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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die hellenische Kunst

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Die hellenische Kunst.

im folgenden: Gepulverte Farbe wurde mit Bienenwachs, mit einem Zusatz von Harz vermischt, das Gemenge wurde dann auf einem Rost erwärmt und auf die Holztafel entweder mit einem Pinsel aufgestrichen oder mit einem löffelförmigen Werkzeug (cestrum) aufgetragen und mit diesem weiter verarbeitet.

Der Hauptvorzug dieses Verfahrens lag in der Erhaltung der Frische der Farben und Erhöhung ihrer Leuchtkraft. Ein Teil ist a tempera gemalt, d. h. mit Wasserfarben, die mit Eiweiß und Eigelb gebunden sind.

Bei den Wandbildern wurde in der Weise verfahren, daß auf die Wandfläche Stuck in zwei oder drei Schichten aufgetragen wurde, deren oberste eine Beimischung von Wachs enthielt, da hier dem Stuck gleich der Farbstoff zugesetzt ist. Auf diesem (einfarbigen) Untergrunde wurden dann die übrigen Zierstücke und Darstellungen aufgemalt.

Mosaiken. Eine Abart der Malerei fand in Rom, namentlich seit der Kaiserzeit, besondere Pflege: die Mosaikmalerei. Das Verfahren, durch Zusammensetzen farbiger Steinchen und Glasstiftchen Ziermuster herzustellen, ist "uralt" und wurde auch im Osten vielfach angewendet. Erst im letzten Jahrhundert v. Chr. scheint man angefangen zu haben, ganze Gemälde auf diese Weise nachzuahmen. Die Mosaikmalerei wurde hauptsächlich für den Fußboden, in geringerem Maße auch für Wände benutzt, und hängt ihre Ausbildung mit der steigenden Prunksucht der römischen Gesellschaft zusammen. Sie blieb auch in der Folgezeit sehr beliebt, da ja bei ihr das Handwerksmäßige überwiegt und keine höhere Kunstfertigkeit erforderlich ist.

Von den zwei Proben ist die erste, das sogenannte "Tauben-Mosaik", die Nachbildung eines Werkes des Sosos aus dem Königspalaste zu Pergamon; die zweite stellt einen Bühnenvorgang dar und stammt laut Inschrift von Dioscurides, einem Künstler aus Samos. (Fig. 184 u. 185.)

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Römische Baukunst. Auf dem Felde der Bildnerei und Malerei erweist sich die römische Kunstthätigkeit nur als eine Fortsetzung der griechischen, die auf einen anderen Boden verpflanzt ist und hier sich den Eigenheiten und Bedürfnissen einer Gesellschaft anpaßt, welche übrigens in Sachen des Geschmackes auch "griechisch" gebildet war. In der Baukunst jedoch brachten es die Römer zu einer mehr selbständigen Eigenart, wenn auch diese nicht als etwas Einheitliches und dem römischen Geiste unmittelbar Entsprungenes erscheint, sondern das Ergebnis einer bewußten Vermischung verschiedener Grundteile war. Der scharfe Verstand spielt hierbei eine größere Rolle als das Kunstgefühl.

Verbindung der altitalischen und griechischen Bauweise. In Kürze läßt die römische Baukunst in der Hauptsache sich dahin kennzeichnen, daß sie zunächst den einheimischen italischen Gewölbebau mit dem griechischen Säulenbau vereinigte und sodann auf malerische Wirkung das Hauptgewicht legte.

Die italische (etruskische) Bauweise war ohnehin schon frühzeitig von griechischen Anschauungen beeinflußt worden; zu Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. begann dann der griechische Stil den einheimischen in den Hintergrund zu drängen, erfuhr aber dabei mannigfache Umbildung. Die Tempelform des Prostylos wird zunächst eingeführt, bei der Neigung der Römer zum Großartigen

^[Abb.: Fig. 188. Grabmal der Cäcilia Metella.

Rom, Via Appia.]