Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

387

Storch - Store

angenehmem Geruch. In Äther, Benzol, Chloroform, Schwefelkohlenstoff und warmem Alkohol löst sich S. auf. Bestandteile sind Zimmetsäureester verschiedener Verbindungen alkoholartigen Charakters, und zwar Storesin, C36H55(OH)3, Styracin, C18H16O2, Zimmetsäurephenylpropylester, freie Zimmetsäure, Benzoesäure und Styrol (Cinnamol), C9H8. S. wird in der Medizin gegen Krätze und in der Parfümerie angewandt. Durch Auflösen in Benzol oder Alkohol, Filtrieren und Verdampfen des Lösungsmittels gewinnt man ihn in gereinigter Form (flüssiger S. oder flüssige Ambra, Storax liquidus purus). Die Preßrückstände der Darstellung werden als Räuchermittel unter der Bezeichnung Cortex Thymiamatis, Folia Styriacis noch vereinzelt in den Handel gebracht. Als Styrax calamitus kam früher das in Schilf oder Palmblätter eingewickelte Harz von Styrax officinalis L. (s. Styrax) in den Handel, während das jetzt unter diesem Namen gehandelte Produkt große, kreisförmige Scheiben von braunschwarzer Farbe darstellt, die aus Sägespänen und andern Unreinigkeiten, mit S. und andern wohlriechenden Harzen vermengt, bestehen. Für den amerik. Markt kommt noch in kleinen Mengen der durch Einschnitte in den Stamm von Liquidambar styraciflua L. gewonnene Balsam, der heller und ziemlich fest ist, in Frage. Er verbreitet in der Wärme sehr angenehmen Styraxgeruch. Das Deutsche Arzneibuch (1890) hat den mit Alkohol gereinigten S. aufgenommen. S. kostet (1897) im Großhandel 1,70 M. das Kilogramm.

Storch, Ludw., Schriftsteller, geb. 14. April 1803 in Ruhla, studierte seit 1823 in Göttingen und Leipzig Theologie und Philologie, wandte sich dann schriftstellerischer Thätigkeit zu, gründete auch 1840 eine eigene Buchdruckerei und Verlagshandlung in Gotha, hatte aber damit kein Glück und lebte, ruhelos umhergetrieben, an den verschiedensten Orten Deutschlands, bis er sich 1866 als Pensionär der Schiller-Stiftung in Kreuzwertheim am Main niederließ, wo er nach einiger Zeit erblindete und 5. Febr. 1881 starb. Unter der großen Anzahl seiner Romane und Novellen, die auch in einer Auswahl gesammelt erschienen (31 Bde., Lpz. 1855-62), sind besonders die historischen nicht ohne Verdienst. Unter diesen sind zu nennen "Kunz von Kauffungen" (3 Bde., Lpz. 1827), "Der Freiknecht" (3 Bde., ebd. 1830), "Max von Eigl" (3 Bde., ebd. 1844), "Ein deutscher Leineweber" (9 Bde., ebd. 1846-49), "Leute von gestern" (3 Bde., ebd. 1853), "Die Königin" (4 Bde., ebd. 1858 fg.) u. s. w. Die Sammlung von S.s "Gedichten" (Lpz. 1854) enthält mehrere vorzügliche lyrische Dichtungen. Seine Vorliebe für sein Heimatsland bekundete S. unter anderm in der "Thüring. Chronik" (Gotha 1841-43) und in dem "Wanderbuch durch den Thüringer Wald" (2. Aufl., ebd. 1851). Seinen "Poet. Nachlaß" gab A. Ziegler heraus (Eisenach 1882).

Störche (Ciconiidae), eine aus 5 Gattungen und 20 Arten bestehende, über den größten Teil der Erde verbreitete Familie der Stelzvögel, zeichnet sich durch die langen, oberhalb des Fersengelenks weit hinauf nackten Beine, die überall mit netzartig gegitterter Haut bedeckt sind, und durch einen langen, kegelförmigen, geraden Schnabel aus. Von den eigentlichen S. (Ciconia) kommen in Deutschland zwei Arten vor: der schwarze Storch (Ciconia nigra Bechst.), der sich durch sein schwarzbraunes Gefieder unterscheidet und sich in Osteuropa, seltener in Deutschland findet, und der weiße Storch (Ciconia alba L.), bei dem Schnabel und Füße rot sind und das Gefieder, bis auf die schwarzen Schwingen und Schulterfedern, weiß ist. Der weiße Storch ist ein Zugvogel, der beinahe über die ganzen drei östl. Weltteile verbreitet ist. In Deutschland trifft er im Februar und März ein und bezieht sogleich sein ehemaliges Nest wieder, das aus groben Reisern und Baumzweigen auf Bäumen oder Häusern errichtet ist. Er liebt ausgedehnte, wasserreiche und von Sümpfen unterbrochene Ebenen und ist deshalb in Holland, Ostfriesland und in Niedersachsen am zahlreichsten vorhanden, dagegen fehlt er in England. Da er nicht verfolgt wird, so nähert er sich ungescheut den Wohnungen. Bekannt ist sein gravitätischer Gang wie auch sein ausgezeichnetes Flugvermögen. Er verzehrt zwar auch Fische, besonders aber Frösche, Eidechsen, Landschlangen, nackte Schnecken, Regenwürmer, Feldmäuse, Maulwürfe, Insekten, aber auch junge Vögel und ist im ganzen eher schädlich als nützlich. Die Zahl der Eier beträgt vier bis fünf; sie sind weiß, ungefleckt und gegen 8 cm lang. Ausgewachsen ist der Storch stumm und ersetzt die Stimme bloß durch das Klappern seines Schnabels, indem er die Kiefern zusammenschlägt; nur die jungen S. im Neste bringen eine Art Zwitschern hervor. Jung aufgezogen, ist der Storch leicht zu zähmen und kann mit Fischen und rohem Fleisch lange erhalten werden. Von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende mißt er ziemlich 1,3 m und in gewöhnlicher Stellung steht er 1 m hoch. Zu den S. gehört auch der Klaffschnabel (s. d.), der Nimmersatt (s. d.) und der Marabu (s. d.).

Storchnest, Stadt im Kreis Lissa des preuß. Reg.-Bez. Posen, hat (1895) 1668 E., darunter 388 Evangelische und 6 Israeliten, Post, Telegraph, kath. und evang. Kirche, ehemaliges Kloster und ein Rittergut Schloß-Storchnest.

Storchschnabel, Instrument, s. Pantograph; S. als Pflanze, s. Geranium und Pelargonie.

Storchschnabelgewächse, s. Geraniaceen.

Storchvögel, s. Stelzvögel.

Storck, Wilhelm, Sprachforscher und Romanist, geb. 5. Juli 1829 zu Letmathe, widmete sich 1850-54 in München, Münster, Bonn, 1856-59 in Berlin philol. Studien. Er wurde 1859 an der königl. Akademie zu Münster außerord. und 1868 ord. Professor der deutschen Sprache und Litteratur, trug aber auch über Sanskrit, Provencalisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch vor. S. besorgte Ausgaben der Gedichte von Luis Ponce de Leon (Münst. 1853), Juan de la Cruz und Teresa de Jesus (1854), veröffentlichte grammatische, biographische und bibliogr. Abhandlungen und verdeutschte unter anderm Catulls Lieder (in freier Nachbildung u. d. T. "Lose Ranken", Münst. 1867). In neuester Zeit beschäftigte sich S. schriftstellerisch fast ausschließlich mit der portug. Litteratur und veröffentlichte die Übersetzungen: "Luis de Camões sämtliche Gedichte" (6 Bde., Paderb. 1880-85), "Hundert altportug. Lieder" (ebd. 1885), "Ausgewählte Sonette" von Anthero de Quental (ebd. 1887) und "Aus Portugal und Brasilien (1250-1890), Ausgewählte Gedichte" (Münst. 1892). Auch schrieb er "Luis' de Camões Leben" (Paderb. 1890).

Store (engl., spr. stohr), Vorrat; (Verkaufs-)Laden.

Store (frz., spr. stohr), Rollvorhang; Fenstervorhänge, insbesondere die reicher gemusterten Gardinen in voller Fensterbreite.