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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Drainröhren; Drell

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Draht - Drell

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Draht'

und es geschieht dabei wenigstens das feinere Ausziehen immer auf kleinen Handmaschinen, sog. Handleiern. Echte wie unechte Drähte werden oft noch zwischen Walzenpaaren flach gedrückt (geplättet) und bilden dann den zu Zwecken der Verzierung vielfach gebrauchten Lahn. - Der D. wird in Nummern in den Handel gebracht: die Nummerierung ist aber je nach Fabrikationsort, ja selbst bei verschiednen Fabriken eines Ortes verschieden. Nur in Deutschland und Österreich ist durch die seit 1874 durch Vereinbarung der Fabrikanten eingeführte Normallehre Einheit geschaffen. Die Normallehre ist so bemessen, daß durch Division jeder Nummer mit 10 der Drahtdurchmesser in mm erhalten wird. D. Nr. 50 ist 5 mm, D. Nr. 5 0,5 mm stark. - Guter fehlerfreier D. muß an allen Stellen gleichen Querschnitt besitzen und darf an der Oberfläche weder Längsfurchen, noch Risse, noch Schiefer zeigen. Er muß große Biegsamkeit, Zähigkeit und Festigkeit besitzen. - Zoll: D. von Eisen und Stahl s. Tarif im Anh. Nr. 6 d, mit Papier überzogen Nr. 6 e 3 β von Blei Nr. 3 c; von Zink Nr. 42 c; von Zinn Nr. 43 c; von Kupfer, unplattiert sowie Telegraphenkabel Nr. 19 b, plattierter und leonischer Nr. 19 c; mit Gespinstfäden übersponnener Nr. 20 c 3; von Edelmetallen Nr. 20 a. - Drahtseile aus Eisen- oder Stahldraht. Die erste Anwendung derselben wurde 1827 vom Oberbergrat Albert auf harzer Bergwerken gemacht und seitdem haben sie in den Bergwerken, bei Eisenbahnrampen und Drahtseilbahnen, bei der Ausrüstung der Schiffe (stehendes Tauwerk), bei der Schleppschiffahrt (Seilschiffe) und Fähren, zu Tragseilen bei Hängebrücken, endlich zur Kraftübertragung auf weite Entfernungen ausgedehnte Verwendung gefunden. Drahtseile erhalten viel geringere Dicke als Hanfseile, sind sicherer und billiger. Ein Hanfseil muß 2-2½ mal dicker sein als ein Drahtseil von gleicher Tragfähigkeit. Die Drahtseile werden auf Seilspinnmaschinen mit sehr gestreckten Windungen gedreht und erhalten meistens Hanfseelen, d. h. Einlagen von geteerten Hanfseilen zum Ausfüllen der Höhlung. Zu einer Litze kommen z. B. 6 Drähte mit einer Hanfeinlage; 6 solcher Litzen werden um eine stärkere Hanfseele zu einem Seil zusammengedreht. Außer Rundseilen werden auch für schweren Dienst Band- oder Flachseile benutzt. Diese bestehen gewöhnlich aus 6 Strähnen, von denen 3 rechts und 3 links gedreht sind. Jeder Strähn hat 4 Litzen und jede von diesen besteht aus 6 oder 7 um eine Hanfseele gewundenen Drähten. Die 6 Strähne werden von durchgehenden flachen, außen umgenieteten Stiften oder mit eingeflochtenem Nähdraht seitlich zusammengehalten. Die Drahtseile werden von Drahtwerken und Seilereien geliefert. Eine hierzu vorzüglich eingerichtete ist die von Felten und Guillaume in Köln. Alle Drahtseile erhalten, wenn sie nicht aus verzinntem, verzinktem oder verkupfertem D. hergestellt wurden, einen vor Rost schützenden Überzug von Steinkohlenteer oder einer aus Petroleumrückständen, Harz und Baumöl bereiteten Schmiere. - Drahtstifte, in den größten Nummern Drahtnägel genannt, werden aus ↔ rundem, zuweilen auch aus vierkantigem D. mittels Maschinen ohne Verwendung von Glühfeuern hergestellt. Der Verbrauch derselben ist ein ganz ungeheuerer; die Sortenzahl eine sehr große. Die ersten Drahtstiftmaschinen kamen in Paris zur Ausführung und Verwendung, daher noch der Name pariser Stifte, werden jetzt aber in allen Ländern mit Kleineisenindustrie gebaut und gebraucht. Die Maschinen liefern bei jeder Umdrehung der Schwungradwelle einen fertigen Nagel; es erfolgen aber je nach der Größe der Stifte 80-300 Umgänge in der Minute, bei Mittelsorten 120-180. Die verschiednen Verrichtungen, welche die Organe der Maschine bei jedem Umlauf in rascher Folge ausführen, sind: Hereinziehen des in Rollen vorgelegten Drahtes um eine Nagellänge; Festhalten des Drahtes in einer dicken Zange; Plattstoßen des hervorstehenden kleinen Endstücks zu einem Kopf; Abschneiden des Drahtes mittels zweier oder dreier Schneidstähle, wodurch er zugleich geschärft wird, oder statt dessen die Anformung einer Spitze durch Pressung: Abgleichung des neu entstandenen Endes durch einen Querschnitt, damit der folgende Kopf gebildet werden kann; Auswerfen des fertigen Stiftes. Manche Stifte werden noch in Trommeln gescheuert und von Rauhheiten befreit, einige verzinnt, durch Glühen gebläut oder durch Erhitzen mit Öl geschwärzt. Die Ware verkauft sich in abgewogenen Packeten und nach Nummern sortiert zu sehr mäßigen Preisen. - Zoll: Drahtseile zur Kettenschleppschiffahrt sind zollfrei. Eiserne, auch mit einem Kern aus Hanf s. Tarif im Anh. Nr. 6 e 1 β kupferne Nr. 19 b.

Drainröhren (Drains, Drainageröhren), scharfgebrannte unglasierte Thonröhren zur Entwässerung nasser Felder und Wiesen. Da die Röhrennetze, welche in einer Tiefe von ¾-1 m unter der Oberfläche gelegt werden, sich in verschiedne Haupt- und Nebenstränge auszweigen, so haben die Röhren verschiedne Dimensionen der Weite; die engen 22-25 mm Durchmesser, die weitern (Sammeldrains) 10-15 cm. Jedes Rohr hat am einen Ende eine Erweiterung, in welche das schlichte Ende des folgenden eingeschoben wird. Eine andre Verbindung findet aber nur selten, durch Muffen statt. Das Wasser sucht sich seinen Weg durch die Stoßfugen, vielleicht auch durch die Rohrwandungen. Die Röhren werden aus Thon-, auch, besonders in Irland, aus Topfmasse auf besondern pressenden Maschinen geformt. Der Verbrauch ist ein sehr großer; Preise der Thonrören 30,5 Mk. bei 600 kg Gewicht bis 144,5 Mk. bei 3500 kg pro Tausend. Man rechnet 855 bis 1018 m Röhren pro ha; wo das Drainieren gebräuchlich ist, werden sie in großer Menge als eine wirkliche Fabrik- und Handelsware hergestellt. - Zollfrei.

Drell (Drill, Drillich, Zwillich). Mit diesen Namen belegte man ursprünglich alle gemusterten Leinengewebe, welche mit Tritten, also ohne Zugstuhl und Jacquardmaschine hergestellt wurden. Die Muster waren und sind auch heute noch zum weitaus größten Teil einfach und klein und wurden durch Köperbindung

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 100.