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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schilling - Schlangenbeschwörer
Nnbetanntes zu Schillers Leben und Schriften« (Wenn.
1890) herausgab. Das bisher im Schloß Greifenberg aufbewahrte Schiller-Archiv der Familie v. Gleichcn-Nußwurm wurde im Juni 1889 mit dem Goethe-Archiv zu Weimar vereinigt (näheres s. Goethe-Gesellschaft, Bd. 17)
"2) Hermann, Geschichtsforscher und Pädagog, geb. 7. Nov. 1839 zu Wertheim a. M. im Groß'herzogtum Baden, studierte in Heidelberg und Erlangen, war als Gymnasiallehrer in Wertheim und Karlsruhe thätig, wurde 1872 Gymnasialdirektor in Konstanz, 1876 in Gießen, zugleich Professor der Pädagogik und Direktor des pädagogischen Seminars an der Universität daselbst, 1888 Geheimer Oberschulrat und außerordentliches Mitglied der hessischen Ministerialabteilung für Schulangelegenheiten. Er unternahm mehrere wissenschaftliche Reisen nach Italien und schrieb: »Die lyrischen Versmaße des Horaz« (2. Aufl., Leipz. 1878; auch ins Italienische und Französische übersetzt); »Die stoische Opposition unter Nero« (Programme von Wertheim 1867 und Karlsruhe 1869); »Geschichte des römischen Kaiserreichs unter Nero« (Verl. 1872); »Geschichte der römischen Kaiserzeit« (Gotha 1883 - 87, 2 Bde.); »Die römischen Staats-, Rechts- und Kriegsaltertümer« (in Iwan Müllers .Handbuch der klassischen Alter-Q'cmswifsenschaft«); die Berichte über römische Geschichte und Altertumswissenschaft in Bursian-Müllers Jahresberichten und den Berliner Jahresberichten für Geschichtswissenschaft. Auf pädagogischem Gebiet erwarb er sich durch die auf neuen Grundsätzen beruhende Leitung des pädagogischen Seminars in Gießen große Verdienste; er schrieb ferner außer zahlreichen Abhandlungen in Frick-Meiers »Lehrproben und Lehrgängen« und andern Zeitschriften: »Pädagogische Zeitfragen« (Programme von Konstanz 1875 und Gießen 1877); »Handbuch der praktischen Pädagogik« (2. Aufl., Leipz. 1889); »Lehrbuch der Geschichte der Pädagogik« (das. 1887).
"'Schilling, 3) August, Ritter von Henrichau, Dichter, geb. 24. April 18i5 zu Wien, erhielt daselbst seine wissenschaftliche Ausbildung und trat dann in den Hofdienst, in welchem er bis zur Stelle eines Hofrats im kaiserlichen Obersthofmeisteramt emporrückte.
Er starb 1886. Bereits als Jüngling gab er »Sinngedichte und poetische Kleinigkeiten« (Wien 1833) heraus, später »Frauenkränze« (das. 1835), »Lieder und Balladen« (das. 1841), »Satirische Anklänge« (2. Aufl., das. 1842) u. a.; ebenso zeigte er sich in Prosa mit Novellen (»Reifperlen«, das. 1838, u. a.) und im Dramatischen mit mehreren Lustspielen. Später erschienen: > Feldsträußchen«, Lieder aus dem Kriegs- und Soldatenleben (3. Aufl., Wien 1851); »Lagerlieder« (das. 1853); »Romantisch-lyrische Dichtungen < (Leipz 1859); »Verwehte Blüten« (das. 1860); Soldatenalbum< (Wien 1861) und zuletzt Auf und davon«, humoristische Wanderbriefe (2. Aufl., Neutitschein 1878). Auch eine»Geschichtedes Johanniterordens« (Wien 1846) hat er veröffentlicht. S. bekundet in seinen Dichtungen ein vielseitiges Talent und poetische Begabung bei weltmännisch feiner Form.
*Schilling-Cannftadt, Paulvon, einer der Erfinder des elektrischen Telegraphen, geb. 24. April 1786 in Reval, arbeitete bei der russischen Gesandtschaft in München, machte 1809 auf die Rückleitung des elektrischen Stroms durch den Erdboden aufmerksam und benutzte den Elektromagnetismus zur Konstruktion eines Telegraphen mit willkürlich nach rechts und links ablenkbaren Magnetnadeln. Diesen Apparat ließ Munke durch Albert in Frankfurt a. M. nach machen, und dort sah ihn 1836 Cooke, der sich in England mit Wheatstone verband und sich mit letzterm 1837 den Telegraphen patentieren ließ, welcher noch in demselben Jahr auf dem Bahnhof der Nordwestbahn in London versuchsweise zur Ausführung gelangte. S., welcher 1812-14 als Rittmeister an den Feldzügen teilgenommen hatte, starb als Wirklicher Staatsrat 5. Aug. 1837 in Petersburg.
"Schimmer, Gustav Adolf, österreich.Statistiker, Sohn des Topographen und Wiener Loicä Morilers Karl August S. (gest. 1863), geb. 23. Jan. 1828 zu Wien, studierte daselbst und trat frühzeitig in das amtliche Statistische Bureau. Neben zahlreichen Abhandlungen in Fachzeitschriften und amtlichen Berichten veröffentlichte er: »Das alte Wien« (Wien 1853); »Biotikderösterreichischen Armee« (das.1863); »Statistik des österreichisch-ungarischen Kaiserstaats (das. 1872); »Statistik der öffentlichen und Privatvolksschulen« (das. 1876); »Statistik des Judentums in Österreich« (das. 1873 u.1880); »Die Bevölkerung von Wien« (das. 1874); »Erhebungen über die Farbe der Augen, der Haare und der Haut bei den Schulkindern Österreichs« (das. 1884) u. a.
Schimper, 1) Karl Friedrich, Botaniker. Vgl.
O. Volger, Leben und Leistungen des Naturforschers Karl S.' (3. Aufl., Franks, a. M. 1889).
'Schjörring,Helene Johanne, geborne Krohne, dän. Romanschriftstellerin, geb. 4. Juni 1836 zu Hem im Stift Viborg, wo ihr Vater Pfarrer war, heiratete 1862 den Iustizaktuar Jens S., der 1871 starb.
Sie versuchte sich von frühster Jugend an in Erzähl lungen und Gedichten, veröffentlichte aber erst spät einen Band »Erzählungen und Skizzen« (1874), der beifällig aufgenommen wurde. Gleichen Erfolg hatten ihre spätern Werke, die sich alle durch vortreffliche Charakterschilderung und psychologische Entwickelung auszeichnen. Wir nennen: »Des Meeres Tochter^ (1875), eine Geschichte von der Nordsee; »Vom Frühling bis zum Herbst« (1876); »Reiche Tage« (1877); »Fliegende Sommer« (1878); »Fünf Erzä'hlungem' (1880); »Der alte Herrenhof« (1881); »Esthers Historie« (1884); »Auf Wind und Woge« (1887); »Von Jütlands Westküste« (1889).
Schlagmaschine, Schutzvorrichtungen, s. Spinnerei (Bd. 17).
"Schlangenbeschwörer (Schlangenzauber er, Giftdoktoren), Personen, die vorgeben, eine geheimnisvolle Macht über die gefürchtetsten Giftschlangen auszuüben, sie herbeilocken, zum Tanzen veranlassen zu können und gegen ihre Bisse gefeit zu sein.
Sie bilden seit alten Zeiten in allen warmen Ländern, wo Giftschlangen häufig sind, eine verbreitete und vom Volk mit scheuer Bewunderung angestaunte Zunft, deren Angehörige ihre Künste auf öffentlichen Plätzen und gegen Bezahlung vorführen. Schon die Bibel berichtetvon den ägyptischen Schlangenbeschwörern, die sich mit Moses in einen Wettstreit einließen; Älian und Plinius erzählen von dem Volksstamm der Marsen in Italien, die ihren Stammbaum bis auf Circe zurückführten, von den Ophiogenen auf Cypern, die von einer Schlange abzustammen vorgaben, und von den Psyllen in Afrika, die vermöge einer eignen tzautausdünstung von den Schlangen nicht angegriffen würden und die Echtheit ihrer Kinder erprobten, indem sie dieselben den Bissen der gefährlichsten Schlangen aussetzten. Die Künste der S. sind so ziemlich zu allen Zeiten und cm allen Orten dieselben: sie blasen auf eigentümlichen Pfeifen oder okarinaartigen Instrumenten eine eintönige Melodie, worauf sich die Schlangen, dem Takte der Musik (oder