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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mühlen (Sicht-, Plansiebmaschine)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Mühlen'

zwischen den Schubrahmen mehr oder weniger ansteigende Windleitungen 1,2,3,4,5 entstehen, die sich nach oben erweitern. Die untere Wandung bc der Maschine enthält ähnliche, ebenfalls stufenartig ansteigende Durchgangsöffnungen q, an welche sich die durch Kautschukschläuche damit verbundenen beweglichen Grießausläufe i anschließen. Die Grieße gelangen nun der Reihe nach durch die einzelnen Schubrahmen und somit in die fünf Windleitungen, so daß sie im letzten Fachwerk in allmählich abgestuften Größen und Stärken in den Grießausläufen i gesammelt und abgeführt werden, während nur die leichtesten Teile, die sogen. Flugkleie, dem Windstrom folgen und in eine Schnecke s fallen, welche sie abführt. Die Windströmung wird durch einen Saugventilator hervorgebracht, der sich seitwärts an den Kanal k des obern geschlossenen Teiles W der Maschine anschließt. Die Beweglichkeit der Gossen i gestattet ein Zusammenleiten gleichwertiger Größen.

Sichtmaschine
Figur 5: Sichtmaschine

Ein neues von Winkler eingeführtes Prinzip des Sichtens besteht in der Anwendung von Luftwellen als Beförderungsmittel, die dadurch hervorgebracht werden, daß man eine aus elastischem Stoff bestehende Decke in eine auf- und abgerichtete Bewegung setzt. Dadurch erfolgt über dem Sieb in schneller Abwechselung eine Luftverdünnung und eine Luftverdichtung. Letztere treibt das Material durch das Sieb, die erstere dahingegen bringt die leichtern Teile nach oben und legt sie auf die Oberfläche des Materials, von der sie leicht abgeschieden ↔ werden können. Fig. 5 zeigt die Einrichtung einer auf diesem Prinzip beruhenden Sichtmaschine. In einem von Drähten d d getragenen Rahmen a a, der von der Stange b hin und her geschüttelt wird, befinden sich übereinander zwei Siebe s und über dem obern Siebe, genügend nachgiebig ausgespannt, ein elastisches Tuch t t, welches durch zwei nebeneinander sitzende Exzenterstangen e in Schwingungen versetzt wird und dadurch vertikale Luftwellen erzeugt. Das durch die Gosse c auf das obere Sieb gelangende Material verbreitet sich auf diesem Siebe sehr schnell infolge des Rüttelns, während die Luftwellen die oben erklärte Wirkung üben und die leichten, blättchenförmigen Kleienteile auf dem Sichtgut gleichsam schwimmend allmählich in den Auslauf I befördern. In ähnlicher Weise wird das durchgesiebte Gut auf dem untern Siebe von Kleie, Dunst und Überschlag getrennt, indem diese Teile in den Auslauf II gelangen und der gereinigte Dunst in den Raum III fällt. Bei 300 Schüttelungen der Siebe und 100 Spielen des Tuches in der Minute sichtet diese Maschine (pulsierende Sichtmaschine) von 3,5 m Länge und 1,5 m Breite täglich in vorzüglicher Weise etwa 6000 kg.

Plansiebmaschine
Figur 6: Plansiebmaschine

In einer vollständig umgeänderten Form hat Haggenmacher das ebene Rahmensieb wieder als Plansichter in sehr wirkungsvoller Weise zum Sieben und Sichten eingeführt, indem er die viereckigen Siebe in eine wagerechte Bewegung versetzt, nach welcher jeder Punkt der Siebfläche eine Kreisbahn beschreibt, und indem er die Weiterbeförderung des Sichtgutes sowie das Offenhalten der Siebmaschen durch eine eigentümliche Einwirkung von Leisten hervorruft, die mit dem Siebrahmen fest verbunden sind. Fig. 6 zeigt schematisch die Bewegung. Der Rahmen S ruht mit dem Mittelpunkt m auf einer Drehkurbel n und mit den vier Ecken e auf Stützen s mit Kugelgelenken oder Kurbeln. Wird die Kurbel n von der Riemenscheibe r in Umdrehung versetzt, so bewegen sich die vier Eckpunkte und damit jeder Punkt des Siebes in Kreisbahnen vom Halbmesser der Kurbel, indem die Stützen s Kegelflächen beschreiben. In dem Rahmen hängen 2-4 Siebe übereinander, so daß das Sichtgut von oben nach unten diese Siebe zu passieren hat und nach der Feinheit der Maschen getrennt wird.

Plansieb
Figur 7: Plansieb

Um dabei zugleich die notwendige, aber durch die Kreisbewegung nicht mögliche Weiterbeförderung des Sichtgutes nebst einem genügenden Offenhalten der Siebmaschen zu erzielen, sind sogen. Wurf- und Verteilungsleisten angebracht, welche eine völlig neue Einrichtung darstellen. Man versteht hierunter Leisten w und v (Fig. 7), welche so angeordnet sind, daß sie das Sichtgut durch Anstoßen in eine hüpfende Bewegung versetzen und denselben zugleich einen bestimmten Weg anweisen. Der Unterschied zwischen Wurf- und Verteilungsleisten w und v besteht darin, daß die letztern v niedriger als w und mit einer abgerundeten obern Kante versehen sind, über welche das Sichtgut hinwegspringen kann. Die Anordnung der Leisten kann verschieden getroffen werden. Aus dem Beispiel Fig. 7 ist zu erkennen, daß das bei a auf das mit Drahtsieb, z. B. Nr. 14, bezogene Sieb gelangende Sichtgut abwechselnd gegen die Wurfleisten w und Verteilungsleisten v gestoßen und dadurch gezwungen wird, den Weg in den Pfeilrichtungen einzuschlagen und zuletzt auf das Endfeld e zu kommen, welches mit Drahtsieb, z. B. Nr. 4, ausgestattet ist. Durch das Sieb Nr. 14 fallen die Grieße, Dünste und Mehl auf das darunter liegende

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 641.