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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Cui bono - Cullen.

die Ingenieurschule und die Ingenieurakademie in Petersburg, an welcher er gegenwärtig die Stellung eines Professors der Fortifikation einnimmt. In seinem Fach hat er sich durch ein "Lehrbuch der Feldbefestigungen" (3. Aufl. 1880) u. a. bekannt gemacht. Seine theoretischen Kenntnisse in der Musik, die er von Jugend auf mit Leidenschaft betrieb, verdankt er Moniuszko. Er ist als Komponist einer der Hauptvertreter der jungrussischen Schule und als Kritiker (1864-78 in der russischen "St. Petersburger Zeitung") eifriger Verfechter der Sache Rich. Wagners. In der Pariser "Revue et Gazette musicale" veröffentlichte er 1878-79 eine Reihe von Artikeln über die Musik in Rußland. Seine Hauptwerke sind: vier Opern ("Der Gefangene im Kaukasus", "Der Sohn des Mandarins", "William Ratcliff" und "Angela"), zwei Scherzi und eine Tarantella für Orchester, eine Suite für Violine und Klavier, über 50 Lieder u. a.

Cui bono (lat.), zu welchem Zweck? wozu?

Cuivre poli (franz., spr. küihwr polih), eigentlich cuivre jaune poli ("poliertes Messing"), Bezeichnung für Messingbronze, ein modernes Surrogat für die teure echte Bronze, besonders zur Herstellung kleinerer Geräte für den Massenbedarf (Beleuchtungsgegenstände, Schreibzeuge, Bilderrahmen u. dgl.).

Cujacius, eigentlich Jacques Cujas oder Cujaus, einer der ausgezeichnetsten Rechtslehrer des 16. Jahrh., der größte Zivilist Frankreichs, geb. 1522 zu Toulouse, studierte unter dem berühmten Juristen Arnold Ferrier daselbst die Rechte und eröffnete 1547 einen Lehrkursus über die Institutionen, lehrte 1554 zu Cahors, 1555 zu Bourges, 1558 zu Valence, 1559 wieder zu Bourges. 1566 mit dem Titel eines herzoglich savoyischen Rats nach Turin berufen, kehrte er 1567 nach Valence zurück, wurde 1573 von Karl IX. zum Ehrenrat des Parlaments zu Grenoble ernannt und 1574 zum Wirklichen Parlamentsrat. 1575 ging er abermals nach Bourges, wo er 4. Okt. 1590 starb. Sein Hauptverdienst bestand darin, daß er eine auf Quellenstudium und Altertumskunde gestützte Auslegung anbahnte. Wider seinen ausdrücklich ausgesprochenen Wunsch wurden nach seinem Tod auch seine nachgeschriebenen Vorlesungen gedruckt, und so wurden die "Opera posthuma" umfangreicher als die Werke, deren Herausgabe er selbst besorgt hatte; die "Opera priora". Die beste und vollständigste Ausgabe seiner Werke ist die von Hannibal Fabrot (Par. 1658, 10 Bde.), welche von dem Neapeler Juristen L. Ranius mit Anhängen und einem Generalregister vermehrt ward (Neap. 1722-27, 11 Bde.; nachgedruckt Vened. u. Modena 1758-83). Auf die Neapeler Ausgabe bezieht sich das unentbehrliche "Promptuarium operum J. Cujacii" von Dominicus Albanensis (Neap. 1763; 2. Ausg. 1795, 2 Bde.). Neuere Ausgaben erschienen Prato 1836-44, 13 Bde., und Turin 1874, 9 Bde. Vgl. Spangenberg, Jakob Cujas und seine Zeitgenossen (Leipz. 1822).

Cujus regio, ejus religio (lat., d. h. wer das Land beherrscht, hat auch die Religion zu bestimmen), falscher Grundsatz des kirchlichen Territorialsystems, welcher, in der Zeit der Reformation (s. d.) zum Gesetz erhoben, mit Religionsfreiheit unvereinbar und daher in neuerer Zeit aufgegeben ist.

Cul (franz., spr. kü), der Hintere, Steiß; C. de Paris, falscher Steiß, Auspolsterung unter dem untern Teil des Rückens bei Damenkleidern; zuerst gebräuchlich in Frankreich während der zweiten Hälfte des 18. Jahrh.; C. de lampe, in der Bücherverzierung ornamentales oder figürliches Schlußstück eines Kapitels oder eines Werks; C. de sac, Sackgasse.

Culasse (franz.), s. Külasse.

Culdeers (Culdees, spr. kölldirs, -dis, keltisch; lat. Cultores Dei), ursprünglich alle Heiligen der keltischen Kirche; neuerdings nennt man so die Christen in Britannien, welche zur Zeit des Auftretens päpstlicher Missionäre im 6. Jahrh. im Gegensatz zur katholischen Kirche die Einfachheit der Lehre und des Kultus der ersten christlichen Kirche festhielten. Richtiger spricht man einfach von den keltischen Christen im alten Wales, Irland und Schottland. Vgl. Ebrard, Die iroschottische Missionskirche (Gütersloh 1873); Skene, Celtic Scotland (Edinb. 1876-78, 3 Bde.); Reeves, The Culdees of the British islands (Lond. 1864).

Culebra, Insel, s. Jungferninseln.

Culenborg, s. Kuilenburg.

Culex, s. Mücken.

Culiacán, Hauptstadt des mexikan. Bundesstaats Cinaloa, am linken Ufer des Rio de C., Sitz der Regierungsbehörden und eines Bischofs, mit einer alten, jetzt verfallenden Kathedrale am schönen Hauptplatz (Plaza de armas), einem Staatenhaus, einer höhern Schule (Colegio Rosales), einer Münze, einer Baumwollfabrik, Zuckerraffinerie und (1877) 7878 Einw. In der Umgegend werden Baumwolle, Zuckerrohr, Mais, Bohnen, Reis und Obst gebaut. Eine Eisenbahn verbindet C. mit seinem Hafen Altata. C. wurde 1532 gegründet und nimmt die Stelle der in der aztekischen Geschichte berühmten Indianerstadt Hyeicolhuacan ein.

Culilawanzimt, s. Cinnamomum.

Cullen (spr. kölln), 1) William, Arzt, geb. 15. April 1710 zu Hamilton in der Grafschaft Lanark, bildete sich in Glasgow zum Wundarzt aus, fungierte als solcher bei der Ostindischen Kompanie, studierte dann in Edinburg, ward 1746 Professor der Chemie in Glasgow und 1751 Professor der Pharmakologie, ging 1756 nach Edinburg, erhielt daselbst 1766 den Lehrstuhl der praktischen Medizin, ward später zum ersten Arzt des Königs von England für Schottland ernannt und starb 5. Febr. 1790. Seiner "Synopsis nosologiae methodicae" (Edinb. 1772, 1795, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1786) folgten sein Hauptwerk: "First lines of the practice of physics" (Edinb. 1777, 2 Bde.; 1787, 4 Bde.; 1802, 2 Bde.; Lond. 1816, 2 Bde.), das in viele Sprachen übersetzt wurde (deutsch, Leipz. 1800, 4 Bde.), und die "Physiology" (Edinb. 1785; deutsch, Leipz. 1786). In seinem klassischen Werk "A treatise on the materia medica" (Edinb. 1789, 2 Bde.; deutsch von Consbruch, Leipz. 1790, und von Hahnemann, das. 1790) verbannte er zahlreiche Irrtümer aus der Pharmakologie. Nach seinem Tod erschienen: "Nosology, or systematic arrangement of diseases" (Lond. 1800) und "The Edinburgh practice of physic, surgery and midwifery" (das. 1805, 5 Bde.). Eine Gesamtausgabe seiner Werke besorgte 1827 Thomson, der auch ein "Account of the life of W. C." (Edinb. 1832, 2 Bde.) herausgab.

2) Paul, irischer Erzbischof, aus einer alten keltischen Familie abstammend, geb. 29. April 1803 zu Ballytore in der Grafschaft Kildare, studierte zu Carlow und im Irischen Kollegium zu Rom, wurde Priester, Rektor des Irischen Kollegiums in Rom, 1849 zum katholischen Erzbischof von Armagh, 1852 zum Erzbischof von Dublin, Primas und apostolischen Delegaten für Irland, 1866 zum Kardinal ernannt. Er starb 24. Okt. 1878 in Dublin. Weder als Prediger noch als Schriftsteller hervorragend, gehörte er doch als eifriger Vorkämpfer des Papsttums

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]