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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Luther - Luzzatto
armenischen College Marrat zu Paris und war darauf3 Jahre Vorsteher des von ihm mitbegründeten College zu Grenelle, widmete sich aber in der Folge ausschließlich seinen Studien. Erveröffenilichte (größtenteils unter dem Namen Ambroise Calfa) außer einer »Allgemeinen Weltgeschichte^ (Ven^d. 1851, tt Bde.), einem Werk über die armenische Schrift l.'j. Aufl. 1859), mehreren Konversationsbüchern :c. ein armenisch-französisches (Par. 1860), ein armenischtürkisches l das. 1863) sowie ein kleineres und ein großes französisch-türkisches Wörterbuch (das. 1861 und 1880). - Sein Bruder Corene, Fürst von L., geb.
1838, Erzbischof der armenischen Kirche, ist als Dichter bekannt.
"Luther, 2) Eduard, Astronom, geb. 24. Febr.
1816 zu Hamburg, studierte in Kiel und dann in Königsberg bei Jacobi, Bessel und Neumann Mathematik und Astronomie, promovierte 1847 und habilitierte sich bald darauf als Privatdozent an der Universität Königsberg, wurde 1854 an Bessels Stelle außerordentlicher und 1859 ordentlicher Professor der Astronomie und übernahm 1856 mit Wichmann, nach dessen Tod 1859 aber allein die Leitung der Königsberger Sternwarte. Er starb 17. Okt. 1887. Aus Ressels Beobachtungen hat L. die Deklinationen der 36 Maskelyneschen Fundamentalsterne abgeleitet, ferner hat er die Besselschen Zonenbeobachtungen 6ttf konstante Fehler untersucht, eine Revision von Bessels Zonenoriginalen durchgeführt und einen Katalog von 750Zödiakalsternen veröffentlicht. Diese und andre Arbeiten sind in den »Königsberger Beobachtungen« enthalten, von denen L. Band 28 -31 mit Wichmann, die folgenden bis Band 37 allein veröffentlichte; seine über mehr als 31 Jahre sich erstreckenden meteorologischen Beobachtungen veröffentlichte er in den Schriften der Physikalisch-Ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg.
Lütte, Feodor Petrowitsch, Graf, russ. Weltumsegler. Seine Biographie schrieb Besobrasow (russisch, Petersb. 1889).
^Lütolf, Aloys, schweizer. Historiker, geb. 23. Juli 1824 zu Gettnau im Kanton Luzern, studierte in Freiburg und München Theologie und Archäologie, ward 1850 zum Priester geweiht, 1852 Professor öer Geschichte und Geographie an der Kantonschule zu St. Gallen, 1856 Kuratkaplan in Luzern, 1864 Subr^gens des Priesterseminars zu Solothurn, 1868 Professor an der theologischen Lehranstalt zu Luzern und starb 8. April 1879. Von seinen Schriften sind zu erwähnen: »Leben und Bekenntnisse des I. L. Schiffmann (seines Lehrers)«, ein Beitrag zur Charakteristik I. M. Sailers und feiner Schule in der Schweiz (Luzern 1860); »Joseph Eutych Kopp als Professor, Dichter, Staatsmann und Historiker (das.
1868); »Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug« (das. 1862 - 65); »Glaubensboten der Schweiz vor St. Gallus« (das. 1871); daneben zahlreiche wertvolle Abhandlungen in verschiedenen Zeitschriften, namentlich im »Geschichtsfreund ,, dem Organ des Historischen Vereins der fünf Orte, dessen Präsident er war.
Lutz, Johann, Freiherr von, bayr. Staatsminister, reichte, nachdem der Regent Prinz Luitpold den Eid auf die Verfassung geleistet und die Herrschaft übernommen hatte, 5. Juli 1886 sein Entlassungsgesuch ein, das der Regent unter Bezeigung seines Vertrauens nicht annahm. Der Prim ernannte L. 1. Nov. 1886 zum lebenslänglichen Mitglied der Reichsratskammer. 1889 verlieh ihm der König von Preußen den Schwarzen Adlerorden.
Lützow, 1) Ludwig Adolf Wilhelm, Freiherr von, Führer der berühmten Freischar. 1889 erhielt das preußische Infanterieregiment (1. rheinl ches) Nr. 25 den Namen Regiment v. L., weil es 1814 aus der Infanterie der Lützowschen Freischar gebildet worden war.
Luxemburg, Groß her zogt um. Als im Frühjahr 1889KönigWilhelmIII der Niederlande<s.d.,Bd 17) auf Schloß Loo so heftig erkrankte, daß die Arzte seinen Tod als bald bevorstehend ansahen, und eine andauernde Schwäche jeo.e Regierungsthätigkeit unmöglich machte, wurde die Einsetzung einer Regentschaft von den Generalstaaten beschlossen. Gleichzeitig mußte dieselbe Frage in L. entschieden werden, und hier beschloß man, dem Herzog Adolf von Nassau, welchem gemäß den Verträgen von 1783 und 1815 die Nachfolge in L. gebührte, die Regentschaft anzutragen. Derselbe nahm, nachdem er den Erbprinzen nach dem Schloß Loo gewndt, um sich über die Gesundheitsverhältnisse des Königs zu erkundigen, den Antrag, den ihm Staatsminister Eyschen überbrachte, an und begab sich nach L., wo er 10. April 1889 anlangte mid von der Bevölkerung mit Jubel begrüßt wurde; denn das Land empfing zum Herrscher ein Mitglied der alten nassauischen Dynastie und behielt doch seine völlig selbständige neutrale Stellung. Der Herzog gewann die höhern Kreise in L. dadurch für sich, daß er die Ansprachen der Behörden französisch erwiderte, und das Volk, indem er den Kehrreim der luxemburgischen Nationalhymne: »Mir wollen bliwen, wat mir sin!- in eine seiner Reden einflocht. Am 11. April leistete der Herzog den Eid auf die Verfassung vor der Kammer und zeigte'den Mächten die Übernahme der Regentschaft an.' Aber 1. Mai erhielt er plötzlich die Kunde von König Wilhelms Wiederherstellung, zeigte nun diesem selbst an, daß er die Regentschaft übernommen, und stellte dem König anheim, ob er die Regierung wieder übernehmen wolle oder die Fortdauer der Regentschaft vorziehe. Der König erwiderte aber, daß er an demselben Tag wie in den Niederlanden, nämlich 3. Mai, auch in L. die Regierung wieder selbst übernehme und dem Herzog für die Führung der Regentschaft danke. Darauf erklärte die Kammer 3. Mai die Regentschaft für aufgehoben, beglückwünschte den König wegen Wiederherstellung seiner Gesundheit und sprach dem Herzog den tief gefühlten Dank für die dem Land geleisteten Dienste in einer Adresse aus, welche hervorhob, daß die Geschicke seines Hauses nunmehr für alle Zeiten unlöslich mit L. verbünden seien. Darauf reiste der Herzog 4. Mai nach Deutschland ab; in L. war die Stimmung über diesen Ausgang der Sache sehr gedrückt. - Zur Litteratur: Eyscheu, Staatsrecht des Grohherzogtums L. (Freiburg i. Br. 1889).
Luzern, Kanton, (1885) 135,780Einw.; Stadt, lists) 20,570 Einw.
Luzzatto, Samuel David, jüd. Theolog und Hebraist, geb. 25. Aug. 1800 zu Trieft, war Professor des Rabbinerseminars in Padua, wo er 1865 starb.
Er hat die jüdische Wissenschaft durch selbständige Arbeiten (Erklärung des Buches Jesaias, Abhandlungen über hebräische und chaldcusche Sprache, Targum Onkolos, über die Kabbala u. a.) und durch die Herausgabe handschriftlicher Schätze seiner Bibliothek und Monographien für verschiedene Zeitschriften wesentlich gefördert. Sein gekehrter hebräischer Briefwechsel wurde durch seinen Sohn Isaias herausgegeben (Przemysl 1882, 5 Bde.); seine Selbstbiographie übersetzte Grünwald (Verona 1882).