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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Meer (Niveaufläche)
. zur Ausbildung von Gymnasien in dem königlichen Zentralinstitut in Stockholm Gelegenheit geboten.
Aber gerade dort empfand man den Mangel, welcher in der Anwendung menschlicher Hilfskräfte liegt, am dringendsten, und Zander konstruierte bereits vor mehr als 20 Jahren gymnastische Maschinen, welche eine genaue Dosierbarkeit der Muskelarbeit gestatten.
Sie ermöglichen dem Arzt, jede Veweaung des Körpers unter einem ganz bestimmten Aufwand von Kraft ausführen zu lassen, und sichern dadurch den Erfolg viel mehr als bei Anwendung menschlicher Hilfskräfte. Zander besitzt in Stockholm fünf medikomechanische Institute, in Deutschland bestehen solche in Baden Baden, .Hamburg, Wiesbaden, .vomburg, Frankfurt a. M., Dresden, Berlin 2c.
Meer. Das Meeres niveau bildete bisher die Grundlage für alle Höhenmessungen auf dem festen Land, besonders wurden alle zur Bestimmung der Erdgestalt nötigen geodätischen Messungen und alle trigonometrischen oder barometrischen Höhenbestimmungen auf den Wasserspiegel an den den Heobachtungsonen zunächst liegenden Küsten bezogen. Man ging d^bei von der Ansicht aus, daß das M. ein mittleres Durch' schnittsniueau bilde, das sich stets gleichbleibe. Für die Meere mit Ebbe und Flut leitete man aus den Aufzeichnungen der Flutmesser den mittlern Nasserstand ali, bezogen auf das durch Nivellement bestimmte Niveau irgend eines nahen Punktes auf dein festen Land. In den Meeren ohne Evbe und Flut, wie z. B. in der Ostsee, bestimmte man aus längern, viele Jahre umfassenden Beobachtungsreihen an den bei verschiedenen Küstenpunkten errichteten Pegeln die mittlern Wasserstände, um daraus den Nullpunkt für alle Höhenmessungen zu entnehmen. Die ^>ergleichung der an den Pegeln von 13 Küstenpunkten gewonnenen Wasserstände von1846bis18.5, bezogen auf den Pegel von Neufahrwasser, hat aber ergeben, daß ein eigentliches Mittelwasser der Ost'ee nicht existiert; der Spiegel der Ostsee steigt vielmehr von der Ostküste Holsteins bis Memel an, so daß eine Stauung des Wassers nach O.Hin stattfindet, deren wahrscheinliche Ursache in den in der Ostsee vorherrschenden Westwinden zu suchen ist. Die neuern Nivellements haben ferner außer Zweifel gesetzt, daß auch die Normalpegel verschiedener Meere eine Höhendifferenz auf' weisen. Sieht man von der erwähnten Eigentümlichkeit des Spiegels der Ostsee ab, so ergeben sich fol gende Niveaudifferenzen: 1) Die Ostsee liegt über dem Mittelmeer bei Marseille 0,o<!4m. 2) Der Nullpunkt des Amsterdamer Pegels liegt über der Ostsee 0,242 in. 3) Das Mittelwasser der Nordsee liegt über demjenigen der Ostsee 0,«>i>3 m. 4) Das Mittelwasser bei Ostende liegt über demjenigen der Ostsee 0/i6« ni.
5) In der Bucht von Viscaya steht dns normale Niw au um 0/^3 in höher als das des Mittelländischen Meers bei Alicante. Stellt man die Mittelwasser-Höhen an den Küsten Europas zusammen, so scheinen die Abweichungenvomallgenieinen Äiittelwassereinen
regelmäßigen Gang zu haben. Von Kronstadt bis Warnemünde sind alle Werte positi», von Wismar bis Eckernförde und in der ganzen Nordsee negatw, von Carentan bis St.-Viazaire wieder positiv und die Höhenabweichungen im Golfe du Lion bis Nizza alle negativ. Aus den Differenzen des spezifischen Gewichts des Wassers bei der Garonnemündung und im Mittelländischen M. gegenüber den Rhönemundungen ist ebenfalls berechnet worden, daß das Mee resniveau im Atlantischen Ozean höher steht als im Mittelmeer. Außerdemspezifischen Gewicht des Meer-Vy H^rH ^nd noch andre Ursachen vorhanden, welche,
wenn auch in untergeordnetem Grad, Niveauverschiedenheiten entweder in nvei durch Länderstrecken voneinander getrennten Meeren oder in einem und demselben Meerest.il hervorbringen können. Dahin gehören außer den Wirkungen der Ebbe und Flut die vorherrschende Windrichtung und die durch stetigen Temperaturwechsel bedingten Luftdruckfchwankungen. Sieht man von diesen Unregelmäßigkeiten ab, io mühle die Oberfläche der Ozeane eine Niveaufläche sein, d. h. eine Fläche, welche die Eigenschaft hat, daß sie für alle in ihr liegenden Punkte durch ihre M^ malen (die Senkrechten auf den Tangentialebenen des betreffenden Punltes)die Richtungderandieser Stellc wirkenden Kraft anzeigt. Bei gleichmäßiger Bedeckung der ganzen Erdkugel durch eine tiefe Wasserschicht würde die Meeresoberfläche einem abgeplatteten Ellipsoid entsprechen. Durch die ungleichmäßige Verteilung der Land- u. Wassermassen und die verschiedene Dichte von Festland und O ean erleidet jedoch das Lot eine Ablenkung von der Vertikalen, wodurch die Senkrechte zur Lotlinie ebenfalls in ihrer Lage gestört wird. Da nun die freie Oberfläche einer Flüssigkeit stets auf der Richtung der Schwere senkrecht steht, so mutz auch die Oberfläche der Ozeane gegen die Küsten der spezifisch dichtern Festländer ansteigen und eine Ausbiegung gegen die regelmäßige Sphäroidfläche bilden. Beobachtungen, welche vermittelst des Pendels über die Schwereuerteilung angestellt sind, haben nun die bemerkenswerte Thatsache ergeben, daß auf den ozeanischen Inseln die Schwere größer und auf den Kontinenten kleiner ist, als sie auf einem idealen Ellipsoid betragen würde. Aus der Differenz der Schwingungszahl eines Sekundenpendels auf einer ozeanisch en Sta-tion und derjenigen, welche der normalen Intensität der Schwere auf dem Ellipsoid auf demselben Kreis entspricht, berechnete man die Abweichungendes Meeresniveaus vom zugehörigen Rotationsellipsoid. So sollte bci den Voniiunseln die Meeresoberfläche eine Depression von ungefähr 1400 m unter der Ellipsoidfläche haben, an der Küste von Südamerika bei Maranhao hingegen eme Erhöhung von ca. 6^0 w.
Diese Werte haben sich jedoch als nicht richtig erwiesen.
Durch eine neue Methode der Reduktion der Pein delmessungen auf das Meeresniveau ist F. R. Helmert in feinem Werk »Die mathematischen und physikalischen Theorien der höhern Geodäsie (Leipz.
1884) zu wesentlich andern Resultaten gelangt. Derselbe konstruiert zu der Meeresniveaufläche eine Parallelfläche im Abstand von etwa ^tl km (linearer Wert der Erd.chplattung) und denkt sich alle Massen, die sich außerhalb dieser Fläche befinden, durch radiale Verschiebung auf ihr kondensiert. Eine Berechnung der Länge des Sekundenpendels nach dieser Kondensationsmethode, und zwar getrennt für Festlands-, Küsten- und Inselstationen (^, X, 1), führte zu dem Resultat, daß der Unterschied in der Länge des Sekundenpendels für Festlands- und Küstenstationen fast völlig verschwindet, dagegen zeigt die Dif. ferenz zwischen Festlands- und Inselstationen einen ziemlich hohen Wert, und zwar ist I? < 1. Gibt man nun mit Helmert jedem Kontinent die Gestalt eines Cylinders und berechnet auf synthetischem Weg die Störungen, welche die Gleichgewichtsflächen der Erde durch die Einwirkung der Kontinente erleiden müssen, so ist ersichtlich, daß die Meeresfläche in der Nähe der Kontinente gehoben wird; dagegen weisen die Ozeane eine Senkung auf bis zu -400 111 im nördlichen Atlantic und ^^ ^65 in im nördlichen Pacific, im Innern der Kontinente steigt die Niveaufläche bis zu -z-400 m. Aus den synthetischen Un-