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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Etwas für Hausfrauen

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Die Mutter der Kinder,

Und herrschet weise

Im häuslichen Kreise

Und lehret die Mädchen

Und wehret den Knaben,

Und regt ohne Ende

Die fleißigen Hände

Und mehrt den Gewinn

Mit ordnendem Sinn."

Diesem edlen Frauenbilde wird jedoch die Herrin, welche in ihrer Mädchenzeit nie aktiv in die Hausgeschäfte eingriff, wenig gleichen. Die Magd, sogar die geistig etwas beschränkte, sieht doch sehr bald, wie viel, oder besser, wie wenig die Frau versteht, wie sehr sie auf den guten Willen der "Küchenfee" angewiesen ist. Läßt nun die Frau dem Dienstboten freie Hand, wird oft mancher Franken mehr verbraucht, will sie trotz eigener Unkenntnis die Zügel führen, da und dort befehlen und anordnen, was sie nicht versteht, so gehts oft noch schlimmer. Ein Glück für sie, wenn sie eine erfahrene, tüchtige und gewissenhafte Dienerin erhält und sich dann soweit verdemütigen kann, jetzt noch zu lernen.

Auch im Mittelstande und in Arbeiterfamilien werden die Mädchen vielfach nicht an häusliche Tätigkeit gewöhnt. Da heißt es gar oft: "Laß nur, du kannst's doch nicht und bis ich dir's gezeigt hätte, habe ich es zweimal selber gemacht." Die Frau des Mittelstandes scheut sich, ihre Tochter gleichsam als "Magd" in die Lehre zu schicken und sie einer tüchtigen Hausfrau zur Ausbildung zu überlassen. Da behilft man sich lieber mit "Schnellbleiche", mit einem sechswöchigen "Kurs". Ich will die Kurse durchaus nicht etwa herabsetzen; sie bieten theoretisches Wissen und praktische Grundbegriffe; aber sicheres Können, Gewandtheit und Uebung ist nicht in einigen Wochen erreichbar.

Die Arbeitersfrau hat vielleicht noch den Willen, ihr Mädchen für das Hauswesen tüchtig zu machen, aber sie denkt: "Hat man gute Sachen genug, so kann man auch gut kochen." Kann das Mädchen einen Kaffee kochen, zwei bis drei einfache Gemüse eßbar zubereiten, so hält es sich für eine perfekte Haushälterin und die Eltern sind gleicher Ansicht. Die erste freie Stelle mit hohem Lohn wird zu erlangen gesucht. Zwar wird "Kenntnis in gut bürgerlichem Kochen und in übrigen Hausgeschäften" verlangt, aber "das macht sich". Mit hochgestellten Erwartungen kommt das Mädchen in Stellung; schon in den ersten Tagen hapert's bedenklich, und das "Ende vom Lied" ist "Stellenwechsel". So geht es vier, fünfmal, bis sie im günstigen Fall zu einer tüchtigen Frau kommt, die auch Zeit, Geduld und Liebe genug hat, sie in das Hauswesen von Grund auf einzuführen. Andernfalls vermehrt sie die Zahl der Mädchen, die von einer Stelle zur andern gehen und nirgends festen Fuß fassen.

Oft wird die Frage aufgeworfen, ob es für junge Frauen vorteilhafter sei, ein junges Mädchen, das erst eingeschult werden muß, oder gleich eine tüchtige Magd zu halten, und habe ich da schon die verschiedensten Meinungen gehört. Meiner Ansicht nach kann eine junge, tüchtige Frau aus dem Mittelstande, die keinen großen Haushalt zu besorgen hat, ganz gut mit einer so jugendlichen Stütze auskommen. Ist das Mädchen intelligent und gutwillig, die Herrin ernst und mild, tüchtig, gebildet, so ist dasselbe bald einigermaßen in die Hausgeschäfte eingeführt und wird in 2-3 Jahren eine tüchtige Kraft, die einer Frau auch in größerem Haushalt treu zur Seite steht und sie auf kürzere Zeit in der Leitung des Hauswesens ersetzen kann. In der Regel sind solche Mädchen, die man eigentlich herangebildet und erzogen hat, treu, dankbar und anhänglich. Ausnahmen gibt es auch hier, doch sind es gottlob Ausnahmen und nicht Regel *).

Frauen, die einen großen Haushalt haben oder einen Beruf ausüben, ev. auch "mit im Geschäfte", im Laden 2c. sich betätigen und den Haushalt größtenteils der Magd anvertrauen müssen, glaube ich abraten zu sollen, die verantwortungsvolle Stelle einem jungen, unerfahrenen Mädchen zu überlassen. Sie tun entschieden besser, eine perfekte Person zu engagieren. Für Kost und Logis hat man in beiden Fällen die gleiche Auslage. Der einzige Unterschied liegt im Lohn, den die tüchtige Haushälterin durch rasche, gute Arbeit reichlich einbringt, leistet sie ja in einer Stunde, was ein Mädchen ohne Anleitung an einem Tage kaum zustande bringt.

(Schluß folgt.)

Etwas für Hausfrauen.

Wieder rückt die Zeit heran, da die Hausfrau sich gerne Vorräte sammelt für den Winter, um später in Küche und Keller wohlbestellt zu sein.

Manch sparsames Fraueli hat wohl schon allerlei über Sterilisieren und Konservieren von Früchten und Gemüse gelesen, aber ist immer wieder zurückgeschreckt vor der allerdings etwas erheblichen Ausgabe, die die Anschaffung eines solch vollkommenen Stertlisierungsapparates mit allem, was drum und dran hängt, erfordert.

Mir selbst ist es früher einmal so gegangen, doch fand ich schließlich einen Ausweg, der das letzte Hindernis überbrückt hat.

*) Vielleicht dürfte sich eine Anzahl tüchtiger Hausfrauen bereit finden, Töchter auszubilden, die nicht später "dienen" wollen. Man hat zur Ausbildung in fremden Sprachen sog. "Kinderaustausch". Das System würde sich auch auf Hauswirtschaftl. Gebiet realisieren lassen, wenn allseits guter Willen vorhanden ist. Die Tochter lernt in der "Fremde" manches, was sie daheim nicht gern lernen würde, wäre gut aufgehoben 2c.