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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Herlisheim - Hermann.

Geburt Christi und der Anbetung der Könige in Bopfingen (1472) und das von H. gestiftete Triptychon mit der Madonna, St. Lukas, der heil. Margarete und den Porträten der Stifterfamilie in der Stadtkirche zu Nördlingen (1488). H. zeigt sich darin als Nachfolger Rogers van der Weyden, bei dem er wahrscheinlich gelernt und dessen Stil er den Oberdeutschen vermittelt hat, ohne zu einer eigentümlichen Ausdrucksweise zu gelangen.

Herlisheim, Flecken im deutschen Bezirk Unterelsaß, Kreis Hagenau, an der Zorn und der Eisenbahn Straßburg-Basel, hat eine kath. Pfarrkirche, eine Synagoge, Wollspinnerei mit Tuchwalkerei, Hopfenbau und (1885) 2080 Einw. Der Ort, ursprünglich Hariolfeshaim, bestand schon im 8. Jahrh.

Herlitzenstrauch, s. Cornus.

Herloßsohn, Georg Karl Reginald, Novellist, geb. 1. Sept. 1804 zu Prag, studierte daselbst und in Wien, privatisierte sodann in Leipzig, wo er 1830-1848 die Zeitschrift "Der Komet" herausgab; starb 10. Dez. 1849. Seine zahlreichen Novellen und Romane erhoben sich durch große Gewandtheit der Darstellung über die platteste Tagesbelletristik, entbehrten aber des tiefern poetischen Inhalts und der gereiften Form. Wir nennen nur: "Der Venezianer" (Leipz. 1829); "Der Ungar" (das. 1832); "Der letzte Taborit" (das. 1834); "Wallensteins erste Liebe" (das. 1844); "Weihnachtsbilder" (das. 1847); "Die Mörder Wallensteins" (das. 1847). Auch gab er Dichtungen: "Buch der Liebe" (Leipz. 1842), "Buch der Lieder" (das. 1848, 4. Aufl. 1857), denen nach seinem Tod noch "Reliquien in Liedern" (hrsg. von A. Böttger, das. 1850) folgten, und mit R. Blum und H. Marggraff das "Theaterlexikon" (Altenb. 1839-42, 7 Bde.) heraus. Seine "Gesammelten Schriften" erschienen zu Prag 1866-68 in 12 Bänden.

Herlufsholm, gelehrte Schule und Erziehungsanstalt auf der dänischen Insel Seeland, 1565 von dem dänischen Seehelden Herluf Trolle und seiner Frau Brigitte Giol errichtet.

Herm., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Joh. Hermann, geb. 1738 zu Barr bei Straßburg, gest. 1800 als Professor der Medizin, Botanik und Naturgeschichte in Straßburg (Zoolog). Auch Abkürzung für dessen Sohn Joh. Fr., geb. 1768, gest. 1793 (Entomolog).

Hermäen (griech.), Hermesfeste, s. Hermes.

Herman, Ludimar, Physiolog, geb. 21. Okt. 1838 zu Berlin, studierte daselbst 1855-59 Medizin, habilitierte sich 1865 an der Universität als Privatdozent der Physiologie und ging 1868 als Professor der Physiologie nach Zürich. Er schrieb: "Grundriß der Physiologie" (8. Aufl., Berl. 1885); "Lehrbuch der experimentellen Toxikologie" (das. 1874); "Untersuchungen zur allgemeinen Muskel- und Nervenphysiologie" (das. 1867-68); "Handbuch der Physiologie" (in Gemeinschaft mit Aubert, Drechsel u. a., Leipz. 1879-83, 6 Bde.).

Hermandad (span., "Brüderschaft"), ein Bund der kastilischen Städte gegen den Adel, als sich dieser mit dem Prinzen Sancho (nachmals Sancho IV.) wider dessen Vater, den König Alfons X., empörte (1282). Bei Sanchos Thronbesteigung (1295) erneuerte sich dieser Bund und erhielt eine festere Gestalt und bestimmtere Richtung. Die Städte Kastiliens und Leons vereinbarten nämlich den Beschluß, daß sie von keinem Kronvasallen und Adligen überhaupt gesetzwidrige Bedrückung dulden, sondern solche durch Wiedervergeltung bestrafen und zwar einer für alle und alle für einen stehen wollten. Isabella und Ferdinand der Katholische (1479-1516) begünstigten im Interesse der durch den Adel sehr beeinträchtigten königlichen Gewalt diese Bündnisse und gaben denselben sogar eine gesetzliche Ordnung (in Kastilien 1486, in Aragonien 1488) unter dem gemeinschaftlichen Namen der H., vereinigten ihre bewaffnete Macht unter königlichem Oberbefehl als Gegengewicht wider die stets schlagfertigen Heere der Ritterorden und stellten jene den städtischen Richtern zur Verfügung, wenn es darauf ankam, mächtige Ruhestörer zu bestrafen und die Einziehung der Güter derselben zu gunsten der Krone zu bewirken. Diese Einrichtung erhielt sich jedoch nur so lange, bis das System der stehenden Heere der bereits übermächtig gewordenen Krone den Beistand der Städte entbehrlich machte. Mit ihr ging der letzte Rest der spanischen Volksfreiheiten verloren. An die Stelle der alten H. trat um die Mitte des 16. Jahrh. ein Korps von Polizeisoldaten, eine Art Gendarmerie, unter dem Befehl des Rats von Kastilien. Die heilige H. (Santa H.), aus einer Kompanie bestehend, welche in Toledo, Ciudad-Rodrigo und Talavera garnisonierte, hatte für die Sicherheit der Landstraßen zu wachen, durfte aber nie eher eingreifen, als bis eine strafbare That geschehen war. Auch sie ging mit der Zeit wieder ein. Fälschlich hat man diese an sich unbedeutende und niemals zu einigem Ansehen gestiegene Einrichtung mit der Inquisition in Verbindung gebracht.

Hermanfried (Irminfried), der letzte König der Thüringer, Sohn des Basinus, regierte anfangs gemeinschaftlich mit seinen Brüdern Baderich und Berthar, tötete aber auf Anstiften seiner herrschsüchtigen Gemahlin Amalberga, der Nichte des Ostgotenkönigs Theoderich, Berthar und verband sich gegen Baderich mit dem Frankenkönig Theoderich I. Als Baderich 516 besiegt und gefallen war und H. sich weigerte, seinem Versprechen gemäß dem Frankenkönig die Hälfte seines Landes abzutreten, zog dieser 530 im Verein mit seinem Bruder Chlotar I. und den Sachsen gegen ihn, schlug ihn bei Scheidungen an der Unstrut und lockte ihn unter dem Vorwand friedlicher Schlichtung nach Zülpich, wo H., als er einst mit Theoderich auf der Stadtmauer spazieren ging, 531 hinabgestürzt wurde. Nach einer andern Sage soll sich H. nach der Schlacht an der Unstrut in seiner Residenz Scheidungen eingeschlossen haben und dann auf der Flucht nach dem Fall der Burg von seinem Waffenträger getötet worden sein. Nach seinem Tod ging Amalberga mit ihren Kindern nach Italien. Thüringen ward mit dem Frankenreich vereinigt, nur den nördlichen Teil erhielten die Sachsen. Die Geschichte Hermanfrieds ward dichterisch bearbeitet als Drama von Wetzel und von Schlönbach.

Hermanmiestetz (Hermanmestec), Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Chrudim, an der Lokalbahn von Przelautsch nach Kalk-Podol, mit Schloß nebst Tiergarten, Fabrikation von Schuhwaren, Brauhaus und (1880) 4601 Einw. (430 Juden).

Hermann (altdeutsch Heriman, "Heer-, Kriegsmann"), männlicher Taufname. Namhafte Träger desselben sind: 1) H. der Cherusker, s. Arminius.

[Hessen.] 2) H. (IV.), Landgraf von Hessen, Sohn des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel, geb. 15. Aug. 1607, erhielt, von Kindheit an auf einem Fuß lahm, eine gelehrte Erziehung, war unter dem Namen des "Fütternden" Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft und trat selbst als Schriftsteller auf mit den Werken: "Observationes historico-mathematicae de annis 1618-35" (1635); "Deutsche Astrolo-^[folgende Seite]