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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Eichrodt; Eichsfeld; Eichstädt; Eichstätt

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Eichrodt - Eichstätt.

Eichrodt, Ludwig, humoristischer Dichter, geb. 2. Febr. 1827 zu Durlach bei Karlsruhe, Sohn des 1844 verstorbenen Ministerpräsidenten E., studierte seit 1845 in Heidelberg und Freiburg Rechtswissenschaft, Philosophie und Geschichte, lebte dann als richterlicher Beamter an verschiedenen Orten, bis er 1871 zum Oberamtsrichter in Lahr ernannt wurde. Von seinen Veröffentlichungen (zum Teil unter dem Pseudonym Rudolf Rodt) nennen wir: "Gedichte in allerlei Humoren" (Stuttg. 1853); "Schneiderbüchlein" (anonym mit H. Goll, das. 1853); "Leben und Liebe", Gedichte (Frankf. 1856); "Die Pfalzgrafen", dramatisches Gedicht (Lahr 1859); "Deutsches Knabenbuch; Weltruhm in Reimsprüchen" (illustriert von Schrödter und Camphausen, das. 1865); "Alboin", dramatisches Gedicht (Bühl 1865); "Rheinschwäbisch", Gedichte in mittelbadischer Sprechweise (Karlsr. 1869, 2. Aufl. 1873); "Lyrischer Kehraus" (Straßb. 1869, 2 Tle.); "Lyrische Karikaturen", Anthologie (das. 1869); "Biedermeiers Liederlust" (das. 1870); "Melodien", Lieder (Stuttg. 1875); "Hortus deliciarum", humoristische Anthologie (Lahr 1876-80, 6 Tle.), und "Gold. Sammlung des Ursprünglichen und Genialen in deutscher Lyrik" (Leipz. 1882).

Eichsfeld, ein ehemals kurmainzisches, jetzt zu den preuß. Provinzen Sachsen und Hannover gehöriges Fürstentum, bildet ein im Mittel 420-450 m hohes Plateau von etwa 1540 qkm (28 QM.), das im SW. des Harzes zwischen den Thälern der Helme und Ruhme im N. und der Werra im W. und SW. aufsteigt und die Quellgebiete der Unstrut, Wipper und Leine umfaßt. Die Thäler der nach W. und O. gehenden Leine und Wipper trennen das Plateau in zwei Hauptteile. Südlich liegt das größere obere E. (mit der Hauptstadt Heiligenstadt), fast durchweg ein rauhes, ödes Land, dessen mit Muschelkalk übersäete Oberfläche nach der Werra und Leine hin anschwillt und dieselben mit steilem, zerrissenem Rande begleitet, in der Goburg 568 m erreicht und für den Ackerbau sehr wenig geeignet ist. Bei der gebirgigen und kalten Natur des Landes haben bloß die Sohlen einiger Thäler und muldenförmigen Vertiefungen sowie die Abhänge und Terrassen zwischen den bewaldeten Berghöhen ein ergiebiges Erdreich ("Kessel"). Der Kornertrag reicht für den Bedarf nicht aus. Das untere E. (Hauptort Duderstadt), nördlich von Leine und Wipper, ist ebener, wärmer und hat auf seinen fruchtbaren, von Hügeln, Wäldern, Wiesen und Gewässern durchzogenen Flächen einen ergiebigen Lehmboden. Es erzeugt Feldfrüchte über seinen Bedarf; ja, hier gibt es sogar eine "goldene Mark", die trefflich angebaute Gegend um Duderstadt. Auch auf dem untern E. erheben sich einzelne Höhenzüge, so das Ohmgebirge, ein Muschelkalkplateau, in der Wilden Kirche 522 m hoch, nördlich von Worbis; ferner die Bleicheroder Berge, die mit dem vom E. sich nach NO. ziehenden Dün (s. d.) das Eichsfelder Thor an der Wipper zwischen Sollstedt und Obergebra bilden. - Das E. machte in den ältesten Zeiten einen Teil des Königreichs Thüringen aus und kam 530 unter fränkische Herrschaft. Es standen ihm eigne Grafen vor, und späterhin zählte man über 20 Herren im Land. Zum Erzbistum Mainz gehörten schon um 1022 Heiligenstadt sowie Amt und Schloß Rustenberg, und 1294 wurde das ganze obere E. mit Mainz vereinigt. Von dem untern E. oder der Mark Duderstadt, die seit 1247 zu Braunschweig gehörte, ward 1342 das erste, 1446 das letzte Drittel an Mainz verkauft. Von nun an teilte das Land die Schicksale des Kurstaats Mainz. Die Reformation machte auch auf dem E. Fortschritte, ward aber vom Erzbischof Daniel (gest. 1582) und den Jesuiten fast gänzlich unterdrückt. Als Fürstentum E. kam das Land 1802 an Preußen, ward 1807 nach dem Tilsiter Frieden zum Königreich Westfalen geschlagen, 1815 von neuem von Preußen erworben, das jedoch den fruchtbarsten Teil des untern Eichsfeldes (Stadt Duderstadt und Amt Gieboldehausen) an Hannover abtrat, wogegen die hannöverschen Enklaven Rüdigershagen und Gänseteich mit dem preußischen Gebiet vereinigt wurden. Der zur Provinz Sachsen gehörige Teil des Eichsfeldes gehört zum Regierungsbezirk Erfurt und ist unter die drei Kreise Heiligenstadt, Worbis und Mühlhausen verteilt. Die Bewohner des Eichsfeldes beschäftigen sich besonders mit Lein- und Wollweberei, ziehen aber auch in Menge aus, um anderswo den Lebensunterhalt als Händler, Arbeiter in den Fabriken der Provinz Sachsen, Anhalts etc. zu finden. Vgl. J. ^[Johann] Wolf, Politische Geschichte des Eichsfeldes (Götting. 1792-1793, 2 Bde.); Duval, Das E. (Sondersh. 1845).

Eichstädt, Heinrich Karl Abraham, Philolog, geb. 8. Aug. 1772 zu Oschatz, in Schulpforta 1783-1787 gebildet, studierte zu Leipzig, habilitierte sich daselbst 1793, wurde 1795 außerordentlicher Professor der Philosophie, siedelte 1797 als Mitredakteur der "Allgemeinen Litteraturzeitung" nach Jena über, wurde dort 1803 nach Schütz' Abgang ordentlicher Professor der Beredsamkeit und Dichtkunst, begann noch in demselben Jahr die neue "Jenaische allgemeine Litteraturzeitung", ward 1804 Oberbibliothekar, 1809 Geheimer Hofrat, 1817 Direktor des philologischen Seminars und starb 4. März 1848. Seine Schriften sind teils Ausgaben von Klassikern, die aber unvollendet blieben, wie des Diodoros (Halle 1800-1802, 2 Bde.), des Lukrez (Bd. 1, Leipz. 1801), teils kritische Abhandlungen, teils Übersetzungen, z. B. von Mitfords "Geschichte Griechenlands" (das. 1802-1808, 6 Bde.). Am bekanntesten ist er durch seine lateinischen Reden und Gelegenheitsschriften, die ihm den Ruf eines der ersten Latinisten seiner Zeit eintrugen. Eine von ihm selbst begonnene Sammlung seiner "Opuscula oratoria" beendete Weißenborn (Jena 1850). Vgl. Biedermann, Briefe Goethes an E. (Berl. 1872).

Eichstätt (Eichstädt), 1) ehemaliges Fürstentum in Bayern, das 1817 der vormalige Vizekönig von Italien, Eugen Beauharnais, nach Verzichtleistung auf das durch den Wiener Kongreß ihm in Italien zugesicherte Fürstentum unter bayrischer Landeshoheit als eine freie Standesherrschaft erhielt, von welcher er neben dem Titel eines Herzogs von Leuchtenberg den eines Fürsten von E. führte. Es ward gebildet aus einem Teil des ehemaligen Stifts E. und einigen Besitzungen, welche Eugen dazu kaufte, bestand aus den Stadt- und Landgerichten E., Beilngries, Greding und Kipfenberg und ward 1855 wieder aufgelöst. Das ehemalige Fürstentum E., im fränkischen Kreis, grenzte an die Oberpfalz, an Bayern das Herzogtum Neuburg, an Schwaben und das Fürstentum Ansbach und zählte auf 1100 qkm (20 QM.) etwa 58,000 kath. Einwohner. Dieses Fürstentum bildete die Dotation des Bistums E., welches 745 vom heil. Bonifacius mit Beihilfe eines Grafen Suitgar gegründet wurde. Die Vogtei über die Bistumsgüter erlangten nach und nach die Grafen von Hirschberg. Graf Gebhard gab diese und die Lehnsgüter 1291 dem Bistum testamentarisch zurück; die Allodialgüter fielen meist an die nächsten Verwandten, die kaiserlichen Lehen, besonders das Landgericht Hirschberg,