Autorenkollektiv,
Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
Dritte Auflage, 1884
Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
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Alkalien - Aloë
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Alizarin'
hat, denn die Wurzel liefert nur circa 1% reines A. Vor kurzem
haben jedoch die deutschen Alizarinfabrikanten beschlossen, vom
1. Sept. 1881 an den Preis für 20 prozentige Alizarinpasten um
50% zu erhöhen. Hauptproduzent von A. ist Deutschland, welches
1874 schon 12 Alizarinfabriken besaß, Frankreich und England je
eine, welche zusammen jährlich 1250000 k A. in Teigform von 10%
Gehalt im Werte von 14000000 Mk. produzierten, hiervon kamen
allein auf Deutschland 900000 k. Seitdem sind noch zwei Fabriken
in der Schweiz entstanden, dagegen haben in Deutschland zwei
den Betrieb eingestellt. Dennoch wurde die Produktion für 1876
auf 4 Mill. k (10 prozentiges) angegeben. Reines Anthracen
liefert durchschnittlich 50% seines Gewichtes an trockenem A.
Einfuhr: zollfrei. - Im Jahre 1880 belief sich der Wert der
Ausfuhr von Alizarin aus dem deutschen Reiche auf 20607000 Mk.,
der der Einfuhr nur auf 62000 Mk.
Alkalien; im Handel und industriellen
Leben versteht man hierunter nur die Hydrate des Kali und Natron,
auch Ätzkali und
Ätznatron; vom wissenschaftlichen
Standpunkte aus gehören ausser Kali und Natron nebst ihren
Hydraten auch noch Cäsion, Rubidion und Lithion hinzu. - Kalk,
Baryt und Strontian bezeichnet man öfter als
erdige Alkalien. Häufig
wird auch das Ammoniak mit zu den A. gerechnet. Ätzkali u.
Ätznatron s. Tarif im Anh. Nr. 5 d, die übrigen sind zollfrei.
Nr. 5 i.
Alkaloide (Org. Basen). Mit diesem
Namen belegt man diejenigen stickstoffhaltigen organischen
Verbindungen, welche basische Eigenschaften haben und fertig
gebildet im Pflanzenreiche vorkommen. Die Zahl derselben ist
schon ziemlich groß und steht zu erwarten, daß auch noch weitere
entdeckt werden. Die meisten derselben sind starke Gifte und
zugleich wertvolle Heilmittel. Diejenigen die im Handel vorkommen
sind unter ihren Namen beschrieben; sie sind größtentheils
weiße kristallinische oder auch amorphe Körper ohne Geruch,
nur das Coniin und Nicotin sind flüssig und haben einen starken
Geruch. Die Versendung geschieht in Glasgefäßen oder bei
größeren Posten in Büchsen von Weißblech. Im Detailverkauf dürfen
die A. nicht abgegeben werden. Die gangbarsten A. sind: Chinin,
Morphin, Aconitin, Strychnin, Atropin, Veratrin, Physostigmin,
Curarin und Coffeïn, sowie deren Salze. - Einfuhr: zollfrei.
Alkanna (Henna, rote Ochsenzunge, rote
Schlangenwurzel, lat. radix Alcannae,
fr. orcanette, engl. orchauet); ein Artikel des Droguenhandels,
die Wurzel von Anchusa tinctoria
oder auch von Alcanna tinctoria,
einer im südöstlichen Europa und Kleinasien heimischen Pflanze,
die namentlich in Ungarn angebaut wird. Die Wurzel ist spindelförmig,
wenig ästig, 10-15 cm lang, mit einer sich leicht abblätternden,
dunkelvioletten bis braunroten Rinde bedeckt, welche der Träger des
Farbstoffs ist, während der leicht zerbrechliche Holzkörper auf
dem Querbruche nur gelblichweiß erscheint. Deutschland bezieht
seinen Bedarf meist aus Ungarn; in England werden jährlich über 15000
↔
engl. Pfunde verbraucht, in Nordamerika ebensoviel. Die A. wird zum
Rotfärben von Haarölen, Pomaden und Weingeistlacken verwendet. -
Einfuhr: zollfrei.
Alkannin ist der in der Alkannawurzel
enthaltene rote Farbstoff; er kommt im unreinen Zustande als
breiförmige Masse in den Handel und wird durch Extraktion der
Wurzel mit Benzol und Abdestillieren des Benzols aus dieser Lösung
gewonnen. In Wasser ist dieser Farbstoff unlöslich, er löst
sich aber leicht in fetten und ätherischen Ölen, sowie auch
in Alkohol mit prächtig roter Farbe, die durch Alkalien in
Blau übergeht. Man benutzt das A. wie die Alkannawurzel.
Alkohol; dieser Name bedeutet, wenn
ohne jede nähere Bezeichnung gebraucht, in der Wissenschaft
stets so viel als
Weingeist,
Äthylalkohol
oder Spiritus
(s. d.). Im Spiritushandel versteht man unter A. die schlechteste
Sorte des rectifizierten Sprits, die nicht zur Bereitung geistiger
Getränke, u. s. w. verwendet werden kann, sondern nur an chemische
Fabriken verkauft wird. - Zoll: S. Tarif im Anh. Nr. 25 b.
Alkohole (fr. esprit, engl. sprit);
Allgemeinname für eine große Gruppe chemischer Verbindungen,
die mit dem Weingeist oder Spiritus, dem Hauptrepräsentanten
der Gruppe gewisse Ähnlichkeiten im chemischen Verhalten und
der chemischen Konstitution zeigen. Im Handel kommen für
gewöhnlich nur folgende A. vor:
Äthylalkohol (Spiritus),
Methylalkohol,
Amylalkohol,
Phenol,
Cresol,
Thymol und
Glycerin.
Alkoholometer; es sind Senkwagen oder
Aräometer, die zur bequemen Bestimmung des Alkoholgehaltes
alkoholischer Flüssigkeiten durch das spezifische Gewicht benutzt
werden. Im deutschen Reiche sind jetzt nur geaichte
Normalalkoholometer zulässig; sie sind aus Glas gefertigt, mit
Thermometer versehen und bilden einen Handelsartikel derjenigen
Firmen, die mit optischen und physikalischen Apparaten handeln. -
Zollfrei.
Alloxan ist ein stickstoffhaltiges
Zersetzungsprodukt der Harnsäure, kommt nur im feineren
Chemikalienhandel zuweilen vor; farblose, geruchlose,
glänzende Kristalle, sehr leicht veränderlich, geht leicht in
Alloxantin und andere
Zersetzungsprodukte über. Dieses Alloxantin benutzte man, bevor
die Anilinfarben in Aufnahme kamen, zur Fabrikation von
Murexid
(s. d.); jetzt ist dieses ganz außer Gebrauch gekommen.
Aloë; ein Artikel des Droguenhandels,
besteht aus dem eingetrockneten Saft der Blätter verschiedener
Arten der Aloëpflanze. Man unterscheidet im Handel zwei Hauptformen
von A., nämlich
Leberaloë
(Alëe hepatica)
und glänzende Aloë
(Aloë lucida);
die zu letzterer gehörigen Sorten sind stark glänzend, auf der
Bruchfläche und in dünnen Schichten durchscheinend, während
die ersteren, die Leberaloësorten, matt, leberfarben und
undurchsichtig sind. Sämtliche Sorten von A. besitzen einen
äußerst bitteren Geschmack und einen eigentümlichen Geruch. -
Man unterscheidet folgende zur Aloë lucida gehörige Sorten:
1) Socotrin-Aloë oder
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 12.