Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

1001
Zemp - Zentralarbeitsnachweisestelle
chen, aus denen dieselben bestehen, ordnen sich zu Reihen, welche radial von dem Centrosoma ausstrahlen, und diese Körnchenreihen wandeln sich unter allmählicher Verlängerung in homogene feinste Fädchen um, welche die Zellsubstanz nach allen Richtungen durchsetzen (Fig. 6). Einige derselben treffen auf die Chromosomen, um sich hier festzuheften, was in der Weise geschieht, daß die Fädchen des einen Strahlensystems sich ausschließlich an die eine Langseite des in Spaltung begriffenen Chromatinkörpers ansetzen, die des andern an die andre Seite. Dabei zeigt nun jedes Archoplasmasystem das Bestreben, die einzelnen Chromosomen durch Verkürzung seiner Fibrillen möglichst nahe an sich heranzuziehen, und indem dieser Zug von beiden Systemen in gleicher Stärke ausgeübt wird, 3'g- 7- werden die Chromoso men möglichst in der Mitte Zwischen den beiden Centrosomen zusammengeführt. So entsteht eine äußerst regelmäßige Figur (Fig.
7), die speziell mit dem Namen karyo kinetische Fissur oder Kernspindel bezeichnet wird; die beiden Centrosomen sind die Spindelpole, umgeben von den Polradien, in der Mitte zwischen beiden Polen liegt die chromatische Äquatorialplatte; die eine Spaltungshälfte eines jeden Chromosoma ist dem einen, die andre dem andern Pol zugekehrt und mit demselben durch eine Anzahl von Fädchen (Spindelfasern) in Verbindung. Mit diesem Stadium sind die langwierigen Vorbereitungen zur Teilung beendigt, und
Fig, 9.
^
Karyo kineti sch e Figur.
Teilung der Aclle.
nun erfolgt dieselbe mit großer Raschheit als ein fehr einfacher Vorgang. Die lange vorbereitete Spaltung der Chromosomen kommt jetzt endlich zum Vollzug, die beiden Hälften (Tochterchromofomen) lösen sich vollkommen voneinander, und nun weichen die l>eiden Ccntrosomen nach entgegengesetzter Richtung auseinander, jedes die mit ihm verbundenen Tochtcrchromosomen mit sich führend (Fig. 8). Gleichseitig streckt sich der Zellkörper in die Län^e, schnürt sich in der Mitte zwischen den beiden Zentralkörperchen ringförmig ein und schließlich vollkommen durch. Damit sind die beiden Tochterzellen gebildet, deren jede ein Centrosoma nnt dein zugehörigen Archoplasmasystem und von jedem Chromosoma der Mutterzelle die eilte Hälfte besitzt. Und wenn sich nun die Spindelfasern von den Chromosomen wieder abgelöst haben und alle N<?.di.en wieder in den körnigen Zustand übergegangen find (Fig. 9), ist der Ausgangspunkt wieder erreicht, der Kreislauf ist vollendet.' Aus dem geschilderten Verlauf ergibt sich ohne weiteres, daß jede Tochterzelle
! ebenso viele Chromosomen enthält, wie inder Mutter-I zelle vorhanden waren; es ist ja jedes dieser Kö'rper! chen ein Abkömmling eines bestimmten Chromosoma der Mutterzelle; und so erbt sich die einmal gegebene Zahl von einer Zellengeneration auf die nächste fort.
Die Zahl vier, die in den Abbildungen gezeichnet ist, kommt bei manchen Würmern wirklich vor; bei den, meisten Organismen aber finden sich größere Zahlen,. bei gewissen Wirbeltieren 24, beim Flußkrebs (^8tHcus jinvil Uilis) über 200. Von den Folgerungen, welche aus den mitgeteilten Untersuchungen gezogen! werden können, ist die wichtigste die, daß dem Kern die Bedeutung eines Teilungsorgans, also eines Fortpflanzungsorgans der Z., als welches derselbei früher vielfach in Anspruch genommen wurde, nicht mehr zuerkannt werden kann. Diese Rolle muß vielmehr auf das Centrosoma übertragen werden, welches ja in der That durch seine Teilung in der noch ein^ sachen Z. zuerst zwei neue Mittelpunkte herstellt, um! deren jeden sich die Halste der Kernbestandteile und! des Protoplasmas gruppiert. Über die Bedeutung des Kernes, bez. der Chromosomen s. Erblichkeit.
Vgl. Flemming, Zellsubstanz, Kern und Zellteilung! (Leipz.1882);^euser,BeobachtungenüberZellkern> teilung (»Botan. Zentralblatt < 1884); E. van Beineden, Ii<6cii6!'cli68 sur 1^ matui^tion äs 1'wuk, 1^z töcouä^tioil 6t Ik äivisiou esiiniaiie (Gent 1883);
O. und R. Hertwig, Untersuchungen Zur Morpho^z logie und Physiologie der tierischen Z. (Jena 1884! bls 1890); Boveri, Zellenstudien (das. 1887-90). Zcmp, Joseph, schweizer. Bundesrat, geb. 1834! zu Entlebuch (Luzern), studierte die Rechte in München und Heidelberg, wo er 1859 doktorierte, errichtete in Cntleouch ein Aduokaturbüreau, das er später nach Luzern verlegte, wurde 1863 in den Großen Rat seines Heimatkantons gewählt und bekleidete anfangs der 70er Jahre die Stelle eines Amtsstatthalters in Entlebuch, die er jedoch bald aufgab, um fich wieder der Anwaltspraxis zn widmen. 1871 wurde er von seinem Kanton in den schweizerischen Ständerat, 1873 in den Nationalrat gewählt, dem er seitdem mit Unterbrechung der Jahre 1877-8l) angehörte. In den eidgenössischen Räten nahm er seit Segessers Tode die Stelle eines Führers der katholisch-konservativen Rechten ein, erwarb sich aber auch die Hochachtung der Gegenparteien und wurde deshalb 1886 zum Vizepräsidenten und 1887 zum Präsidenten des Nationalrates erhoben,- während sonst die radikale Mehrheit die Rechte grund^ sätzlich vom Vorsitz ausschloß. Nach der Demission^ Weltis wurde er von der vereinigten Bundesver! sammlung 17. Dez. 1891 in den Bundesrat gewählt, der erste konservative Katholik, dem überhaupt diese Ehre widerfahren ist. Im Bundesrat hat Z. das Post- und Eisenbahndepartement übernommen.
Zcntralarbritsnachwciscstclle, eine Arbeitsnach! weisestelle, welche iin Januar 1891 in Düsseldorf errichtet wurde, und die ihre Wirksamkeit über die' Rheinptouinz und über Westfalen ausdehnt, mit dem Zweck, Arbeitsgelegenheit aller Art zuvermitteln undi jedem Arbeitsuchenden ohne Unterschied der Religion,! des Geschlechts und Alters passende Arbeit und zuverlässiges Unterkommen nachzuweisen. Das Unteri nehmen trägt einen gemeinnützigen, anf die Wohl! fahrt stellenloser Arbeiter gerichteten Charakter. Für
> den Nachweis von Arbeit ist deswegen nur eine Zur! Deckung entstandener Barauslagen bestimmte Ge-