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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Ratabaum - Ratibor.

Ratabaum, s. Metrosideros.

Ratafia, Likör aus Fruchtsäften, s. Likör.

Ratakinseln (Radakinseln), die östliche Kette der Marshallinseln (s. d.).

Ratánhiawurzel, s. Krameria.

Rate (v. lat. rata pars), ein berechneter, festgesetzter Teil oder Anteil, besonders bei periodischen Abzahlungen einer Schuld; daher Ratenzahlung, Zahlung einer Summe, welche nach und nach in bestimmten Beträgen und zu bestimmten Terminen zu erfolgen hat. Die Ausstellung eines sogen. Ratenwechsels, d. h. eines Wechsels, dessen Wechselsumme in mehrere an verschiedenen Verfalltagen zahlbare Beträge zerlegt erscheint, ist nach der Novelle III zur deutschen Wechselordnung (Art. 4) unzulässig; ebenso in Österreich.

Ratekau (Ratkow), zwei Dörfer (West- und Ost-R.) im oldenburg. Fürstentum Lübeck, Amt Schwartau, mit (1885) 2500 u. 940 Einw. Hier kapitulierten nach dem Verlust von Lübeck 7. Nov. 1806 die Preußen unter Blücher mit den Franzosen unter Bernadotte.

Ratel, Gewicht, s. Artal.

Ratel, Säugetier, s. Honigdachs.

Ratenbriefgeschäft besteht darin, daß ein Unternehmer (Bankhaus) bestimmte Obligationen eines Lotterieanlehens gegen ratenweise Abzahlung des Kaufpreises unter der Bedingung verkauft, daß die vor gänzlicher Entrichtung des Preises auf diese Obligationen entfallenden Gewinne dem Käufer zufließen, daß aber dem letztern die Obligationen erst nach vollständiger Abzahlung ausgefolgt werden. Die Urkunde, welche hierüber vom Unternehmer ausgestellt wird, heißt Ratenbrief. Das R., in Frankreich viel vorkommend, ist in Österreich seit 1877 verboten.

Ratenwechsel, s. Rate.

Rath, Befestigungswerke in Irland aus vorgeschichtlicher Zeit, Ringwälle mit einem künstlichen Hügel (Dun) in der Mitte.

Rath, Gerhard vom, Mineralog und Geolog, geb. 20. Aug. 1830 zu Duisburg, studierte in Bonn, Genf und Berlin, habilitierte sich 1856 in Bonn und ward daselbst 1863 außerordentlicher, 1872 ordentlicher Professor der Mineralogie und Geologie und (bis 1880) Direktor des mineralogischen Museums. Er starb 23. April 1888 in Koblenz. Seine Arbeiten betreffen verschiedene Zweige der Kristallographie und Geologie; er entdeckte den Tridymit, wies das quadratische Kristallsystem des Leucits nach und untersuchte namentlich auch die verschiedenen Spezies der Feldspatfamilie und die Eruptivgesteine. Er wies mehrere neue Gesteinstypen nach, z. B. den Tonalit und den Augitsyenit, und lieferte Abhandlungen über das vulkanische Rheinland, namentlich das Siebengebirge und den Laacher See, die Schweiz, Tirol, Italien, Norwegen, Elba, die Euganeen, Toscana, Kalabrien, Sizilien, Ungarn, Siebenbürgen. Das Material zu diesen Arbeiten sammelte er auf wiederholten Reisen, und als weitere Früchte der letztern lieferte er auch landschaftliche und soziale Skizzen, so in den Schriften: "Ein Ausflug nach Kalabrien" (Bonn 1871); "Siebenbürgen" (Heidelb. 1880); "Durch Italien und Griechenland nach dem Heiligen Land", Reisebriefe (das. 1882, 2 Bde.); "Arizona" (das. 1885); "Pennsylvanien" (das. 1888). Außerdem schrieb er: "Über den Granit" (Berl. 1878); "Über das Gold" (das. 1879); "Naturwissenschaftliche Studien. Erinnerungen an die Pariser Weltausstellung" (Bonn 1879). Vgl. Laspeyres, Gerh. v. R., eine Lebensskizze (Bonn 1888).

Rathaus (franz. Hótel de ville, Stadthaus, engl. Town-hall, Guild-hall), der Sitz der städtischen Behörden, seit dem Mittelalter das Wahrzeichen der städtischen Selbständigkeit und Selbstverwaltung gegenüber dem Landesherrn. In der Ausstattung der Rathäuser drückten sich schon frühzeitig der Reichtum und die Macht einer Stadt aus, und aus gotischer Zeit sind uns noch zahlreiche Rathäuser erhalten, welche fast allein noch den Profanbau jener Kunstperiode veranschaulichen, so z. B. in Braunschweig (s. Tafel "Baukunst X", Fig. 2), Breslau, Brügge, Brüssel, Gent, Göttingen, Hannover, Löwen, Lübeck, Middelburg, Tangermünde, Thorn. Von Rathäusern der Renaissance sind diejenigen von Antwerpen, Amsterdam, Augsburg, Bremen (zum Teil gotisch), Köln, Leipzig, Nürnberg und Rothenburg a. T. hervorzuheben. In der Neuzeit sind in Berlin, München, Paris, Wien und Wiesbaden besonders große und schöne Rathäuser erbaut worden.

Rathenow, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, an der Havel und der Linie Berlin-Lehrte der Preußischen Staatsbahn, 26 m ü. M., hat eine evang. Kirche aus dem 14. und 16. Jahrh., ein Standbild des Großen Kurfürsten (1738 errichtet), ein öffentliches Schlachthaus, ein Realprogymnasium, ein Landratsamt (für den Kreis Westhavelland), ein Amtsgericht, bedeutende optische Industrieanstalten (1887 gegen 1500 Arbeiter), Holzwarenfabrikation, Eisengießerei und Maschinenbau, eine Asbestonitfabrik, eine Dampfmahl- und -Ölmühle, bedeutende Ziegel- und Kalkbrennerei (Rathenower Mauersteine), Schiffbau, Schiffahrt und (1885) mit der Garnison (4 Eskadrons Husaren Nr. 3) 13,072 meist evang. Einwohner. - R., schon 1217 urkundlich genannt, erhielt 1295 deutsches Stadtrecht und ist denkwürdig durch den Überfall der Schweden unter Wangelin durch die Brandenburger unter Derfflinger 25. Juni 1675.

Ratherĭus von Verona, Theolog und Kirchenfürst des 10. Jahrh., geboren um 890 im Lüttichschen, ward 931 Bischof von Verona, 953 von Lüttich, 961 wieder von Verona und starb 974 in Namur. Sein unstetes Leben war eine Folge seines rücksichtslosen Kampfes gegen Aberglauben und Sittenlosigkeit des Klerus. Seine "Opera" gab Ballerini (Verona 1765) heraus. Vgl. Vogel, Ratherius v. V. (Jena 1854, 2 Bde.).

Rathkeale (spr. -kíhl), Stadt in der irischen Grafschaft Limerick, in deren Nähe sich im 18. Jahrh. aus der Pfalz vertriebene Protestanten niederließen, hat (1881) 2549 Einw.

Rathlin, Basaltinsel an der Nordostküste von Irland, zur Grafschaft Antrim gehörig, mit den Ruinen eines Schlosses, in welchem Bruce, der schottische Volksheld, 1306 eine Zufluchtsstätte fand.

Rathmines (spr. -meins), südliche Vorstadt von Dublin in Irland, bildet mit dem angrenzenden Rathgar einen städtischen Bezirk von (1881) 24,370 Einw.

Ratĭbor, ehemals reichsunmittelbares Fürstentum in Oberschlesien, zählte auf 991 qkm (18 QM.) 32,000 Einw., stand von 1288 bis 1532 unter eignen Herzögen, kam dann an Österreich, durch den Frieden von Breslau 1742 an die Krone Preußen und wurde 1821 als Mediatfürstentum dem Landgrafen Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg als Entschädigung für seine 1815 an Preußen abgetretenen Besitzungen in der niedern Grafschaft Katzenelnbogen gegeben. Nach dem Erlöschen der Linie Hessen-Rotenburg 1834 fiel es durch Testament dem Prinzen Viktor von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst zu, der indes erst nach einem Prozeß mit der kurhessischen Regierung zum Besitz desselben gelangte. Das jetzige Mediatherzogtum R. liegt zerstreut in den Kreisen Ratibor, Rybnik und Leobschütz des Regierungsbezirks