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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Meng-tze - Mennige

Meng-tze, eigentlich Meng-kho genannt, bekannter unter dem latinisierten Namen Mencius, chines. Sittenlehrer, lebte 372‒289 v. Chr. Seine Lehren sind in sieben Büchern niedergelegt, welche seinen Namen zum Titel haben und einen Bestandteil der vier Schu oder klassischen Bücher bilden. (S. Chinesische Sprache, Schrift und Litteratur.) Seine Lehren bewegen sich ausschließlich auf ethischen und staatsphilos. Gebieten und stimmen principiell mit denen des Confucius überein.

Menhaden oder Bunker (Clupea tyrannus Latrobe), ein Fisch aus der Gattung der Heringe, von der Größe und Gestalt einer Alse (s. d.), der an der atlantischen Küste Nordamerikas jährlich zu Millionen gefangen und zu Thran und Fischguano verarbeitet wird; er ist nächst dem Kabeljau der wichtigste Fisch in Nordamerika, dessen Fang jährlich 1 bis 2 Mill. Doll. einbringt.

Menhir (kelt. men = Stein, hir = lang, hoch), einzelne oder mehrere in einer Reihe stehende große hohe Steinsäulen, die meist Monolithen sind, zuweilen auch aus mehrern Blöcken bestehen. Vielleicht sind sie in einigen Ländern Orakelsteine, Opfersteine u. s. w. gewesen, in Skandinavien und wahrscheinlich auch in Deutschland waren sie Grabsteine, die zum Gedächtnis an Verwandte errichtet wurden. Im german. Norden heißen sie Bautasteine (s. d.); an ihre Stelle traten später die Runensteine. Ihre Benutzung mag bis in die Zeit der übrigen Megalithischen Denkmäler (s. d.) zurückreichen. Hier und da sind in Skandinavien und Deutschland noch einzelne erhalten. Die Säule bei Beckum und die Externsteine bei Horn sind wohl die bekanntesten in Deutschland. In Skandinavien finden sie sich auf alten Grabfeldern, namentlich im südl. Schweden, noch heute sehr zahlreich.

Menièresche Krankheit, benannt nach dem franz. Arzt P. Menière (spr. -ĭähr), der sie 1861 zuerst beschrieb, ein eigentümlicher Symptomenkomplex, bestehend in Ohrensausen, Schwindel, Erbrechen und einer bald kürzere, bald längere Zeit anhaltenden Bewußtlosigkeit des Kranken, worauf häufig ein unsicherer, taumelnder Gang und hochgradige Schwerhörigkeit zurückbleiben. Das Leiden beruht auf einer eigentümlichen Affektion des häutigen Labyrinths. (S. Gehör, Bd. 7, S. 690 a.)

Menig, Jost, s. Menius.

Menilek, König von Abessinien (s. d. und Schoa).

Ménilmontant (spr. -mongtáng), frühere Vorstadt, jetzt das 20. Arrondissement von Paris.

Menin (spr. -näng), vläm. Meenen, Stadt in der belg. Provinz Westflandern, links an der Lys, an der franz. Grenze und an den Linien Kortrijk-Hazebrouk und M.-Roulers (18 km), hat (1890) 13710 E.; Spinnerei, Weberei, Brauerei, Anbau von Tabak, Cichorie und Flachs. Bei Verteidigung der jetzt abgetragenen Festung erwarb Scharnhorst 1794 die ersten Lorbeeren.

Meningītis (grch.), die Entzündung der Hirnhäute (s. Gehirnhautentzündung); M. cerebro-spinālis epidemĭca, der epidemische Kopfgenickkrampf (s. Genickkrampf); M. spinalis, die Rückenmarkshautentzündung, s. Rückenmarkskrankheiten.

Meningocēle (grch.), der Gehirnbruch.

Meninx (grch.), die Hirnhaut.

Meninx, Lotophageninsel, s. Dschebado.

Meníppe, der 188. Planetoid.

Meníppus, Cyniker, geb. zu Gadara in Palästina, wahrscheinlich im 3. vorchristl. Jahrh., soll sich durch Wucher ein bedeutendes Vermögen erworben, dasselbe aber wieder eingebüßt und sich aus Gram über diesen Verlust erdrosselt haben. Er behandelte Gegenstände aus dem Gebiete der praktischen Philosophie in heiterm Tone, wobei er, wie es scheint, abwechselnd von der prosaischen zur metrischen Form überging. Nach ihm sind die «Saturae Menippae» des M. Terentius Varro (s. d.) genannt. Deutlicher tritt M.’ Schreibweise aus Dialogen des Lucian entgegen, der, wie er selbst sagt, M. nachgeahmt und in einigen Dialogen sich ihm eng angeschlossen hat. Über das Leben des M. und das Wesen der nach ihm benannten Menippeischen Satire handeln Öhler in «Marci Terentii Varronis saturarum Menippearum reliquiae» (Quedlinb. 1844) und Fritzsche, M. und Horaz (Güstrow 1871).

Meniskus (grch., «verkleinerter Halbmond»), s. Kapillarität und Linse (optisch, S. 194 a).

Menispermacēen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Polycarpen (s. d.) mit gegen 1000 fast durchweg tropischen Arten. Es sind zum größten Teile windende oder kletternde Gewächse mit holzigen oder krautartigen Stengeln, einfachen oder gelappten Blättern und kleinen unscheinbaren zu Trauben oder Rispen vereinigten zweihäusigen Blüten. Die männlichen haben gewöhnlich sechs Perigonblätter und ebensoviel oder mehr Staubgefäße, die weiblichen drei oder mehr, in der Regel zu einer Beere oder Steinfrucht verwachsende Fruchtblätter.

Menispermīn, ein krystallisierbares Alkaloid, das sich in den Kockelskörnern (s. d.) findet und dessen Zusammensetzung der Formel C<sub>18</sub>H<sub>24</sub>N<sub>2</sub>O<sub>2</sub> ^[C18H24N2O2] entsprechen soll.

Menispérmum coccŭlus, s. Kockelskörner.

Menĭus, Justus (latinisiert aus Jost Menig), Reformator Thüringens, geb. 13. Dez. 1499 zu Fulda, studierte in Erfurt, begab sich 1519 nach Wittenberg und blieb seitdem der Reformation zugethan. Er wurde 1523 Pfarrer in Mühlberg bei Gotha, 1525 in Erfurt, ging 1527 nach Gotha und unterstützte 1528 Melanchthon auf seinen Visitationsreisen durch Thüringen; 1529 wurde M. Pfarrer und Superintendent in Eisenach, reformierte 1541‒43 das Kirchen- und Schulwesen der Stadt Mühlhausen und wurde 1546 Superintendent in Gotha. Der Zuneigung zur Lehre Majors (s. d.) beschuldigt, legte er 1556 sein Amt in Gotha nieder und ging nach Leipzig, wo er 1557 Prediger an der Thomaskirche wurde. Er starb 11. Aug. 1558. Er schrieb: «Oeconomia christiana» (1529), «Vom Geist der Wiedertäufer» (1544); auch einen Traktat gegen die Doppelehe (des Landgrafen Philipp von Hessen). – Vgl. G. L. Schmidt, Justus M., der Reformator Thüringens (2 Bde., Gotha 1867).

Menken, Anastasius Ludwig, s. Mencke.

Menkeuré oder Menkeré, s. Mykerinos.

Mennĭge oder Minium, die feurig gelblichroten, zwischen dem Bleioxyd und Bleisuperoxyd stehenden Oxyde Pb<sub>3</sub>O<sub>4</sub> ^[Pb3O4] und Pb<sub>4</sub>O<sub>5</sub> ^[Pb4O5] . M. wurde früher erhalten, indem man gelbes Bleioxyd (Massicot) längere Zeit bei einer nicht bis zum Schmelzen steigenden Temperatur an der Luft erhitzte; gegenwärtig stellt man die M. durch Rösten von Bleiweiß bei oxydierender Flamme und einer kaum bis zur Rotglühhitze gesteigerten Temperatur dar. Die M. dient zur Bereitung einer Bleiglasur, des Bleiglases sowie eines Kittes für Gas- und Dampfleitungsröhren, ferner zum Verstreichen der Fugen von