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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dahlonega; Dahme; Dahn

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Dahlonega - Dahn.

mit seinen politischen Ansichten isoliert. Eine Frucht seiner damaligen praktischen und theoretischen Studien in der Politik war das Handbuch der Politik: "Die Politik auf den Grund und das Maß der gegebenen Zustände zurückgeführt", von welchem nur der 1. Band (Götting. 1835; 3. Aufl., Berl. 1847) erschienen ist. Dem schönen, dankbaren Wirkungskreis, den sich D. in Göttingen geschaffen hatte, wurde ein plötzliches Ende gemacht durch den Verfassungsbruch König Ernst Augusts 1837. D. verfaßte den Entwurf einer Protestation, welche das Verfahren des Königs für einen Staatsstreich erklärte, der niemand von dem auf das Staatsgrundgesetz geleisteten Eid entbinden könne; sechs von Dahlmanns Kollegen unterschrieben diese Erklärung. Ihre Absetzung und Ausweisung war bekanntlich die Folge davon. D., der über die Verfassungsfrage noch das klassische Pamphlet "Zur Verständigung" schrieb, begab sich zunächst nach Leipzig, wo man ihm eine Stätte ruhigen Wirkens schaffen zu wollen schien, ein Plan, der aber an der Ängstlichkeit des Ministeriums scheiterte. Nun ging er nach Jena, wo er seine vortreffliche "Geschichte von Dänemark" (Hamb. 1840-43, 3 Bde.) schrieb, die leider nur bis zur Reformation reicht. Nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. ward D. 1. Nov. 1842 als Professor an die Universität Bonn berufen. Hier gewann er bald eine ausgedehnte Wirksamkeit. Seine Vorlesungen wurden die besuchtesten in Bonn, er galt weithin als politische Autorität, und auch die Regierung holte in wichtigen Universitätsangelegenheiten seinen Rat ein. Obwohl Dahlmanns Persönlichkeit, seine Zurückhaltung u. Schwerfälligkeit ihn wenig begünstigten, ward D. doch populär. Unter den Vorlesungen, die er in Bonn hielt, ragten besonders die über die englische und französische Revolution durch ihre politische Bedeutung hervor; sie wurden bald auch gedruckt ("Geschichte der englischen Revolution", Leipz. 1844; 6. Aufl. 1864; "Geschichte der französischen Revolution", das. 1845; 3. Aufl. 1864), fanden reißenden Absatz und bestimmten das politische Urteil der gebildeten Mittelklassen in Deutschland. An der Veranstaltung der Germanistenversammlungen, welche, in den Jahren 1846 und 1847 gehalten, die Bedeutung eines deutschen Vorparlaments hatten, nahm D. den lebhaftesten Anteil. Eine sehr wichtige, einflußreiche Rolle spielte er in der nationalen Bewegung des Jahrs 1848. Gleich im Beginn derselben wurde er von dem neuernannten Minister Grafen Schwerin zur Teilnahme an den Beratungen über die preußische Verfassung aufgefordert, bald nachher als preußischer Vertrauensmann zum Bundestag nach Frankfurt geschickt, darauf sogar zum eigentlichen Bundestagsgesandten ernannt, was er jedoch ablehnte, da er überzeugt war, in freierer Stellung mehr wirken zu können. Der Verfassungsentwurf der 17 Vertrauensmänner, in welchem der Einheitsgedanke zu so entschiedenem Ausdruck kam, ist hauptsächlich Dahlmanns Werk. Auch war er Referent des Verfassungsausschusses der Nationalversammlung. In der Frage der Hegemonie war er für die Einigung unter Preußens Führung mit Ausschluß Österreichs, fand aber damit weder beim König von Preußen noch bei der Mehrheit des Parlaments Beifall. Überhaupt fehlten ihm für eine praktische Politik die rasche Erkenntnis des Möglichen und Praktischen und der kühne Entschluß, wie sein Verhalten 1. Sept. in der Frage des Malmöer Waffenstillstandes und seine Unfähigkeit, ein Ministerium zu bilden, zeigten. Doch trat er 1849 noch entschieden für das preußische Kaisertum ein. Zur Teilnahme an der Gothaer Versammlung und zur Unterstützung der preußischen Unionsbestrebungen entschloß sich D. nur mit großer Selbstüberwindung: er war überzeugt, daß jener Weg nicht zum Ziel führen werde. Doch ließ er sich in das Erfurter Parlament wählen und trat auch im Sommer 1850 in die preußische Erste Kammer ein, wo er den überstürzenden Restaurationsbestrebungen mutig, aber ohne Erfolg entgegentrat. Später zog er sich ganz aus dem politischen Leben zurück und widmete sich mit Eifer seinem Lehramt. Mehr und mehr vereinsamt, überließ er sich dem Gefühl bitterer Resignation und schöpfte erst seit der Wendung der Dinge in Preußen 1858 neuen Mut. Er starb 5. Dez. 1860, als einer der bedeutendsten Politiker und edelsten Patrioten Deutschlands anerkannt. Von seinen Schriften sind neben der Ausgabe von Neocorus' "Geschichte der Dithmarschen", in sächsischer Sprache (Kiel 1827), noch zu erwähnen: "Forschungen auf dem Gebiet der Geschichte" (Bd. 1, Altona 1821; Bd. 2: "Herodot", 1824); "Quellenkunde der deutschen Geschichte", für eigne Vorträge der deutschen Geschichte geordnet (Götting. 1830; 5. Aufl., hrsg. von Waitz, 1883). Seine 1826 in Kiel gehaltenen Vorlesungen über die Geschichte Dithmarschens gab Kolster (Leipz. 1873) ergänzt heraus. Vgl. A. Springer, Friedr. Christ. D. (Leipz. 1870-72, 2 Bde.).

Dahlonega, Hauptort der Grafschaft Lumpkin im nordamerikan. Staat Georgia, auf hohem Hügel schön gelegen, mit landwirtschaftlichem College und 602 Einw. Die Goldgruben (Tau-lau-ne-ca bedeutet "gelbes Gold") sind fast erschöpft, und die Münzstätte ist 1863 eingegangen.

Dahme, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Jüterbog-Luckenwalde, durch Zweigbahn mit Uckro (Linie Berlin-Dresden) verbunden, hat eine Pfarrkirche und (1880) 5400 fast nur evang. Einwohner, welche starke Tuch- und Schuhwaren-, ferner Zigarren-, Kessel-, Töpferwarenfabrikation und Bierbrauerei betreiben. D. ist Sitz eines Amtsgerichts, hat eine Landwirtschaftsschule und eine agrikultur-chemische Versuchsstation. Historisch bekannt ist der Ort durch das Gefecht vom 7. Sept. 1813 zwischen den (siegenden) Preußen und Franzosen. Bei D. entspringt der Fluß D., der unterhalb Golßen flößbar und bald darauf auch schiffbar wird und nach 75 km langem Lauf als "wendische Spree" bei Köpenick in die Spree mündet.

Dahn, Marktflecken im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Pirmasens, 204 m ü. M., an der Lauter in einem wilden Thal des Wasgenwaldes, mit Amtsgericht, Burgruine, Sägemühlen und (1880) 1389 kath. Einwohnern.

Dahn, 1) Friedrich, Schauspieler, geb. 18. April 1811 zu Berlin, war erst für die Kanzel bestimmt, entschied sich aber bald für die Bühne und begann 1829 am Königsstädtischen Theater in Berlin seine Laufbahn. Als jugendlicher Liebhaber seit 1830 am Breslauer, von 1831 bis 1834 am Hamburger Stadttheater engagiert, gewann er sich durch sein Talent, das von glänzenden Mitteln unterstützt wurde, die Gunst des Publikums. Seit 1834 gehört er dem Münchener Hoftheater an, als dessen Ehrenmitglied er sich 1878 von der Bühne zurückzog. Hauptrollen in früherer Zeit waren: Don Karlos, Mortimer, Beaumarchais, Gaston; später: Tell, Egmont, Dunois. Der letzten Periode gehören an: Lear, Wallenstein, Oberförster, Feldern und viele Repräsentationsrollen. Verheiratet war D. seit 1833 mit Konstanze Le Gay (geb. 1814 zu Kassel), die früher als "Wunderkind" aufgetreten und seit 1829 in Hamburg en-^[folgende Seite]