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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Gesundheitspflege; Vermischtes

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Vermischtes.

Eine "vollkommene Tasse Kaffe". Ueber dieses Thema, das gewiß vielen sehr wichtig erscheinen wird, läßt sich eine hohe Autorität in diesem Fache, der Kaffeekoch des türkischen Gesandten in London, E. Zampunis, folgendermaßen aus: "Eine vollkommene Tasse türkischen Kaffees zu machen, ist, wie viele andere Dinge, sehr leicht, wenn man versteht, wie man ihn machen muß; aber es ist schwer, wenn die Kunst nicht in der Türkei gelernt wird. Es ist ein so großer Unterschied zwischen einer gewöhnlichen Tasse Kaffee und dem auserlesenen und verlockenden Getränk mit seinem feinen Aroma, wie zwischen Pferdefleisch nnd dem besten englischen Rindfleisch. Meine Methode ist sehr einfach. Ich habe viele kleine Töpfe von verschiedener Größe, die in der Form alle gleich sind, einen Stil und oben einen Rand und eine Tülle haben. Je nach der Anzahl der Tassen Kaffees, die ich zu kochen habe, brauche ich einen größern oder kleineren Topf. Ich fülle z B. den kleinen Topf bis zum Rand mit Wasser, dann tue ich drei Stücke Zucker hinein und setze ihn zum Kochen auf das Feuer. Ist das Wasser heiß, so schütte ich zwei Theelöffel sehr fein gemahlenen Kaffees hinein, und rühre um, bis der Kaffee mit dem Wasser gut vermischt ist. Ich mache es also grade umgekehrt wie gewöhnlich, ich tue erst den Zucker und dann den Kaffee hinein. Dann stelle ich den Topf wieder aufs Feuer und passe gut auf, bis der Kaffee siedet und sich oben Schaum bildet. Ehe der Schaum aber überfließt, nehme ich den Topf vom Feuer und stoße mit dem Boden des Topfes auf dem Herd auf, bis der Schaum heruntergeht. Dieses Verfahren wird noch zweimal wiederholt. Kommt der Schaum zum vierten Male an die Oberfläche, so wird der Topf abgenommen, und der Kaffee in zwei Tassen so eingegossen, daß jede Tasse einen Teil des Schaumes oben enthält. Nach meiner Meinung kann der Engländer nicht Kaffee kochen. Er versucht es wohl, kann aber weder eine vollkommene Tasse türkischen noch französischen Kaffees machen. Ebensowenig gelingt es den Franzosen, guten türkischen Kaffee zu kochen. Den französischen Kaffee mag ich nicht, da er dünn und schlecht ist. Meiner Meinung nach ist nur der türkische Kaffee vorzüglich. Nur darf man eines nicht vergessen, der Kaffee muß frisch geröstet und gemahlen sein. Er darf nicht zu schwarz geröstet sein; ein dunkles Braun ist die ideale Farbe. Es gibt noch viele andere Methoden, die ich in der Türkei erprobt habe, und es gibt natürlich Gelegenheiten, wo man die Art der Kaffeebereitung verändern muß. Wer den echten türkischen Kaffee zu würdigen versteht, weiß, daß feine Süße einen Teil seines Triumphes ist, da dadurch das ganze Aroma des Kaffees herausgebracht wird, aber einige Leute Mögen keinen Zucker und einige schmecken gern den Grund, der fast so fein wie Mehl ist. In solchem Fall muß natürlich eine andere Methode angewandt werden.

Wie die Chokolade in Europa zur Einführung gelangte, dürfte vielleicht vielen Konsumenten dieser "Götterspeise", wie Linné den Kakao zu nennen beliebt, noch nicht bekannt sein. Die alten Mexikaner bereiteten seit undenklichen Zeiten aus den gerösteten und zerstoßenen Früchten des Kakaobaumes mit kaltem Wasser ein Getränk, das sie mit Maismehl, auch mit Zimmet, Vanille, ja sogar mit Paprika versetzten und Chocolat nannten, (von den mexikanischen Worten Chow, das ist Kakao, und atl, das heißt Wasser). Lobreden über die große Nährkraft dieses Getränkes, welche von Amerika nach Europa kamen, fanden daselbst wenig Gehör. Im Jahre 1520 brachte ein Spanier die ersten Kakaobohnen in sein Vaterland. Hier waren Zucker und Zuckerrohr schon längst allgemein im Gebrauch und man verstand es, mit Hilfe beider, aus dem kalten, bittern Trank der Azteken einen fußen, würzigen Warmtrunk herzustellen. Die Zubereitung des neuen Getränkes blieb lange Zeit Geheimnis der Spanier. Im Jahre 1606 führte ein Italiener, Cerletti mit Namen, die Chokolade in Florenz ein, nachdem er sie in Westindien hatte kennen gelernt. Von dort machte sie den Rundgang durch Europa und wurde besonders in Italien und in Spanien zum Lieblingsgetränk. In London wurde 1657 die erste Chotoladenschenke eröffnet, in Holland lernte man den braunen Würztrunk erst 20 Jahre später kennen. Nach Frankreich kam die Chokolade durch Marle Antoinette, als diese Ludwig XVI. heiratete. Sie war eine große Verehrerin dieses Getränkes. In Wort und Schrift traten Aerzte und Männer der Wissenschaft für die Chokolade ein, so der Spanier Colmenero de Ledesman, der Italiener Paradisi, der Pariser Arzt Bachot. Aber auch seine Gegner hatte der exotische Trank. Ein Wiener Arzt erklärt die Chocolade 1772 rundweg als die "Ursache aller Schäden und Laster seiner Zeit." Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts geriet "unsere braune Schöne" noch einmal stark in Verruf, als man sich gar zur Einhüllung von Gift bediente. Ihr Siegeslauf durch Europa aber war nicht mehr auszuhalten.

Gesundheitspflege.

Schnupfen! Wen besuchte er in diesen Tagen nicht, der unleidbare Gast, der ungebeten und unangemeldet sich einstellt und der so überaus schwer wieder los zu werden ist! Gerade die gegenwärtigen Tage des Witterungsumschlages, die Tage des Nebels und des herabrieselnden oder herniederströmenden Regens sind