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Dessoir (Therese) – Destillation
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Dessoir (Ludwig)'
lin wurde, wo er schon 1847 mit großem Erfolg gastiert hatte. Seitdem zählte er zu den bedeutendsten Mitgliedern des Berliner Schauspielhauses und wirkte
vorzugsweise als Vertreter des klassischen Dramas. Ein Nervenleiden nötigte ihn 1872, seine Thätigkeit aufzugeben; er starb 30. Dez. 1874 zu Berlin. In den
Tragödien Schillers und Goethes, namentlich aber Shakespeares, erwarb er sich durch Tiefe der Auffassung, innere Kraft der Darstellung und Energie des
leidenschaftlichen Pathos allgemeine Anerkennung. Nicht minder zeichnete er sich in den Werken neuerer Dichter aus, z.B. als Caligula in F. Halms «Fechter von
Ravenna» und als Narciß.
Dessoir (spr. -ßŏahr), Therese, geborene Reimann,
Gattin des vorigen, geb. 12. Juni 1810 zu Hannover, debütierte hier 1827 und gehörte dem Hoftheater bis 1832 an, in welchem Jahre sie als erste Liebhaberin für
das Leipziger Stadttheater engagiert wurde. Sie vermählte sich dort 1835 mit Ludwig D. und begleitete ihn nach Breslau, kehrte aber nach ihrer Trennung nach
Leipzig zurück, wo sie nun 8 Jahre lang in heroischen und muntern Liebhaberrollen gefeiert wurde. 1845 folgte sie einer Berufung an das Nationaltheater in
Mannheim, dem sie bis zu ihrem 7. April 1866 daselbst erfolgten Tode angehörte, die Jahre 1846–49 ausgenommen, während welcher sie Mitglied des Hoftheaters zu
Stuttgart war.
Dessolle (Dessolles; spr. -ßól), Jean Joseph Paul Augustin, Marquis,
franz. General, geb. 1767 in Auch, trat 1792 in die Freiwilligenlegion der Westpyrenäen, zeichnete sich unter Bonaparte 1796–97 bei der ital. Armee aus und wurde
1804 Großoffizier der Ehrenlegion. 1808 zum Befehlshaber einer Division in Spanien ernannt, nahm er 1812 am Beginn des Feldzuges gegen Rußland als
Generalstabschef des Prinzen Eugen Beauharnais teil, verließ aber, da seine Ansichten mit denen Napoleons nicht übereinstimmten, von Smolensk aus das Heer und
lebte zurückgezogen in Frankreich bis 1814, wo er von den Bourbonen zum Pair und Generalstabschef der Nationalgarden ernannt wurde. 1817 erhielt er den Titel
eines Marquis; Dez. 1818 trat er als Präsident und Minister der auswärtigen Angelegenheiten an die Spitze eines Ministeriums, dessen eigentlicher Leiter jedoch
Decazes war, dem er Nov. 1819 den Platz räumte. Seitdem spielte er keine polit. Rolle mehr und starb 3. Nov. 1828 in Montluchet.
D'Este, Stammname für die Nachkommen des Herzogs August Friedrich von Sussex, des sechsten Sohnes Georgs Ⅲ. von England, aus dessen
Verbindung mit der um 5 J. ältern Lady Murray, Tochter des schott. Grafen Dunmore. Die Vermählung war 4. April 1793 heimlich in Rom von einem nachher nicht mehr
zu ermittelnden engl. Geistlichen vollzogen, auf der Lady Wunsch aber zu London wiederholt worden, wo sich der Herzog als Herr Augustus Frederick ohne jedes
Aufsehen 5. Dez. 1793 nochmals trauen ließ. Am 14. Aug. 1794 wurde dem Paar ein Sohn geboren. Die Ehe wurde entdeckt und gemäß dem Gesetz von 1772 über die
Heiraten in der königl. Familie vom erzbischöfl. Gericht für ungültig erklärt. Trotzdem hielt der Herzog sich in seinem Gewissen für gebunden, und wenn er auch
fortan von der Gattin getrennt lebte, blieb er doch bis zu ihrem Tode (1830) unvermählt. 1801 wurde ihm noch eine Tochter geboren,
Ellen Augusta, 1806 erhielten die Kinder den Namen D., die Mutter den Titel d’Ameland ↔ und ein Jahrgehalt von
4000 Pfd. St. Der Sohn stieg in der Armee zum Obersten und suchte vergeblich die Anerkennung seiner Legitimität als Prinz von Großbritannien, oder wenigstens von
Hannover durchzusetzen. Für ihn schrieben Klüber in den «Abhandlungen für Geschichtskunde», Bd. 2 (Frankf. 1834) und Zachariä (Heidelb. 1834), gegen ihn K. E.
Schmid (Jena 1835) und Eichhorn (Berl. 1835). Er wurde auch nach dem Tode des Vaters 1843 mit seinen Ansprüchen abgewiesen und starb unvermählt 28. Dez. 1848.
Desterro (Nossa Senhora do D.), auch Santa Catharina genannt,
Hauptstadt des brasil. Staates Sta. Catharina, an der Westküste der Insel Sta. Catharina schön gelegen und gut gebaut, hat über 14000 E., ein Lyceum, Theater,
Arsenal und Hospital, einen durch Forts gedeckten Hafen mit Leuchtturm und lebhaften Handel. Ausgeführt werden Thonwaren, künstliche Blumen, Maniokmehl, Reis,
Gemüse, Fische, Kaffee und Zucker. – D. wurde 1640 durch Francisco Diaz Velho Monteiro gegründet.
Destillation, Abdestillieren, eine im chem. Laboratorium, wie in der Technik vielfach vorgenommene
Operation, die darin besteht, daß man unzersetzt flüchtige Körper in geeigneten Apparaten in Dampf verwandelt und die Dämpfe an andern Stellen wieder verdichtet.
Man unterscheidet zwischen einfacher D. und fraktionierter D. Erstere wird ausgeführt,
wenn es sich um die Trennung flüchtiger Stoffe von nicht verdampfbaren handelt; z.B. bei der Darstellung der reinen Essigsäure bringt man essigsaures Natrium und
eine äquivalente Menge Schwefelsäure in eine Retorte, mischt und destilliert; es entsteht dabei freie Essigsäure und saures schwefelsaures Natrium, von denen die
erstere abdestilliert (übergeht), während das letztere in der Retorte zurückbleibt. Im gewöhnlichen Brunnenwasser sind Erden, Salze, organische Stoffe gelöst,
wodurch es für manche Zwecke unbrauchbar wird. Um das Wasser von diesen Bestandteilen zu befreien, unterwirft man es der D., wobei jene Beimengungen als Rückstand
im Destillationsgefäß verbleiben. Würde man hierbei die D. so lange fortsetzen, bis alles Wasser verdampft wäre, so würden die organischen Bestandteile durch die
größere Wärme zersetzt werden, die Zersetzungsprodukte würden sich dem Destillat beimengen und dieses wieder verunreinigen, Um dies zu vermeiden, unterbricht man
in diesem und in ähnlichen Fällen die D., ehe alle verdampfbare Flüssigkeit übergegangen ist, destilliert nicht «bis zur Trockne». Die
fraktionierte D. dient dazu, bei einem Gemisch von flüchtigen Körpern verschiedener Siedepunkte diese Körper voneinander zu
trennen. Hat man z.B. ein Gemisch zweier Flüssigkeiten, von denen die eine bei 80°, die andere bei 150° C. siedet, so kann man beim Erhitzen beobachten, wie ein
in die Flüssigkeit getauchtes Thermometer längere Zeit zwischen 80 und 90° zeigt; alsdann beginnt ein plötzliches Steigen, bis zwischen etwa 140 und 150° wieder
ein Stillstand des Quecksilberfadens eintritt. Wechselt man die Vorlage, sobald man ein plötzliches Steigen des Quecksilbers im Thermometer beobachtet, so ist das
Gemisch in eine Fraktion von niederm und eine von höherm Siedepunkt getrennt. Auf gleiche Weise werden dann beide Fraktionen für sich wieder behandelt, wodurch es
gelingt, die beiden Bestandteile vonein-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 982.