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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Delta-Metall; Dembia; Demmin; Denain; Dengfieber; Dengis; Denhardt

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Delta-Metall - Denhardt.

Nutzen beruhende Verhältnis herausgebildet hat und nur dadurch an Innigkeit einbüßte, daß die Menschen Fangmethoden ersannen, bei der sie die freiwillig geleisteten Treiberdienste der Delphine allmählich entbehren lernten und ihrerseits diese Freundschaft vernachlässigten. Als Rückstand blieb dann nur die Sage von einer solchen Freundschaft und das über die ganze Welt verbreitete Gesetz der Unverletzlichkeit dieser Tiere. Auch unter den Fischern am Adriatischen Meer hat sich noch eine schwache Erinnerung an die alte Fanggenossenschaft lebendig erhalten. Sie glauben, wie Cuvier erzählt, daß der D. aus alter Freundschaft für sie die Thunfische in die großen Kammern aus verankerten Netzen hineintreibe, die man Tonare nennt. Manchmal, wenn sie Bedenken zeigten, gehe er sogar voran, und darum träfe man zuweilen einen D. in den Tonaren. Sie rufen ihm dann zu: "Fora Delfino!" ("Hinaus mit dem D.!") und komplimentieren ihn auf diese Weise, ohne ihm ein Leid zuzufügen, wieder aus der geöffneten Kammer heraus, bevor sie mit ihrer großen Schlächterei beginnen.

Delta-Metall *, eine neue Legierung aus Kupfer und Zink, deren physikalische Eigenschaften diejenigen von Schmiedeeisen und Stahl übertreffen. Es läßt sich heiß und kalt walzen, zu Draht ziehen und bei Dunkelrotglut leicht schmieden, ausstanzen und pressen. In geschmolzenem Zustand ist es dünnflüssig und deshalb auch für kleine Güsse zu verwenden. Der Preis des Rohmaterials entspricht demjenigen des Rotgusses. Es hat eine goldähnliche Farbe und ist darum auch für den Kunstguß sehr verwendbar. Zu seinen Vorzügen gehört ferner eine große Widerstandsfähigkeit gegen saure Grubenwässer und Seewasser, weshalb es auch für den Gruben- und Schiffbau benutzt wird.

Dembia *, Fluß in der zur französischen Kolonie Senegal gehörigen Provinz Rivières du Sud, entsteht aus zwei Quellflüssen, dem nördlichern Kakrima und dem südlichern Kokoulo, welche aus dem großen Quellgebiet des Futa Dschallon in der Landschaft Tené in der Umgegend der Stadt Labi entspringen. Nach ihrer Vereinigung nimmt der Fluß eine südwestliche Richtung und ergießt sich in die Sangareahbai des Atlantischen Ozeans. Nach den Angaben der Eingebornen soll der Fluß mehrere hundert Kilometer aufwärts für Schiffe von 3 m Tiefgang befahrbar sein, doch begegnet man schon 60 km vom Meer gefährlichen Stromschnellen. An seinem Unterlauf, welcher die Landschaften Koba (s. d., Bd. 9) im N. und Capitay (s. d., Bd. 3) im S. scheidet, befinden sich mehrere Handelsniederlassungen von Engländern, Franzosen und Deutschen; ebenso auch an andern Plätzen der genannten Landschaften, von denen die erste durchaus eben und mit großen Palmenhainen bestanden ist, besondere Wichtigkeit aber wegen ihrer Ergiebigkeit an Kolanüssen hat, die in ganz Senegambien sehr gesucht sind. Capitay wird durchaus von Gebirgszügen des Kakulimah und Sumbah erfüllt, deren Abhänge mit Gummibäumen bestanden sind.

Demmin, (1885) 10,546 Einw.

Denain, (1886) 16,115 Einw.

Dengfieber * (Dengue-, Dengelfieber, Daggeisches Fieber), akute Infektionskrankheit, welche in Vorder- u. Hinterindien, Persien, Syrien, Palästina, in der Türkei, Griechenland, Ägypten u. andern Teilen Afrikas, in Nord- und Südamerika, Westindien teils sporadisch, teils epidemisch und dann oft über weit Länderstrecken verbreitet vorkommt. Die Symptome bestehen zuerst in einer starken Rötung des Gesichts, des Halses und der Hände, oft verbunden mit Ausschlag. Der Kranke empfindet heftigen Kopfschmerz, Stechen in den Augen und Ohrensausen; er ist unfähig zu jeder körperlichen Arbeit, lichtscheu und leidet an Schlaflosigkeit. Allmählich werden auch andre Teile des Körpers angegriffen, bis sich die Krankheit mit besonderer Heftigkeit in den Beinen, hauptsächlich in den Knieen, festsetzt. Das Fieber ist sehr hoch, verschwindet aber mit dem Exanthem nach 24-48 Stunden, worauf dann in Zwischenräumen von 2-4 Tagen neue Anfälle auftreten. Allmählich lassen die Symptome nach, während eine schmerzhafte Anschwellung der Gelenke noch wochenlang anhält und große Kraftlosigkeit des Körpers, von der sich der Patient nur langsam erholt, zurückbleibt. Das D. verbreitet sich sehr schnell, befällt stets einen sehr großen Teil der Bevölkerung, besonders Kinder und Greise, endet aber nur in seltenen Fällen mit dem Tod. Eine sehr bösartige Form (black fever) verläuft unter außerordentlich hoher Temperatursteigerung mit Schlafsucht, Cyanose und führt unter Herzlähmung oder Lungenödem in 24-48 Stunden zum Tode. Die Behandlung beschränkt sich auf eine Kalomeldosis bei Ausbruch der Krankheit, kalte Bäder und gegen Schlaflosigkeit Darreichung von Morphium; auch Belladonna wird sehr gerühmt. Zur vollständigen Wiederherstellung ist eine Luftveränderung oft das wirksamste Mittel. Über die Ursachen der Krankheit ist nichts Sicheres bekannt; jedenfalls handelt es sich um eine Infektion durch Mikroorganismen; ob der dabei von einem Beobachter gemeldete Befund von Mikrokokken mit der Krankheit etwas zu thun hat, ist zweifelhaft.

Dengis * (türk., Meer), Name mehrerer Seen in der Kirgisensteppe in der Provinz Akmollinsk (Russisch-Zentralasien), darunter als die bedeutendsten der nördliche D. oder Gorkoe ozero (Bittersee), 75 km lang, 25 km breit und 1502 qkm groß, der 90 km lange, 35 km breite und 1269 qkm große D.-Gorkoje mit bitterm Wasser und der 547 qkm große D.-Kul.

Denhardt *, Klemens und Gustav, Afrikaforscher, gebürtig aus Zeitz, fuhren 1878-79 mit Fischer den Osifluß, dann den Tana aufwärts bis Massa und kehrten darauf nach Europa zurück, um das zur Erschließung des erforschten Gebiets für den deutschen Handel nötige Kapital zusammenzubringen, was ihnen so weit gelang, daß sich 1882 ein Tanakomitee bildete und 1884 mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften eine Expedition unter Führung der Gebrüder D. abgesandt wurde, welche im Februar 1885 auf der Insel Lamu an der Wituküste eintraf, jedoch auf Betreiben des Sultans von Sansibar geraume Zeit verhindert wurde, nach dem Festland überzusetzen. Indes bat der Sultan von Witu, wo sich die Expedition zuerst niederließ, sogleich um ein Freundschafts- und Schutzverhältnis mit Deutschland, um das er bereits 1867 nachgesucht hatte, und verkaufte an Klemens D. ein Gebiet von 50 qkm bei Kann am Osi und darauf weitere 1300 qkm mit einer Küstenlänge von 60 km, beide mit allen Hoheitsrechten. Klemens D. kehrte nun nach Deutschland zurück und verkaufte 25 QM. seines Besitzes für 200,000 Mk. an die von Mitgliedern des Deutschen Kolonialvereins gebildete Deutsche Witugesellschaft, während Gustav D. in dem übrigen Territorium Plantagenbau betreibt. Berichte über die Reisen der Gebrüder D. brachten die "Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg" (1876-77 u. 1878-79), "Petermanns Mitteilungen" (1881, mit Karte), die "Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin" (1884) und die "Deutsche Kolonialzeitung" (1886).