelte Überreste in Bayern. - Vgl. Permaneder, Kath. Kirchenrecht (Landsh. 1846), I, S. 448; II, S. 557.

Abstimmungsapparate, mechan. Vorrichtungen zur Abstimmung mit Ja und Nein. Bei den Apparaten, bei denen Ja und Nein durch schwarze und weiße Bälle angegeben wird, können diese in den Röhren eines ruckweise rotierenden Behälters untergebracht sein. Die Entnahme der gewünschten Bälle erfolgt durch Niederdrücken von Tasten. Das Gewicht der abrollenden Bälle benutzt man zuweilen zur Bewegung von Zählwerken. Derartige Apparate müssen mit einer Einrichtung versehen sein, welche immer nur die Entnahme eines Balles gestattet. Dies kann beispielsweise dadurch bewirkt werden, daß ein den untersten Ball unterstützender Hebelarm durch Ausübung einer Zug- oder Druckkraft von seiten des Abstimmenden aus dem Sammelrohr zurückgezogen wird, während sich gleichzeitig ein Schieber unter den zweituntersten Ball hineinschiebt. Um solche Apparate auch für parlamentarische Körperschaften verwendbar zu machen, hat man den Vorschlag gemacht, von einem mit komprimierter Luft gefüllten Behälter aus nach allen Sitzen der Abgeordneten Rohre zu führen. Durch Druck auf einen der an jedem Sitz der Abgeordneten anzubringenden Ja- und Neintaster ist der Abstimmende im stande, den entsprechenden Ball in das entsprechende Zählwerk rollen zu lassen. Bei einer andern Art von A. geschieht das Abstimmen mit Ja oder Nein durch Rechts- und Linksdrehen einer auf Zählwerke wirkenden Kurbel. Ferner giebt es A., bei welchen ein Druckknopf mit jedem der Zählwerke, die für die zu wählenden Kandidaten aufgestellt sind, in Verbindung gebracht werden kann.

Neuerdings sind auch A. bekannt geworden, bei welchen ein schnelles Wahlergebnis dadurch erhalten wird, daß die relative Lage zwischen einem Wahlbogen und einer Anzahl Stempel durch den Wähler eingestellt wird, worauf dieser durch Niederdrücken eines Stempels seine Stimme in dem Wahlbogen in Gestalt eines Loches vermerkt, ähnlich wie dies bei den Statistischen Maschinen (s. d.) mit den Zählkarten geschieht. Die Löcher dieser Lochbogen werden dann mittels eines pneumat. Zählwerkes gezählt. (S. auch Abstimmungstelegraphen.)

Abstimmungspostkarte, eine Postkarte, die dazu dient, im Ultimohandel von Wertpapieren Irrtümer bei der Anfertigung der Abrechnungsbogen (s. Liquidationskassen, Bd. 11) zu vermeiden. Die Karte hat drei Spalten, in welche der Name der Effekten und die Nominalbeträge, welche der Absender vom Adressaten in der Liquidation zu empfangen oder an ihn zu liefern hat, eingeschrieben werden. Am Fuße der Karte steht der Vermerk, daß