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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Stieber - Stolba
ein und derselbe Bodenaufguß verschiedene Leguminosenarten durchaus ungleich beeinflußte, und daß ein an sich günstig wirkender Ausguß für jede Leguminose sofort seine Wirkung einbüßte, sobald er nur auf 70" erhitzt worden war. Hält man hiermit die uon Aeyerinck über die Bakterien der Wurzelknöllchen gemachten Entdeckungen zusammen, so erscheinen die von Hellriegel gefundenen Thatsachen ganz gut deutbar. Nichtsdestoweniger steht ein Abschluß der Frage nach der Stickstoffnahrung der Pflanzen nichtm naher Aussicht, da noch viele andre Nebenfragen ;u lösen find. Vgl. Hellriegel, Untersuchungen über die Sti Moffnahrung der Gramineen und Leguminosen (»Zeitschrift des Vereins für die Rüben^uckerindustrie des Deutschen Reichs«, Nov. 1888); Frank, Über Ursprung und Schicksal der Salpeter-! säure in der Pflanze (Verichteder DeutschenVotanischen Gesellschaft«, Bd. 5., 1887); Derselbe, Über die Einflüsse, welche das Sterilisieren des Erdbodens auf die Pflanzenentwickclung ausübt (ebenda, Bd. 6., l.88^); Hellriegel, Bemerkungen zu vorstehendem Aufsatz von Frank (ebenda, Bd.'7., 1889).
*Etieber, Wilhelm, preuß.Polizeibeamter, geb. 3. Mai 1818 zu Merseburg, studierte die Rechte u. wurde 1843 als Referendar beim Polizeipräsidium in Berlin angestellt. Er bildete sich zu einen: der gewandtesten Kriminalpolizeibeamten aus, und in der Zeit der Reaktion wurde er besonders bei politischen Untersuchungen und Verfolgungen verwendet, so daß er allgemein verhaßt und gefürchtet war. Unter der neuen Ära l860 ward er wegen Überschreitung der Amtsgewalt angeklagt, zwar freigesprochen, aber zur Disposition gestellt. 1860 und 1870/71 ward er als Chef der Feldpolizei verwendet und erwarb sich durch seine Umsicht und rastlose Thätigkeit Erfolge, so daß er zum Geheimen Regierungsrat befördert wurde. Er starb 29. Jan. 1882. Nach Stiebers Tod erschienen nach seinen Papieren frei bearbeitete Denkwürdigkeiten des Geheimrats S.« (Verl. 1883).
-Stieda, Wilhelm, Volkswirt, geb.I.April 1852 zu Riga, wohin sein Großvater 1800 aus Dannheim in Thüringen eingewandert war, studierte 1869 ^75 in Dorpat, Berlin und Straßburg, promovierte in Tübingen mit der Dissertation »Das Sexualverhältnis der Gebornen« (Straßb. 1875), habilitierte sich 1876 in Straßburg, war 1878-82 Professor in Dorpat, folgte dann einem Ruf als Regierungsrat an das kaiserliche Statistische Amt des Deutschen Reichs in Berlin und 18«4 als Professor der Staatswissenschaften an die Universität Rostock. Seine wissenschaftlichen Arbeiten, von denen eine große Zahl in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht wurde, erstrecken sich auf das Gebiet der Wirtschaftsgeschichte, der Nationalökonomie und der Statistik. Von selbständig erschienenen Schriften sind noch zu nennen: »Zur Entstehung des deutschen Zunftwesens«, Habilitationsschrift; »Das Verfahren bei Enqueten über soziale Verhältnisse«, Gutachten (Bd. 13 der Schriften des Vereins für Sozialpolitik 1877); »Die Eheschließungen in Elsaß-Lothringen 1872-76« (»Statistische Mitteilungen über Elsaß-Lothringen«, Heft 12, 1879); »Litteratur, heutige Zustände und Entstehung der deutschen Hausindustrie« (in Bd. 39 der Schriften des Vereins für Sozialpolitik, Leipz.1889); >Revaler Zollbücher und -Quittungen« (Bd. 5 der ^Hansischen Geschichtsquellen«, Halle 1887).
*Stieler, 4) Eugen, Maler, Bruder des Dichters Karl S., geb. 19. Sept. 1845, studierte anfangs in Berlin und München die Rechte und machte 1872 sein Staatsexamen, entschied sich aber dann für die
Malerei und trat 1873 in die Münchener Kunstakademie. 1875 wurde er Schüler Pilotys und malte unter dessen Leitung die Kirchhofsszene aus »Hamlet«.
Später entstanden noch einige Genrebilder, wie z. V. die ersten Künstlerleiden, ein Volkstheater und die alte Wiege. Doch fand er den Schwerpunkt seines Schaffens mehr im Vildnisfach, in welchem er üeh durch feine Charakteristik und geschmackvolle Auffassung auszeichnet. Einen großen Teil seiner Thätigkeit widmet S. den Interessen der Münchener Kunstlerschaft. Nachdem er 188l> Vorstand der Müa. chener Kunstgenossenschaft geworden, machte er sich um die Organisation derselben und ihre würdige Vertretung nach außen sehr verdient. Nach kurzer Unter^ brechung trat er 1885 von neuem an die Spitze der Genossenschaft und fungierte 1888 als erster Präsident der Münchener Jubiläumskunstausstellung.
"Stirlinss (spr stur-), James Hutchinson, engl.
Schriftsteller, Philosoph und Kritiker, geb. 22. Juni 1822, studierte Medizin in Glasgow, hielt sich eine Zeitlang in Frankreich und Deutschland auf, um sich dann ganz der Litteratur zuzuwenden. Sein zweibändiges Werk über Hegel: »Mß 860i'6t, al Uk^ki: tlielle^kli ÄU 8Mein mori^in, pimeipis, foimetc.' (1865) gilt als der Ausgangspunkt neuer Anregungen der philosophischen Studien in England. Es folgten: >8ir William Ilauiilwn, or tlis i Mio^opliz'okpsresi»tioii" (1865); »«Ikrroili, i6im)'80n, auä HlacHui^v, n'itli otli6i' critioai 688^8« (1868); »^.äsii'688 oi> mat6i'ili1i8m < (1868); »^8 i'6^a,rä8 pi'otoM8in« (2. Aufl. 1872); »I,6ewi'68 ou sne Mi080pk.y ok lan (1873); »Luin8 in äi Aina, wo-etl^r nitli laäeä lea-V68«(1878); »i6xt-du0lv0fXkut« (1881) u. a. Auch lieferte er eine verbreitete Übersetzung von Schweglers »Geschichte der Philosophie«.
Stockmar, Ernst von, ehemaliger Kabinettssekretä'r der Kronprinzessin Viktoria (Kaiserin Friedrich).
Aus seinem Nachlaß erschien: »Ludwig XVI. und Maria Antoinette auf der Flucht nach Montmsdy im Jahr 1791« (Berl. 1890).
Stojanow, Zacharias, bulgar. Politiker und" Schriftsteller, wuchs als Hirtenjunge auf, eignete sich indes durch unermüdlichen Fleiß aus eigner Kraft eine höhere, ja eine philosophische Bildung an und trat als fruchtbarer Schriftsteller für die Selbständigkeit seines bulgarischen Volkes auf. Nach der Errichtung des unabhängigen Fürstentums Bulgarien ward er 1879 in das Sooranie gewählt und schloß sich der äußersten Linken an; seine volkstümlichen und wirksamen, aber radikalen Schriften liehen ihn sogar als Nihilisten erscheinen. 1885 beteiligte er sich als Mitglied des Revolutionsausschusses in Philippopel an der Erhebung Ostrumeliens und widmete seitdem seine ganze Kraft der Einheit und Unabhängigkeit seines Vaterlandes. Nach dem Sturz des Fürsten Alexander trat er den russischen Einmischungsversuchen und Ränken in der Zeitung »^vcchoäa« mit Entschiedenheit entgegen und schloß sich ganz Stambulow an. Er wuroezum Vizepräsidenten, dann Zum Präsidenten des Sobranie gewählt, starb aber schon 15. Sept. 1889 auf einer Reise in Paris.
*< Vtolba (sftr.schtol-), Joseph, tschech.Novellist, geb.
1846 zu Königgrätz, studierte die Rechte an der Universität Prag, "bereiste 1873^ 74 Nord- und Zentral-amerika und ist gegenwärtig Notar in Nechanitz. Eine interessante Schilderung seiner Erlebnisse in Westindien, Mexiko und Nordamerika gab er dann in seinem Buch »Jenseit des Ozeans«. In jenen überseeischen Gegenden sammelte A. auch den Stoff zu seinen Novellen: »Im Urwald« und »Alfonso Perez«.