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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Elefantine; Elegant; Eleganz; Elegie; Elektion; Elektor; Elektoralschaf; Elektorat; Elektra; Elektriden

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Elefantine - Elektriden.

bar ist, bietet sie allein Aussicht auf Besserung oder Brauchbarkeit des erkrankten Beins. Vgl. Esmarch, Über elefantiastische Formen (Hamb. 1885); Hebra, Die Elephantiasis Arabum (Wien 1885).

Elefantine (jetzt Dschesireh es Saher, "Blumeninsel", häufiger Dschesireh Assuân genannt), Insel im Nil, unterhalb der Katarakte, der Stadt Assuân (Syene) gegenüber, 1,5 km lang, 0,5 km breit, gut angebaut und von Palmen und Sykomoren beschattet, mit zwei von Berâbra bewohnten Dörfern, führte in altägyptischer Zeit den Namen Ab (Elefant) und war einst eine wichtige Grenzfeste. Auf dem südöstlichen Ende der Insel lag die Stadt E., im Altertum berühmt als Stapelplatz für den äthiopischen Handel wie durch einen Tempel des Knuphis, einen Nilmesser und einen Brunnen, welcher die Sommersonnenwende anzeigte. Ihre Stelle nimmt jetzt ein Hügel von 700-800 m Umfang ein; von den zahlreichen Bauten sind nach fortdauernder Plünderung durch die türkischen Gouverneure nur noch spärliche Reste übrig. Aus E. stammte eine Dynastie ägyptischer Könige (Elefantiniden).

Elegant (franz.), fein, zierlich, geschmackvoll; als Hauptwort (spr. -gang) s. v. w. Stutzer; vgl. Eleganz.

Eleganz (lat.), Zierlichkeit, Anmut; bezeichnete in sprachlicher Hinsicht schon bei den Römern die mit Klarheit verbundene Korrektheit der Rede, so daß der Ausdruck das Gedachte treu und wahr wiedergibt und zugleich grammatisch richtig, natürlich, angemessen und treffend ist. Besonders zeigt sich die E. in der feinen Auswahl unter synonymen Wörtern und Redensarten, in der Stellung der Wörter mit Beobachtung der rhetorischen Betonung, des Wohlklanges und des Numerus, so daß die Worte in ganzen Sätzen einen angenehmen Rhythmus geben. Im weitern Sinn bezeichnet E. überhaupt dasjenige, was den Eindruck des Wohlgefälligen macht, besonders mit dem Nebenbegriff des Neuen und Modemäßigen; so namentlich die Gewähltheit und Zierlichkeit in der Kleidung, in der häuslichen Einrichtung etc. Bei den Italienern wird das Wort E. auch zur Bezeichnung der Anmut im Vortrag eines Tonstücks gebraucht sowie in der Mathematik für die scharfsinnige Einfachheit und Klarheit eines Beweises, einer Lösung etc.

Elegie (griech.), diejenige lyrische Dichtungsart, in welcher irgend ein beliebiger Gegenstand zugleich als angenehm und als nicht gegenwärtig, obwohl als einst gegenwärtig gewesen, vorgestellt wird. ("Ich besaß es doch einmal, Was so köstlich ist, Daß der Mensch zu seiner Qual Nimmer es vergißt"; Goethe.) Erstere Vorstellung erzeugt ein Lust-, letztere dagegen ein Unlustgefühl. Da beide nicht gleichzeitig im Gemüt vorhanden sein können, so entsteht ein Gefühlswechsel (ein sogen. gemischtes Gefühl, Wehmut), indem das angenehme Gefühl der Vorstellung des Gegenstandes (der Geliebten, der Heimat, der Kindheit etc.) von dem unangenehmen der Vorstellung seiner Abwesenheit (des Verlustes der Geliebten, der Heimat, der Kindheit etc.) abgelöst wird. Überwiegt dabei das erstere (wie z. B., wenn der Verlust des geliebten Gegenstandes nur ein zeitweiliger, die Aussicht auf dessen Wiedererlangung nicht ausgeschlossen ist), so entsteht die eigentliche E. oder E. im engern Sinn, deren Charakter sanfte Trauer, süße Wehmut, hoffnungsvolle Zuversicht ist. Überwiegt dagegen das Unlustgefühl (wie z. B., wenn der Verlust des geliebten Gegenstandes ein unersetzlicher, die Geliebte, Heimat, Kindheit etc. unwiederbringlich dahin ist), so geht die E. in die Threnodie über, deren Charakter ungemessene Trauer, bittere Resignation oder Verzweiflung ist. Beide Formen sowohl als deren Namen sind durch die "Nänien" (Wehklagen) und "Threnen" (Trauerlieder) des griechischen Dichters Simonides in Umlauf gebracht worden. Derselbe deutete den Gefühlswechsel, der im Charakter des Elegischen liegt, auch äußerlich rhythmisch in einem Wechsel des Metrums an, indem er sich des Distichons als der Abwechselung des (steigenden) Hexameters mit dem (fallenden) Pentameter bediente. Dasselbe wird daher vorzugsweise das elegische Versmaß genannt und ist von den Meistern der E., wie Mimnermos, Ovid, Tibull, Properz, Goethe u. a., in derselben angewandt worden. Andre neuere (insbesondere deutsche) Elegiker bedienen sich des trochäischen, d. h. des von der Länge zur Kürze absteigenden, Maßes, um einerseits den Gefühlswechsel durch den Wechsel langer und kurzer Silben wie anderseits das Überwiegen der Lust über die Unlust durch die Voranstellung der betonten vor der unbetonten Silbe zu versinnlichen. Liebesgenuß, als der zugleich süßeste und flüchtigste, bildet ein Hauptthema der E., Todesraub geliebter Personen, als der zugleich schmerzlichste und unersetzlichste, ein solches der Threnodie. In ersterer Gattung sind Goethes "Römische Elegien" klassisch. Unter den Deutschen haben Hölty, Bürger, Matthisson, Klopstock, Hölderlin, Haller, E. v. Kleist, Schiller, Herder, Jacobi, Stolberg, Kosegarten, Voß, Salis, Tiedge u. a. Elegien, unter den Neuesten noch mehrere (z. B. Anast. Grün, Lenau, Alfr. Meißner) elegisch ohne die äußere Form der E. gedichtet.

Elektion (lat.), Wahl; elektiv, durch Wahl geschehend, mit Auswahl.

Elektor (lat.), Wähler; Wahlfürst, Kurfürst; daher elektoral, kurfürstlich.

Elektoralschaf, s. Schaf.

Elektorat (lat.), Kurfürstentum, Kurfürstenwürde.

Elektra (die "Strahlende"), 1) im griech. Mythus eine der Plejaden, von Zeus Mutter des Dardanos, des Stammvaters des troischen Königshauses; sie hing mit alter Gestirnverehrung zusammen und hatte ihren Sitz zu Samothrake. - 2) Tochter des Agamemnon und der Klytämnestra, Schwester der Iphigenia und des Orestes, ward durch ihre Mutter und deren Buhlen Ägisthos aus dem Haus verstoßen, rettete aber den jungen Orestes, indem sie ihn zum König Strophios in Phokis sendete, der den Knaben zusammen mit seinem Sohn Pylades erziehen ließ. Sie forderte Orestes später zur Rache auf und war ihm bei der Ermordung des Ägisthos und der Klytämnestra behilflich. Erst mit einem armen Mykener wider ihren Willen vermählt, verband sie sich später mit Pylades und gebar diesem den Medon und Strophios. Ihre Geschichte ward von Äschylos, Sophokles und Euripides dramatisch behandelt (s. Orestes); die gleichnamigen Stücke des Sophokles und Euripides sind noch erhalten. Eine statuarische Gruppe, E. und Orestes darstellend, enthält das Museum zu Neapel. - E. hieß auch eine Tochter des Okeanos und der Tethys, von Thaumas Mutter der Iris und der Harpyien; ferner eine Schwester des Kadmos, nach der das Elektrische Thor in Theben benannt war.

Elektra, Name eines Sophismas der Megariker, nach welchem die gleichnamige Tochter Agamemnons ihren Bruder Orestes bei seinem Auftreten in Argos als solchen gekannt, aber, weil er verhüllt erschien, auch nicht gekannt haben sollte.

Elektriden (Electrides insulae), die fabelhaften Bernsteininseln, welche die Alten anfangs an die Mündung des Po (Strabon), später in die Nordsee versetzten (Plinius); vgl. Bernstein, S. 786.