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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Barycentrum; Barye; Barygaza; Barymetrie; Baryphonie; Baryt; Baryta; Baryterde; Barytgelb; Barythmie; Barythydrat; Baryton

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Barycentrum - Baryton.

buch in der "Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin" (1880, Heft 1).

2) Heinrich Anton de, s. De Bary.

Barycentrum (griech.-lat.), der Schwerpunkt; vgl. Baryzentrische Regel.

Barye, Antoine Louis, franz. Bildhauer, geb. 24. Sept. 1795 zu Paris, trat in seinem 14. Jahr als Lehrling bei einem Metallgraveur ein, wurde aber nach drei Jahren zum Kriegsdienst ausgehoben und kam in die topographische Brigade des Geniekorps, wo er Festungspläne zeichnen und modellieren lernte. 1814 entlassen, wurde er Ziseleur, trat 1816 beim Bildhauer Bosio, wo er das Modellieren, und 1817 beim Maler Gros ein, wo er das Zeichnen lernte. 1818 erlangte er in der École des beaux-arts einen Preis und schuf das Relief des von einem Löwen zerrissenen Milo von Kroton. Da er in den folgenden Jahren nur den zweiten oder dritten Preis erhielt, so zog er sich von den Konkurrenzen zurück und arbeitete für den Goldschmied und Juwelier Fauconnier, der Baryes treffliche Arbeiten für seine eignen ausgab. Nach dessen Tod setzte er unablässig seine Tierstudien fort und trat erst 1831 wieder an die Öffentlichkeit mit einem Tiger, der ein Krokodil zerreißt, einem Werk, das seinen Ruf als Tierbildner begründete. Noch größern Erfolg hatte der eine Schlange zerreißende bronzene Löwe (im Tuileriengarten), der ihm das Kreuz der Ehrenlegion einbrachte. Bald nachher fertigte er für den Herzog von Orléans mehrere Tafelaufsätze mit Tiergruppen, die von seinem Reichtum in der Erfindung und Naturwahrheit der Darstellung das glänzendste Zeugnis ablegen. Zu den besten der übrigen, in den nächsten Jahren entstandenen Arbeiten gehören das Relief des Löwen am Postament der Julisäule, eine tote Gazelle für den Herzog von Orléans und ein junger Löwe, der ein Pferd niederwirft. Unter seinen andern, fast ausschließlich in Bronzeguß ausgeführten Werken steht der mit dem Centauren kämpfende Lapith (Bronze) wegen der dramatischen Kraft der Darstellung obenan. Dazu kommen aus verschiedenen Perioden seines Lebens mehrere kleine Reiterstatuen und Statuetten sowie 1864 die etwas zu exzentrische Reiterstatue Napoleons I. für Ajaccio. Das Museum des Luxembourg bewahrt eine bedeutende Zahl seiner Modelle und kleiner Bronzen. Neben diesen bildnerischen Arbeiten trieb B. mit Erfolg auch die Aquarellmalerei, die Radierkunst und die Lithographie. Als Bildhauer war er einer der eifrigsten Vorkämpfer des Realismus, welcher ein eindringliches Naturstudium mit großer Kühnheit der Auffassung zu vereinigen wußte. Er starb 27. Juni 1875.

Barygaza, im Altertum bedeutende Handelsstadt auf der Westküste Indiens, am untern Namadas (Narbada); sie führte namentlich Baumwolle aus und griechische Weine, Kunst- und Industrieprodukte ein. Jetzt Barotsch (s. d.).

Barymetrie (griech.), s. v. w. Barometrie.

Baryphonie (griech.), Baßstimme.

Baryt (Baryterde, Baryumoxyd, Schwererde, Terra ponderosa) BaO entsteht bei heftigem Glühen des salpetersauren oder kohlensauren Baryts, ist grauweiß, amorph, zieht begierig Wasser und Kohlensäure an, erhitzt sich beim Besprengen mit Wasser und zerfällt zu Pulver, indem Barythydrat gebildet wird, wirkt ätzend, jedoch weniger als die Alkalien, neutralisiert die Säuren vollständig unter Bildung von Barytsalzen (s. d.), gibt, in Sauerstoff oder Luft mäßig erhitzt, Baryumsuperoxyd BaO2 ^[BaO_{2}] und, wenn die Luft vorher über glühende Kohlen geleitet, also ihres Sauerstoffs beraubt worden war, Cyanbaryum. Diese Cyanbildung erfolgt leichter als bei Anwendung von Kali und Natron, und man hat deshalb vorgeschlagen, zur Darstellung von Cyanverbindungen aus dem Stickstoff der Luft B. zu benutzen. B. dient gegenwärtig besonders zur Darstellung von Baryumsuperoxyd (s. d.). Kocht man den mit Kohle geglühten kohlensauren B. mit Wasser, so erhält man eine Lösung von Baryumoxydhydrat (Baryumhydroxyd, Barythydrat, Ätzbaryt, kaustischer B.) BaO,H2O ^[BaO,H_{2}O]. Dies wird gewöhnlich aus schwefelsaurem B. (Schwerspat) dargestellt, indem man denselben fein gepulvert mit Kohle glüht, die Masse, welche im wesentlichen aus Schwefelbaryum besteht, mit Wasser behandelt und die Lösung mit Zink- oder Kupferoxyd zersetzt, um den Schwefel an das Zink oder Kupfer zu binden. Man kann auch das Schwefelbaryum in Thonretorten erhitzen, durch Einleiten von feuchter Kohlensäure in kohlensauren B. und diesen durch Wasserdampf bei Rotglut in Baryumhydroxyd verwandeln. Witherit (kohlensaurer B.) kann mit Kohle geglüht und dann mit Wasser ausgekocht oder ebenfalls bei Rotglut mit Wasserdampf behandelt werden. Aus der hinreichend konzentrierten Lösung kristallisiert beim Erkalten das Baryumhydroxyd in farblosen Kristallen mit 8 Molekülen Kristallwasser. Es reagiert und schmeckt alkalisch, wirkt ätzend, aber nicht so stark wie Natronhydrat und löst sich in Wasser und Alkohol. 100 Teile gesättigte wässerige Lösung enthalten an B.:

^[Liste]

bei 0° 1,5 Teile

- 20° 3,5 -

- 40° 7,4 -

- 60° 18,8 -

- 70° 31,9 -

- 77° 70,0 -

- 80° 90,8 -

Baryumhydroxyd verwittert an der Luft, schmilzt bei 78,5°, verliert leicht 7 Moleküle Kristallwasser, das letzte erst bei Rotglut, schmilzt dann von neuem, zersetzt sich aber nicht bei heftigstem Glühen. Es zieht begierig Kohlensäure an. Die Lösung, das Barytwasser, dient in der analytischen Chemie zur Bestimmung der Kohlensäure; in der Technik ist es für die Zuckerfabrikation empfohlen worden, da es aus unreiner Zuckerlösung (Melasse) unlöslichen Zuckerbaryt fällt, welcher, gewaschen und dann durch Kohlensäure wieder zersetzt, eine reine Zuckerlösung liefert. Da Barytwasser Fette verseift und mit Glaubersalz Ätznatron und schwefelsauren B. gibt, hat man auch vorgeschlagen, B. zur Stearinsäure- u. Sodafabrikation zu benutzen.

Baryt, Mineral, s. v. w. Schwerspat.

Baryta, Baryt; B. carbonica, kohlensaurer Baryt; B. caustica, hydrica, Ätzbaryt, Baryumhydroxyd; B. muriatica, Chlorbaryum; B. nitrica, salpetersaurer Baryt; B. sulfurata, Schwefelbaryum; B. sulfurica, schwefelsaurer Baryt.

Baryterde, s. v. w. Baryt.

Barytgelb, chromsaurer Baryt, s. Barytsalze.

Barythmie (griech.), Schwermut.

Barythydrat, s. Baryt.

Baryton, ein Streichinstrument, das jetzt veraltet ist, aber im vorigen Jahrhundert sich großer Beliebtheit erfreute. Dasselbe hatte die Größe des Cello (resp. der Gambe) und war seiner Konstruktion nach das Baßinstrument der Viola d'amour, sofern es sieben Saiten hatte, unter denen aber (unterm Griffbrett) noch eine Anzahl andrer (9-24 Stahlsaiten) lagen, welche, wenn das Instrument gespielt wurde, mittönten, auch wohl, soweit sie frei lagen, mit dem Daumen der linken Hand gegriffen wurden. Die Stimmung der obern Saiten war: 'H E A d f h e'.