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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Laufenburg - Laufkäfer.

lung, bildet es die Eingangspforte zur Fischenzen, d. h. dem am Fuß des Schloßbergs in den Fall hinausgebauten, früher hölzernen, jetzt geschmackvoll von Eisen konstruierten Pavillon, von dem aus der Wassersturz sich in seiner ganzen imposanten Größe betrachten läßt. In einem Tunnel passiert die Eisenbahn den Schloßfelsen und auf einer Steinbrücke, unmittelbar oberhalb des Falles, den Strom. - 3) Landstädtchen im schweizer. Kanton Bern, im "Laufenthal" der Birs, die hier nach Aufnahme der Lützel einen hübschen Wasserfall bildet, Station der jurassischen Bahnlinie Basel-Biel (-Bern), mit (1880) 1264 Einw. - 4) Marktflecken, s. Ischl.

Laufenburg (Groß-L.), Landstädtchen im schweizer. Kanton Aargau, an einem kleinen Fall des Rheins, mit Lachsfang und (1880) 858 Einw. L. gehörte bis 1803 zu Österreich und ging erst damals mit dem Frickthal an die Schweiz über. Gegenüber, durch eine Brücke verbunden, liegt das badische Städtchen Klein-L. Beide L. sind Stationen der Linie Mannheim-Konstanz der Badischen Staatsbahn.

Laufende Rechnung, s. v. w. Kontokorrent (s. d.).

Laufendes Gut, alle Taue in der Takelage eines Schiffs, welche dazu dienen, die Segel, Raaen und obern Teile der Masten und Stengen an ihren Platz zu bringen, daselbst zu halten und mit ihnen zu manövrieren. Den Gegensatz dazu bildet das stehende Gut, wozu die Stütztaue der Masten und Stengen, nämlich Wanten (Stütztaue nach der Seite), Pardunen (nach achter) und Stagen (nach vorn), gerechnet werden.

Läufer, Menschen, welche vor den Wagen- oder Reitpferden vornehmer Herrschaften herliefen. Gewöhnlich waren sie in gelbes, reich mit Tressen besetztes Zeug gekleidet und mit einem langen Stock mit Quasten und verziertem Knopfe versehen. Die Unsitte, L. vor den Galawagen herrennen zu lassen, nahm nach der französischen Revolution sehr ab und erhielt sich nur noch hier und da bei außerordentlich festlichen Gelegenheiten, namentlich in Wien, wo die in Diensten des Hofs und vornehmer Familien stehenden L. lange Zeit eine besondere Zunft bildeten und bis 1848 alljährlich 1. Mai einen Wettlauf im Prater anstellen mußten. Jetzt hat sich die Sitte fast nur noch im Orient erhalten, woselbst sie im Hinblick auf die mangelnde Ordnung auf der Straße nicht so ganz überflüssig ist. Die Produktion der Schnellläufer, die sich für Geld sehen lassen und sich mehr durch Ausdauer als speziell durch Schnelligkeit im Laufen auszeichnen, ist in neuerer Zeit wieder mehr in Aufnahme gekommen und hier und da selbst zu einer Art Sport geworden. Unter den Schnellläufern der neuern Zeit haben sich der Norweger Mensen Ernst und der Berliner Fritz Käpernick (gest. 1887) besonders hervorgethan. - Zur Landsknechtzeit nannte man L. die als Tirailleure zur Eröffnung des Gefechts den Schlachthaufen vorauflaufenden Hakenschützen, "die verlornen Knechte" (vgl. Fechtart, S. 87).

Läufer, in der Mühle der rotierende Mühlstein, bei Kollergängen die auf dem Bodenstein rotierenden Scheiben; eine Figur im Schachspiel (s. d.); in der Musik s. v. w. Lauf (s. d.). Über L. im Bauwesen s. Quader.

Läufer, Vögel, s. Watvögel.

Lauffen, Stadt im württemberg. Neckarkreis, Oberamt Besigheim, am Neckar und an der Linie Bietigheim-Jagstfeld der Württembergischen Staatsbahn, 169 m ü. M., hat eine restaurierte gotische Pfarrkirche (die schon 741 genannte Martinskirche), ein schönes Rathaus, eine 256 m lange Neckarbrücke, Lederfabrikation und Schönfärberei, bedeutenden Weinbau, eine große Zwergobstplantage und (1885) 3607 fast nur evang. Einwohner. L. wird 1234 zuerst als Stadt genannt, kam 1361 an Württemberg und ist durch die Schlacht vom 13. Mai 1534 bekannt, in welcher der Herzog Ulrich von Württemberg mit Unterstützung seitens Philipps von Hessen durch seinen Sieg über den Schwäbischen Bund Württemberg wiedergewann. Dem hier gebornen Dichter Hölderlin ist ein Denkmal gesetzt worden. Das ehemalige Benediktiner-Nonnenkloster wurde 1003 gegründet und 1536 aufgehoben.

Lauffeuer, veraltete Feuerart der Infanterie: von einem Flügel beginnendes, rottenweise abgegebenes Feuer.

Laufgeld, das den Söldnern bei der Werbung gezahlte Handgeld, s. Landsknechte.

Laufgewicht, das auf dem Hebel verschiebbare Gewicht der Schnellwage.

Laufgräben (Trancheen), die vom Belagerer einer Festung zu seiner Deckung ausgehobenen Annäherungswege. Die dem Umzug der Festung im allgemeinen parallel laufenden Gräben hießen früher Parallelen, die sie verbindenden, auf die Festung zuführenden Gräben, also die eigentlichen Annäherungswege, Approschen. Die Art und Weise der Herstellung der L. heißt Sappieren (s. Sappe). Zur Deckung gegen Einsicht und Feuer von der Festung aus müssen die L. mindestens 2 m tief sein, in der Art, daß man in der Regel 1 m tief eingräbt und ebenso hoch die Erde anschüttet. Die Parallelen werden auch zur Verteidigung durch Infanterie eingerichtet, nicht aber die zur Sicherung gegen Längsbestreichung in Zickzackform geführten Annäherungswege. Je näher man der Festung kommt, um so kürzer werden die einzelnen Schläge und um so spitzer die Winkel an deren Bruchpunkten. Hier entstehen durch Verlängerung nach rückwärts die Crochets (s. d.). Parallelen wurden zuerst 1673 von Vauban vor Maastricht angewandt und in der regelmäßigen Anordnung von drei Parallelen 1697 vor Ath. Vgl. Festungskrieg.

Laufhühner, s. Hühnervögel.

Läufig (läufisch, hitzig, heiß) heißt eine Hündin, bei welcher sich der Begattungsbetrieb äußert.

Laufkäfer (Carabidae Leach), Familie aus der Gruppe der Pentameren, Käfer mit kräftigen, scharf gezahnten Oberkiefern, hornigen Laden des Unterkiefers, fadenförmigen, elfgliederigen Fühlern und schlanken, zum Laufen geeigneten Beinen. Die länglichen Larven haben viergliederige Fühler, 4 bis 6 Nebenaugen jederseits, sichelförmige Mandibeln und fünfgliederige, ziemlich gestreckte Beine. Man kennt 6-7000 L., welche ganz allgemein bis in den äußersten Norden und im Gebirge bis zur Schneegrenze verbreitet vorkommen, und deren größte und schönste Arten nicht, wie gewöhnlich, den Tropen, sondern der gemäßigten Zone angehören. Sie leben am Tag meist verborgen und gehen nachts auf Raub aus; andre, besonders die lebhafter gefärbten, treiben auch im Sonnenschein ihr Wesen. Sie nähren sich ausschließlich von animalischer Kost und nützen durch Vertilgung schädlicher Insekten. Aus zwei neben dem Mastdarm mündenden Drüsen sondern sie eine übelriechende, scharfe, ätzende, Buttersäure enthaltende Flüssigkeit ab, die beim Ergreifen der Käfer, wahrscheinlich zur Abwehr, ausgespritzt wird. Man teilt die L. in Sandkäfer (Cicindelidae), welche sich durch schlanken Bau und lebhafte Färbung der Flügeldecken auszeichnen, im Sonnenschein ungemein flüchtig sind und sich auf Waldwegen oder an sandigen