Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Botanik'
Anmerkung: Fortsetzung von [Die Geschichte der Botanik.]
medica", in welcher etwa 600 Arzneipflanzen beschrieben sind.
Die Naturgeschichte des Römers Plinius (23-79 n. Chr.) ist nur eine Zusammenstellung aus den Werken
der Alten. Die lange Zeit der Ausbreitung und Befestigung des Christentums war der Naturforschung
in hohem Grad ungünstig. In den auf das Altertum folgenden Jahrhunderten bis zur Reformation begegnen
wir nur wenigen Schriftstellern, die aus selbständiger Naturbeobachtung ihre Kenntnisse schöpften;
dies waren vorzugsweise die Araber, welche sich die griechische Bildung angeeignet hatten, und unter
den Deutschen Albertus Magnus (1193-1280), der ein Werk:
"Sieben Bücher von den Gewächsen", schrieb. Die vorherrschende Richtung dieser Zeit ging vielmehr
auf das Studium der Werke der Alten, zumal des Dioskorides, der als ausschließliche Autorität galt,
und zu dessen Werken Kommentare geschrieben wurden. Erst die mit Ende des 15. Jahrh. anbrechende
Zeit des allgemeinen Wiederauflebens der Wissenschaften brachte auch hier einen Umschwung hervor.
Deutsche waren es zunächst, welche die botanische Wissenschaft von den Fesseln der alten Schule
befreiten. Die Unzulänglichkeit der Lehren des Dioskorides brachte Otto Brunfels
("Contrafeyt Kräuterbuch", 1537), Hieronymus von Braunschweig, Leonhard Fuchs, Hieronymus Tragus und Konrad
Geßner zu dem Entschluß, unabhängig von Dioskorides die Gewächse
Deutschlands zu untersuchen und eine mit Abbildungen begleitete Beschreibung derselben zu geben. Geßner
kam zuerst auf den Gedanken, daß die Fruchtteile die wesentlichen seien, und daß man danach die Pflanzen
ordnen müsse. Jenen Männern folgten gegen den Anfang des 17. Jahrh. die Italiener Peter Matthiolus,
Andreas Cäsalpinus, Prosp. Alpino und Fab. Columna, die Niederländer Dodonäus, Clusius und Lobelius,
der Franzose Dalechamp, der Engländer Gerard, die Deutschen Joach. Camerarius, Tabernämontanus und die
Gebrüder Johann und Kaspar Bauhin. Durch die Anstrengungen dieser Forscher war der Vorrat benannter
Pflanzen zu Anfang des 17. Jahrh. schon bis auf 5500 angewachsen; mit dieser Vermehrung wuchs aber das
Bedürfnis der Anordnung. Den ersten Versuch einer natürlichen Anordnung
der Pflanzen in der Beschreibung ihrer Eigenschaften und Formen machte Lobelius (1570), indem er gewisse
Familien, z. B. Bäume, Gräser, Farnkräuter, Lilien u. a., ausstellte. Andreas Cäsalpinus (1583), von
Linné der erste orthodoxe Systematiker genannt, führte nach Geßners Vorschlag die Frucht und die wesentlichen
Teile des Samens als Basis der Klassenbildung auf, was bei vielen seiner Nachfolger, die man
Fruktisten nannte, die herrschende Regel geblieben ist. Noch verdienter
aber um die B. machten sich etwas später die Gebrüder Bauhin. Während Johann Bauhin
in seinem Werk "Historia plantarum universalis" (erst nach seinem Tod,
1650, von Chabrée herausgegeben) sich mehr den Ansichten des Lobelius anschloß und mithin eine natürliche
Anordnung der Pflanzen anstrebte, vermehrte Kaspar Bauhin nicht allein die Zahl der bekannten Pflanzen
durch seine Entdeckungen, sondern suchte auch die durch die Willkür in den Benennungen ungemein verwirrte
Synonymik zu berichtigen. Er wagte zuerst in seinem "Phytopinax"
(1596) die Idee einer Synopsis aller bekannten Pflanzen aufzustellen und führte in seinem
"Pinax theatri botanici" (1623) die Namen von 6000 Pflanzen mit
ihren Synonymen aus. Die schon ein Jahrhundert früher gemachten Entdeckungen neuer Länder und
↔
Meeresstraßen vermehrten die Zahl der bekannten Pflanzen außerordentlich. Es wurden botanische Reisen
und Expeditionen unternommen; so wurde z. B. fast ganz Europa von Clusius, das Morgenland von P. Albini
mit großem Erfolg durchforscht.
Ein wichtiges Moment für die Weiterentwickelung der B. trat in der ersten Hälfte des 17. Jahrh. hinzu:
die Erfindung des Mikroskops. Sie führte zu genauern Untersuchungen
des Baues der Pflanzen und somit zur Begründung der Pflanzenanatomie.
Als die eigentlichen Begründer der letztern haben wir anzuerkennen: Nehem. Grew, Marcell Malpighi,
Professor zu Bologna, und Leeuwenhoek, welche zu gleicher Zeit mikroskopische Beobachtungen über das
Gewebe der Pflanzen anstellten; der erste machte sie 1670, der zweite 1671, der dritte 1675 durch den Druck
bekannt. In diese Zeit fallen auch weitere Versuche zur Ausstellung von Pflanzensystemen
in größern beschreibenden Werken, so die von Morison, Ray, P. Hermann, H. Boerhaave, G. A. Rivinus,
besonders aber von J. P. (Anmerkung des Editors: Joseph Pitton) Tournefort. Morison (1715) und Ray (1703) bauten auf dem von
Cäsalpin gelegten Grund weiter fort; der letztere nahm bei seiner Methode schon auf die Bildung der
Blumenkrone und deren Teile Rücksicht. Rivinus (1690) ließ bei seiner Anordnung der Gewächse ganz allein
die regelmäßige oder unregelmäßige Gestalt der Blumenkrone als Norm gelten. Ein wichtiger Fortschritt in
der beschreibenden B. geschah aber durch Tournefort (1719), indem derselbe nicht nur ein seiner Zeit sehr
anerkanntes System ausstellte, welches er auf die Form der Blumenkrone gründete, sondern vorzüglich,
indem er zuerst bestimmte Gattungen schuf und die in dieselben gehörigen Arten bezeichnete. Die Zusammenstellung
der Pflanzen in wirkliche Familien unternahm und führte zuerst Magnol (1689) durch; sein System umfaßte 76
Familien, welche er nach allen Teilen der Pflanze begrenzte, besonders aber nach der Entwickelung der Blüte
und Frucht. Aber diese Systeme wurden immer wieder überholt und unzureichend durch die Fülle neuer Pflanzen,
welche fortwährend bekannt wurden. Ferne Weltgegenden, zumal die Tropenländer, wurden der botanischen Kenntnis
erschlossen durch die Reisenden und Pflanzensammler Rheede, Kämpfer und Rumph, welche die asiatische, Sloane
und Plumier, welche die amerikanische Flora behandelten. Die Kultur dieser ausländischen Gewächse in den
jetzt allgemeiner angelegten botanischen Gärten (s. d.) trug
nicht weniger zur Vermehrung der Pflanzenkenntnis bei. Ohne ein genügendes, allgemein gültiges System und
ohne eine bestimmte, allgemein befolgte Methode der Pflanzenbenennung und Pflanzencharakteristik wäre aber
die Verwirrung in der Beschreibung der Pflanzen nicht zu vermeiden gewesen, und es war daher das Verdienst
Karl Linnés (1707 bis 1778), diesem Bedürfnis durch sein berühmt gewordenes
System abgeholfen zu haben. Es ist dies zwar, als lediglich auf die Befruchtungsorgane der Blüte gegründet,
ein künstliches, hat aber wegen der Untrüglichkeit und leichten Anwendbarkeit seiner Merkmale rasch weitverbreitete
Anerkennung gefunden. Linnés größeres Verdienst aber, wegen dessen er mit Recht als Reformator der Naturgeschichte
bezeichnet wird, besteht darin, daß er feste Regeln für die wissenschaftliche Charakteristik der Gattungen und
Arten und die eigentliche naturgeschichtliche Terminologie zur Bezeichnung dieser letztern geschaffen hat,
die bis heute in der Naturgeschichte Geltung haben. Unter den Gegnern des Linnéschen Systems waren
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 259.