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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Baradla; Baraga; Baraguay d'Hilliers; Barakai; Barakan; Baralip; Baramula; Baranetz

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Baradla - Baranetz.

Den Namen B., welcher einen mit Lumpen Bedeckten bedeutet, erhielt er von seinen apostolischen Wanderungen im Bettlergewand. Er starb 578.

Baradla, berühmte Tropfsteinhöhle, s. Agtelek.

Baraga, Friedrich, indian. Sprachforscher und Missionär, geb. 29. Juni 1797 auf dem Schloß Treffen bei Dobernich in Krain, studierte anfänglich zu Wien die Rechtswissenschaften, wandte sich aber nach deren Absolvierung der Theologie zu und bekam 1825 die Priesterweihe. 1821 ging er als Missionär nach Amerika, wo er den Indianern am Obern See das Christentum predigte und nahezu 3000 derselben taufte. Seit 1853 zum Bischof geweiht, starb er 23. Jan. 1868 in Marquette. B. schrieb mehrere religiöse Schriften in der Odschibwäsprache; seine Hauptwerke sind aber eine Grammatik dieser Sprache (Detroit 1851) und ein englisch geschriebenes Wörterbuch derselben (Cincinnati 1853).

Baraguay d'Hilliers (spr. -gäh diljeh), 1) Louis, franz. General, geb. 13. Aug. 1764 zu Paris, ward 1784 Leutnant, focht als Brigadegeneral und Souschef des Stabes Custines 1793 in der Pfalz und vor Mainz, wurde jedoch in den Sturz Custines verwickelt, eingekerkert und erst nach Robespierres Fall befreit. 1796 kommandierte er zu Paris gegen die Insurgenten der Vorstadt St.-Antoine, kam, nachdem er abermals als Royalist verfolgt worden war, zum Westheer unter Hoche und dann nach Italien, wo ihm Bonaparte zwei Halbbrigaden gab und die Besetzung Bergamos auftrug. Für seine guten Dienste im März 1797 zum Divisionsgeneral ernannt, besetzte er Venedig und kommandierte dort als Gouverneur bis zur Besetzung der Stadt durch die Österreicher. 1798 schloß er sich der ägyptischen Expedition an, fiel, mit der Siegesbeute von Malta zurückgeschickt, in englische Gefangenschaft, wurde nach seiner Befreiung vor ein Kriegsgericht gestellt, jedoch völlig freigesprochen und 1799 als Chef des Stabes zur Rheinarmee gesendet und operierte dann unter Macdonald in Graubünden. 1801 ward er zum Generalinspektor der Infanterie und 1804 zum Generalobersten der Dragoner ernannt. Im Feldzug von 1805 führte er die Reservekavallerie und zeichnete sich bei Austerlitz aus. 1808 wurde er zum zweitenmal Gouverneur von Venedig. 1809 that er sich unter dem Vizekönig Eugen besonders in der Schlacht bei Raab (14. Juni 1809) hervor. Nach dem Wiener Frieden Oberbefehlshaber in Tirol, trug er durch Mäßigung viel zur Beruhigung dieses Landes bei. 1810 sandte ihn Napoleon I. nach Spanien, wo er in Oberkatalonien ein Kommando übernahm. Im russischen Feldzug 1812 mußte ein Teil seiner Division sich 9. Nov. den Russen ergeben, weshalb er bei Napoleon in Ungnade fiel. Aus Gram darüber starb er im Dezember 1812 in Berlin.

2) Achille, Graf, franz. Marschall, geb. 6. Sept. 1795 zu Paris, Sohn des vorigen, machte schon den Feldzug von 1812 mit, war 1813 Adjutant Marmonts und verlor bei Möckern durch eine Kanonenkugel die linke Hand. 1815 ward er Hauptmann, zog 1823 mit nach Spanien, wo er bis 1825 blieb, und wurde 1830 nach der Eroberung Algiers Oberst. 1832 zum Untergouverneur der Militärschule von St.-Cyr ernannt, entdeckte er eine republikanische Verschwörung der Zöglinge und erhielt 1836, zum Generalmajor befördert, die oberste Leitung der Anstalt. 1841 zur Disposition des Generalgouverneurs von Algerien gestellt, avancierte er im August 1843 zum Divisionsgeneral und ward Gouverneur von Konstantine. 1844 wurde er zur Disposition gestellt, 1847 zum Generalinspektor der Infanterie ernannt und nach der Februarrevolution 1848 als kommandierender General nach Besançon geschickt. Hier wurde er in die Nationalversammlung gewählt, in der er zu den Häuptern der Ordnungspartei gehörte. Er erhielt den Oberbefehl über die gegen die römische Republik gesandte Interventionsarmee und 1851 an Changarniers Stelle das Kommando der Armee von Paris, trat jedoch 2. Dez. d. J. zurück und hielt sich neutral. Nach dem Staatsstreich aber stellte er sich dem Kaiser Napoleon III. zur Verfügung. Im November 1853 ging er als außerordentlicher Botschafter nach Konstantinopel, wurde aber schon im Mai 1854 wieder abberufen, mit dem Oberbefehl über das nach der Ostsee bestimmte Expeditionskorps betraut und nach der Einnahme von Bomarsund (18. Aug.) zum Marschall und zum Senator ernannt. Später ward er Vizepräsident des Senats. Im italienischen Feldzug (1859) befehligte er das 1. Korps der Alpenarmee und zeichnete sich bei Solferino aus, indem er den Schlüssel der feindlichen Stellung, das Dorf Solferino, nahm. Hierauf erhielt er das Kommando des 5. Armeekorps in Tours. 1870 wurde er Gouverneur von Paris, machte sich jedoch durch seine Freimütigkeit bei der Kaiserin und dem Kriegsminister Grafen Palikao mißliebig, wurde schon 12. Aug. seiner Stellung wieder enthoben und durch General Trochu ersetzt. Nach der Wiederherstellung des Friedens berief ihn Thiers zum Präsidenten der Untersuchungskommission über die Ursachen der militärischen Unglücksfälle. Er starb 6. Juni 1878 in Amélie les Bains.

Barakai, ein Stamm der westkaukasischen Bergvölker, jetzt fast erloschen.

Barakan (Berkan, Perkan), weites Gewand der Araber, auch der dem Kamelott ähnliche Stoff selber; s. Berkan.

Baralip, bei den alten Logikern ein Schlußmodus der vierten Figur, in welchem die Vordersätze allgemein bejahen, der Schlußsatz besonders bejaht (A A I), z. B.: Alle Gelehrten sind Menschen, alle Menschen sind sterblich, also sind einige Sterbliche gelehrt. Vgl. Schluß.

Baramula, ein unbedeutender Ort in Kaschmir, in der Erosionsschlucht, durch welche der Dschelam nach dem Pandschab abfließt (kein Paßübergang), 1530 m ü. M. Durch diese Schlucht führt einer der bequemsten Wege vom westlichen Pandschab nach Grinagar, der Hauptstadt von Kaschmir.

Baranetz (Barometz, Pflanzenschaf), nach einer Sage aus dem 14. Jahrh. ein kleines Lamm, welches aus einer jenseit des Kaspisees wachsenden Melone hervorgeht, nach einer jüngern Sage aber eine Pflanze, welche als Frucht ein Lamm hervorbringt, das an einem langen Stiel befestigt ist, die ringsum wachsenden Kräuter abweidet und dann abstirbt. Diese Sagen beziehen sich einerseits auf ein sehr feines Pelzwerk, welches zu Kopfbedeckungen, zum Verbrämen kostbarer Kleider, aber auch als Talisman benutzt wird und von noch vor der Geburt ausgeschnittenen Lämmern des Fettschwanzschafes stammt, anderseits auf eine Drogue, die als Agnus scythicus aus den entlegensten Teilen Asiens in den Handel kommt und aus dem Wurzelstock mit den Wedelbasen eines Baumfarns besteht, der zur Gattung Cibotium gehört. Diese Drogue ist ca. 30 cm lang, dick, fleischig, enthält reichlich roten Saft und ist dicht mit glänzenden, goldbraunen Spreuschuppen und Haaren bedeckt. Mit einiger Nachhilfe gibt sie ein Abbild eines Lammes. Gegenwärtig findet sie sich unter dem Namen Penghawar im Handel und wird als blutstillendes Mittel benutzt.