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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Spinnenaffen; Spinnenkrabben; Spinnentiere; Spinner

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Spinnenaffen - Spinner

(S. die betreffenden Artikel.) Die letzten beiden werden unter dem Namen Jagdspinnen (Vagabundae), die 2. bis 5. als Webspinnen (Sedentariae) zu größern Abteilungen vereinigt. Jagd- und Webspinnen zusammen bilden die Hauptgruppe der Zweilunger (Dipneumones), der die 1. Unterordnung als Vierlunger (Tetrapneumones) gegenübergestellt wird. Man hat es versucht, das Gewebe der S. zur Weberei zu benutzen, jedoch ohne Nutzen. Man bedient sich jetzt der Spinnenfäden nur noch zu Mikrometern in astron. Fernrohren. Spinnweb zum Blutstillen zu benutzen, ist bedenklich, da es meist nicht staubfrei ist. - Vgl. Hahn und Koch, Die Arachniden (16 Bde., Nürnb. 1831-49); Koch, Übersicht des Arachnidensystems (5 Hefte, ebd. 1837-50); Walckenaer, Histoire naturelle des Aranéides (Heft 1-5, Par. und Straßb. 1805-8); Menge in den "Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig", Bd. 4 (Danz. 1843-50).

Spinnenaffen, s. Klammeraffen.

Spinnenkrabben (Oxyrhyncha), Familie der Krabben (s. d.) mit dichter Behaarung, langen dünnen Beinen, dreieckigem, vorn in eine bisweilen gegabelte spitze ausgezogenem Kopfbrustschild. Die Tiere schieben sich Tange, Stückchen von Polypenstöckchen u. s. w. zwischen die Haare des Rückens und maskieren sich auf diese Weise, indem sie wie bewachsene Steine aussehen. Sie bewegen sich sehr langsam und bleiben oft lange an einer stelle sitzen. Sie finden sich in allen Meeren; eine Art (Stenorhynchus phalangium Pennant), bis 3 cm lang, findet sich noch in dem westl. Teil der Ostsee.

Spinnentiere oder Arachniden (Arachnoidea), eine Klasse der Gliederfüßer (s. d.), zu der außer zahlreichen, weniger bekannten Formen die Skorpione, Spinnen und Milben gehören. Der Körper zerfällt in Kopfbruststück (Cephalothorax) und Hinterleib. Eine Ausnahme hiervon machen nur die Walzenspinnen, bei denen das erstere wie bei den Insekten in Kopf und Bruststück gesondert ist, sowie andererseits die Milben und einige weniger entwickelte Gruppen, bei denen auch der Hinterleib mit dem Kopfbruststück verschmilzt. Gliedmaßen finden sich nur am Kopfbruststück, stets in der Anzahl von 6 Paaren, von denen die beiden ersten als Kiefer, die 4 übrigen als Beine zu bezeichnen sind. Eigentliche Fühler sind nie vorhanden, doch ist das erste Kieferpaar, da es gleich den Fühlern der übrigen Gliederfüßer von dem über dem Schlunde gelegenen Nervenknoten, dem sog. Gehirn, mit Nerven versorgt wird, als umgewandeltes Fühlerpaar aufzufassen und wird deswegen gewöhnlich Kieferfühler, das zweite Kieferpaar Kiefertaster oder Unterkiefer genannt. Beide Kieferpaare können klauenförmig oder scherenförmig sein. Die 4 Beinpaare sind gewöhnlich dicht bei einander an der Unterseite des Kopfbruststücks befestigt. Außerdem trägt das Kopfbruststück die stets einfachen, also nie wie bei den Insekten und Krebstieren zusammengesetzten Augen, deren Zahl und Stellung für die Unterscheidung der Gruppen, Gattungen und Arten wichtig ist. Der Hinterleib ist entweder ungegliedert, oder zerfällt in eine Anzahl von Ringen. Von den innern Organen ist das Nervensystem bei manchen hoch entwickelt und meist in wenige, große Knoten zusammengedrängt; der Darmkanal zeigt öfters eine sehr eigentümliche, verwickelte Bildung; die Atmungsorgane haben die Form von Luftröhren (Tracheen) oder sind als sog. Lungen, die aus zahlreichen flach gedrückten und dicht aufeinander gepackten Luftröhren bestehen, entwickelt, können aber auch fehlen; das Herz besteht aus einem in der Mittellinie des Hinterleibsrückens gelegenen Schlauch, der Kreislauf ist nicht geschlossen. Die S. pflanzen sich, mit Ausnahme einiger Milben und der Skorpione, durch Eier fort. Die jungen Tiere sind meist den Alten ähnlich, seltener haben sie eine Verwandlung durchzumachen. Die meisten S. nähren sich von andern Gliedertieren und sind mit Giftorganen ausgerüstet, die in den Kieferfühlern oder am Hinterleibsende (Skorpione) gelegen sind (s. Tafel: Schutzmittel der Tiere, Fig. 16, Bd. 17, S. 924); andere leben als Schmarotzer auf Tieren und Pflanzen. Man teilt die S. in die Ordnungen: 1) Walzenspinnen (Solifugae; hierher die Walzenspinne; s. Tafel: Spinnentiere und Tausendfüßer II, Fig. 3), 2) Afterskorpione (Pseudoscorpionina; hierher Chtonius trombidioides, Fig. 2), 3) Skorpione (Scorpionina; hierher der europ. Skorpion, Fig. 1), 4) Geißelskorpione (Pedipalpi; hierher der langarmige Tarantelskorpion, s. Taf. I, Fig. 7), 5) Afterspinnen (Phalangina; hierher der gemeine Wandkanter, Fig. 8), 6) Spinnen (Araneina; Fig. 1-6, 11 u. 12), 7) Milben (Araneina; s. Taf. II, Fig. 4-7), 8) Bärtierchen (Tardigrada; hierher Macrobiotus Schultzei, s. Taf. I, Fig. 10), 9) Zungenwürmer (Linguatulina; hierher der bandwurmartige Zungenwurm, s. Taf. II, Fig. 8a u. b), 10) Asselspinnen (Pantopoda; hierher Ammothea pyenogonoides Quatref., Fig. 9). (S. die betreffenden Artikel.) Die ersten fünf Ordnungen, durch einen gegliederten Hinterleib charakterisiert, werden wohl auch als Gliederspinnen (Arthrogastra) den andern gegenübergestellt.

Litteratur. Die Hauptwerke über die Systematik der S. sind: Hahn und Koch, Die Arachniden, getreu nach der Natur abgebildet und beschrieben (16 Bde., Nürnb. 1831-50) und Walckenaer und Gervais, Histoire naturelle des insect aptères (4 Bde., Par. 1836-47). Über Anatomie und Entwicklungsgeschichte der S. schrieben besonders Bertkau, Blanchard, Claparède, L. Dufour, Dugès, Doyère, Grenacher, Leuckart, Metschnikoff, Newport, Plateau und Treviranus, über ihre Lebensweise Menge.

Spinner (Bombycidae), eine Familie meist mittel- bis sehr großer Schmetterlinge, charakterisiert durch einen besonders im weiblichen Geschlecht plumpen, in der Regel dicht behaarten Körper, ziemlich große, breite Flügel, die in der Ruhe dachförmig getragen werdern und den Weibchen mancher Gattungen fehlen; die Fühlhörner sind verhältnismäßig kurz, beim Weibchen borstenförmig, beim Männchen oft sehr lang, nach beiden Seiten gekämmt, und stellen hier sehr empfindliche Geruchsorgane dar, mittels welcher die kleinern am Tage lebhaft fliegenden Männchen die trägen, meist gar nicht oder nur sehr beschränkt flugfähigen, größern Weibchen aufsuchen. Diese legen ihre zahlreichen Eier meist haufenweise zusammen und bedecken sie oft mit ihren losgelösten, wolligen Afterhaaren. Die Raupen sind zwar in Gestalt sehr verschieden, und obwohl es glatte, vom Habitus der Schwärmerraupen giebt (wie z. B. die Raupe des Seidenspinners), so sind die meisten doch behaart, wie z. B. die des Kiefernspinners (Gastropacha pini L., s. Tafel: Schädliche Forstinsekten II, Fig. 2, Bd. 6, S. 999) und des Ringelspinners (Gastropacha neustria L., Fig. 4), während die des großen Nachtpfauenauges (Saturnia pyri W. V., s. Ta-^[folgende Seite]