Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Alfa'
in England und Spanien. Die Faser wird nicht aus dem Halme, sondern
aus den nicht flächenförmigen, sondern cylindrisch gestalteten
Blättern gewonnen. Die Faser ist grüngelblich glanzlos, rauh im
Anfühlen und im Vergleiche mit den gewöhnlichen Spinnfasern steif.
Die A. ist zollfrei.
Alfenid (fr. Alfenide, engl. Argentan);
Legierungen aus Kupfer, Zink und Nickel, also eine Art Neusilber;
die nickelreicheren besitzen eine sehr schöne weiße Farbe, die
nickelärmeren werden gewöhnlich galvanisch versilbert; man fertigt
daraus allerlei Gerätschaften. Einfuhrzoll: S. Tarif im Anh.
Nr. 19 a (zollfrei). Waren daraus: feine Nr. 19 d 3.; andere Nr.
19 d 2.; versilberte Nr. 20 b 1.
Algarobilla (Algarovilla); die Hülsenfrucht
eines im sandigen trockenen Norden Chile's und auch in
Kolumbien vorkommenden Strauches,
Inga Marthae; sie enthält
kleine, linsenförmige, schwärzliche Bohnen. Die Ware kommt in
Säcken von circa 75 k und wird ihres hohen Gerbsäuregehaltes
(bis zu 70%) wegen zum Schwarzfärben und zur Tintenfabrikation
verwendet. - Zollfrei.
Algiermetall ist eine weißglänzende,
ziemlich leicht schmelzbare und sehr gußfähige Legierung, aus
94,5% Zinn, 5% Kupfer und 0,5 Antimon bestehend, oder auch nur
aus 7 Teilen Zinn und 1 Teil Antimon; wird zu Tischglocken,
Klingeln u. s. w. verarbeitet - Zoll: S. Tarif im Anh. Nr. 19 a
und d 2 u. 3. Zu vergl. Alfenid.
Alizari (Lizari); die orientalische
Krappwurzel, von
Rubia peregrina abstammend,
die im Orient angebaut wird. - Zollfrei.
Alizarin (Krapproth, Lizarinsäure); ein
aus der Krappwurzel darstellbarer roter Farbstoff, der jetzt auf
künstlichem Wege aus einem Bestandteil des Steinkohlentheers in
sehr bedeutenden Mengen fabrikmäßig dargestellt wird. Man hatte
zwar auch schon vor der 1868 erfolgten Entdeckung des
künstlichen A. diesen Farbstoff,
aus der Wurzel dargestellt, in den Handel gebracht, doch hat
derselbe eine große Bedeutung nie erlangt, da der Preis zu hoch
und das Präparat nicht rein genug war. Man erhielt nur 3% der
Wurzel an Ausbeute, das Präparat war eine schwärzlichgrüne harzartige
Masse und wurde grünes Alizarin
genannt. Das jetzt in den Handel kommende künstliche A. ist zwar
auch nicht chemisch rein, aber doch bedeutend reiner als das
sogenannte grüne A.; man kann überdies aus diesem künstlichen
Roh-A. des Handels leicht chemisch reines A. in beliebiger Menge
darstellen. In der Krappwurzel ist das A. auch nur zum kleineren
Teile fertig gebildet enthalten, der größere Teil entsteht erst
bei der Behandlung des Krapps mit Säuren oder bei der Gärung
desselben aus einem Glucoside, welches Schunk
Rubian und Rochleder
Ruberythrinsäure nannte
(vergl. Krapp.). Zur Fabrikation des künstlichen A. benutzt man das
Anthracen
(s. d.) des Steinkohlentheers; dasselbe muß zunächst gereinigt
werden, da die rohe Ware nur 50 bis 60% reines Anthracen enthält;
es geschieht dies, indem man das Roh-Anthracen schmilzt, bis
nahezu 200° C. erhitzt
↔
und dann einen überhitzten Dampfstrom von 220 bis 240° C.
darauf einwirken läßt; die Dämpfe des sich hierbei verflüchtigenden
A. werden in einer großen Kondensationskammer, in welche zugleich
noch kaltes Wasser eingespritzt wird, verdichtet. Das A. wird
dann durch Behandlung mit doppelchromsaurem Kali und Schwefelsäure in
Anthrachinon übergeführt;
dieses verwandelt man durch Erhitzen mit Schwefelsäureanhydrit
bis auf 160° C. in Antrachinonmonosulfosäure,
welche mit Natronlauge neutralisiert wird. Das
anthrachinonmonosulfosaure Natron
scheidet sich hierbei in weißen Kristallblättchen vollständig aus,
während die über den Kristallen stehende Mutterlauge das gleichzeitig
gebildete anthrachinondisulfosaure Natron
enthält. Letzteres Salz verarbeitet man auf
Alizarin-Gelbstich (ein noch
Purpurin enthaltendes A.), während das Salz der Monosulfosäure
Alizarin-Blaustich liefert, d. i.
ein A., welches fast ganz frei von Purpurin ist. Die Überführung dieser
Sulfosalze in A. geschieht durch Zusammenschmelzen mit Ätznatron bei
einer 190° C. nicht überschreitenden Temperatur. Die geschmolzene
Masse wird mit heißem Wasser ausgewaschen und das A. aus seiner
Verbindung mit Natron durch eine Säure ausgefüllt. Man erhält es
dann als gelben, flockigen Niederschlag, der nach dem Auswaschen
in Teigform in den Handel gebracht wird. Nach einem abgekürzten
Verfahren stellt man jetzt das A. auch dadurch her, daß man
das Anthracen mittelst Schwefelsäureanhydrit in
Antracensulfosäure umwandelt,
mit Natron neutralisiert und dieses Salz trocken mit Ätzkali bis
auf 250° erhitzt; durch Zusatz einer Säure zur wässrigen Lösung
der Schmelze wird das A. abgeschieden. - Im Handel erhält man das
A. teils als 10 prozentige, teils als 20 prozentige Paste (Teigform).
Chemischreines A. erscheint
in langen, glänzenden, durchsichtigen, dunkelgelben Kristallen, die
bei 100° ihr Kristallwasser verlieren und dadurch undurchsichtig und
rot werden; zwischen 215 und 225° C. schmilzt das A. und sublimiert
dann größtenteils unzersetzt. Seiner chemischen Konstitution nach
ist das A. als Bioxyanthrachinon
zu betrachten. In kaltem Wasser ist das A. nur sehr wenig löslich,
leicht löslich ist es dagegen in heißem Alkohol, in Holzgeist, Äther und
Eisessig; diese Lösungen besitzen eine gelbe Farbe; in
Alkalilaugen löst es sich dagegen mit blauvioletter Farbe.
Verwendung findet das A. in der
Färberei und Zeugdruckerei in sehr bedeutenden Mengen. Nach den
Angaben der badischen Anilin- und Sodafabrik war der Verbrauch von
künstlichen A. schon 1878 um circa 50% größer als jemals die
Gesamtproduktion des natürlichen Alizarins und Purpurins in Form von
Krapp war und wurde schon damals die tägliche Produktion von
künstlichem A., als 10 prozentige Paste berechnet, in Europa auf
25000 k geschätzt. Dabei ist der Preis beträchtlich heruntergegangen
von 12 Mk. pro k im März 1873 auf 2,30 Mk. im Januar 1878; ein
Preis, der bedeutend niedriger ist, als der, den dieser Farbstoff in
Form von Krapp je gehabt
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 11.