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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Passātwölkchen; Passau

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Passatwölkchen - Passau (Bistum).

nach auch seine Geschwindigkeit. Da die über ihm lagernde Luft dieselbe Rotationsgeschwindigkeit besitzt, so wird eine Luftmasse, welche aus höhern Breiten dem Äquator zuströmt, eine geringere Rotationsgeschwindigkeit besitzen als die Gegenden, zu denen sie gelangt, und wird in Beziehung auf den unter ihr sich fortbewegenden Boden in der Richtung von W. nach O. zurückbleiben und daher als ein von O. nach W. wehender Luftstrom zur Erscheinung kommen. Diese Bewegung setzt sich mit der gegen den Äquator hin fortschreitenden Bewegung auf der nördlichen Halbkugel zu einem Nordost-, auf der südlichen zu einem Südostwind zusammen. In niedern Breiten, nahe am Äquator, ist aber die Verschiedenheit der Rotationsgeschwindigkeit der einzelnen Breitengrade eine nur geringe, indem die Meridiane daselbst nahezu einander parallel werden; daher wird die dem Äquator innerhalb der Zone von 10° nördl. bis 10° südl. Br. zuströmende Luft, indem sie auch noch durch Berührung mit der Erdoberfläche immer mehr an Geschwindigkeit verliert, endlich die Rotationsgeschwindigkeit der Erdoberfläche selbst annehmen. Aus diesem Grund gewinnt in der Nähe des Äquators der Nordostpassatwind wieder eine mehr nördliche, der Südostpassatwind eine mehr südliche Richtung, was zu einem gegenseitigen Stauen beider P. und demgemäß zu Windstillen (Kalmen) Veranlassung gibt. Unter etwa 30° nördl. und 30° südl. Br. senkt sich die vom Äquator aufgestiegene Luft gegen die Erdoberfläche herunter und bewegen sich dann die Äquatorial- und Polarströmung nicht mehr wie früher übereinander, sondern nebeneinander. Der Kampf, in welchen sie dabei treten, bildet die Veranlassung zu den Verhältnissen des Windes in den mittlern Breiten (s. Wind). In der Zone der P., zwischen 30° nördl. u. 30° südl. Br., befinden sich demnach auf jeder Halbkugel zwei Passatströmungen der Luft: auf der nördlichen unten NO., oben SW., auf der südlichen unten SO., oben NW. Die obere Luftströmung nennt man Antipassat, Gegenpassat oder obern Passatwind. Von den Polargrenzen (30°) des Passats kehrt die Luft an der Oberfläche der Erde teilweise als unterer Passat nach dem Äquator zurück (dieser hat also nicht, wie man früher irrtümlicherweise annahm, seinen Ursprung an den Polen oder in höhern Breiten); ein andrer Teil strömt nach höhern Breiten und tritt dort auf unsrer Halbkugel als Südwest- und Westwind, auf der südlichen als Nordwest- (namentlich über der ozeanischen, durch keine Festländer oder Inseln unterbrochen, Wasserfläche derselben) oder als reiner Westwind auf und veranlaßt so die großen westöstlichen Driftströmungen der südlichen Ozeane (s. Meer, Abschnitt Strömungen). So sind also die Windverhältnisse, wenigstens auf den Ozeanen, wesentlich durch die Erscheinung der P. bedingt und diese wiederum durch die stärkere Erwärmung der Erdoberfläche unter dem Äquator und die Achsendrehung der Erde. Der Einfluß dieser beiden Umstände ist zuerst von Hadley (1735) erkannt worden; von ihm rührt auch die richtige Erklärung der P. her, obschon die untern P. zwischen den Wendekreise auf dem Atlantischen und Stillen Ozean den Seefahrern schon längst bekannt waren. So wurden ja die Gefährten des Colombo auf dessen erster Entdeckungsreise nach Amerika durch die Beständigkeit des Windes, der sie fortwährend nach W. trieb, in Unruhe versetzt; seit den Zeiten Don Ulloas (1539) nennen die Matrosen denjenigen Teil des Ozeans, in welchem der Nordostpassat herrscht, "Frauengolf" ("el Golfo de las Damas"), weil dort ein Mädchen das Steuer führen kann. Die Region der Kalmen (s. d.), welche die P. beider Halbkugeln voneinander trennt, rückt nach N. oder S., je nachdem die Sonne nördlich oder südlich vom Äquator steht; somit ist natürlich auch die Lage der Region der beiden Passate sowohl nach den Polen als nach dem Äquator zu in den verschiedenen Jahreszeiten eine veränderliche. Für den Atlantischen Ozean liegen die meisten und sichersten Beobachtungen vor. Im Winter und Frühling weht der Nordostpassat zwischen 5 und 27° nördl. Br. und im Sommer und Herbst zwischen 10 und 30° nördl. Br. Der Südostpassat dringt im Winter und Frühling bis zu 2° nördl. Br. und im Sommer und Herbst bis zu 3° nördl. Br., also über den Äquator, vor, wobei er allmählich zum Süd- und später zum Südwestwind wird, so daß die tropische Kalmenregion zwischen den beiden Passaten im Atlantischen Ozean nördlich vom Äquator liegt; im Dezember und Januar ist sie nur 150 Seemeilen (60 auf 1° des Äquators) breit, im September aber 550 Seemeilen. In dem Stillen Ozean erleiden die innern Grenzen der Passate (nach dem Äquator zu) geringere Veränderungen als in dem Atlantischen Ozean; auch reicht der Nordostpassat im Stillen Ozean im Durchschnitt nur bis 25° nördl. Br., im Atlantischen Ozean bis 28° nördl. Br. Im allgemeinen ist der Südostpassat kräftiger als der Nordostpassat, weil er ungestörter über weite Wasserflächen hinweht, und daher rührt auch sein Übergreifen in die nördliche Halbkugel.

Passātwölkchen, in der Zone der Passate in den obern Schichten der Atmosphäre schwebende Wolken, die dem Passat entgegenziehen, getrieben vom obern Passatwind.

Passau, ehemaliges Bistum und Fürstentum, ist 738 aus dem frühern Bistum Lorch hervorgegangen, indem Bischof Vivilo seinen Sitz nach P. verlegte, als die Avaren Lorch zerstörten. Als Sprengel ward ihm von Bonifacius das Land zu beiden Seiten der Donau von Niederaltaich bis zur Enns angewiesen. Doch schon im 9. Jahrh. dehnte sich die Diözese, über welche Salzburg Metropolitanrechte in Anspruch nahm, über das ganze Erzherzogtum Österreich aus und behielt diesen Umfang bis zur Errichtung der Bistümer Wien und Wiener-Neustadt (1468). Langsamer mehrte sich das Ländergebiet des Bischofs. Ein zusammenhängendes Gebiet entstand erst 1207 durch die Erwerbung der Grafschaft im Ilzgau nebst Windberg vom Herzog von Meran und durch den Kauf der Herrschaft Viechtenstein 1227. Bischof Otto von Lonsdorf löste 1262 das Bistum aus der Schirmvogtei der bayrischen Herzöge und erwarb damit die Reichsunmittelbarkeit. Als Reichsfürst hatte der Bischof Sitz und Stimme auf dem Reichstag und seit Maximilians I. Kreiseinteilung auf dem bayrischen Kreistag. Das Domkapitel bestand aus 24 Domherren, Landstände gab es nicht. Das bischöfliche Wappen war ein springender roter Wolf im silbernen Felde. Die Einkünfte des Bistums wuchsen im 18. Jahrh. auf 430,000 Gulden, wozu noch aus den österreichischen Herrschaften jährlich 180,000 Guld. kamen. Von Passaus Bischöfen haben wenige eine über ihren Sprengel hinausgehende Thätigkeit entwickelt. Bischof Piligrim (971-981) betrieb die Mission in Ungarn, wie es scheint, in der eigennützigen Absicht, auf Grund gefälschter Urkunden das Pallium zu erwerben und die Oberhoheit Salzburgs abzuschütteln. Doch gelang ihm dies nicht. Altmann (1065-1091), im Investiturstreit ein eifriger Anhänger des Papsttums, ward von Papst Gregor VII.