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Donders – Donegal
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Donchéry'
fangenen Kaiser empfing und ihm das Schloß Wilhelmshöhe bei Cassel zum Aufenthaltsorte anwies.
Donders, Franz Cornelius, Augenarzt, geb. 27. Mai 1818 in Tilburg (Provinz Nordbrabant), studierte zu Utrecht, wurde 1840
Militärarzt in Vliessingen, später im Haag und 1842 Lehrer der Anatomie und Physiologie an der Militärschule in Utrecht, bis er 1847 einen für ihn
besonders errichteten Lehrstuhl an der dortigen Universität erhielt, wo er sofort ein physiol. Laboratorium errichtete. Neben allgemeiner Physiologie und
Gewebelehre lehrte er hier auch Ophthalmologie, errichtete das Nederlandsch Gasthuis voor Ooglijders, womit er
einen wissenschaftlichen Kursus verband, wurde 1863 ord. Professor der Physiologie an der Utrechter Universität und erhielt 1866 durch die Regierung die
Mittel zur Errichtung eines den Anforderungen der modernen Wissenschaft entsprechenden physiol. Laboratoriums, das 1867 vollendet wurde. Er starb 24.
März 1889 zu Utrecht. Er schrieb: «Natuurkunde van den mensch» (deutsch von Theile u. d. T. «Physiologie des
Menschen», Bd. 1, 2. Aufl., Lpz. 1859), «Anomalies of accomodation and refraction of the eye» (hg. von der
Sydenham-Society; deutsch von Becker, Wien 1866),
«De leer der stoffwisseling als bron der eigenwarmte» (Utrecht 1845), eine der ersten Anwendungen des Gesetzes
von der Erhaltung der Kraft auf den tierischen Organismus; «Mikrochem. Untersuchungen tierischer Gewebe» (im Verein mit dem niederländ. Chemiker
G. J. Mulder, ebd. 1846), «Die Lehre von den Augenbewegungen» (das sog. Donderssche Gesetz),
«De harmonie van het dierlijk leven, openbaring van wetten» (ebd. 1847), «Form, Mischung und Funktion der
Gewebe und Grundformen» (ebd. 1849), «Über die Natur der Vokale» (1858), worin bewiesen wird, daß jedem Vokal ein bestimmter Eigenton der
Mundhöhle entspricht. Vermittelst des Noëmatachographs und Noëmatachometers lehrte D. zuerst die Dauer rein psychischer Prozesse bestimmen. Er
erkannte zuerst im Chemismus der Atmung einen Dissociationsprozeß und hatte außerdem wichtigen Anteil an der Entdeckung seines Landsmannes
Cramer über den Grund des Accommodationsvermögens. Auf ophthalmolog. Gebiete beziehen sich D.' Studien hauptsächlich auf die physiol. Optik,
besonders auf die Refraktions- und Accommodationsanomalien, welche für alle spätern Forschungen hierüber bahnbrechend geworden sind; auch führte
er die cylindrischen und prismatischen Brillen ein. Außerdem war D. Redacteur und Mitredacteur verschiedener Zeitschriften sowie Herausgeber der
«Onderzoekingen gedaan in het physiologisch laboratorium der Utrechtsche Hoogeschool» (Utrecht 1849–57; 2.
Folge, 1867 fg.). An dem von Graefe begründeten «Archiv für Ophthalmologie» hat D. wesentlichen Anteil. – Vgl. Moleschott, Franciscus Corn. D.
(Gießen 1888).
Dondo, Stadt am Quanza (Kuansa) in der portug. Kolonie Angola in Westafrika, mit 2800 E., ist durch eine regelmäßige
Dampfschiffahrt mit dem Meer und mit Loanda verbunden. D. ist der Stapelplatz für den im Lucallathal in großen Mengen geernteten Kaffee. Von D. führt
die große Karawanenstraße nach O. in das Reich Muatajamvos. Eng eingeschlossen von waldigen Hügeln leidet D. unter einem heißschwülen Klima,
sodaß es die «Hölle» von Angola genannt wird.
Dondúkow-Korssákow, Alexander Michailowitsch, Fürst, russ. Staatsmann, geb. 1822, trat als
Offizier in ein Dragonerregiment, zeichnete sich in Kaukasien bei der Bekämpfung der Bergvölker sowie während des Orientkrieges 1854/55 aus, stieg
schnell zum General auf und wurde als Generallieutenant Gouverneur von Kiew. In dieser Stellung that er sich als eifriges Mitglied der panslawistischen
Partei hervor und wurde deshalb nach dem Frieden von San Stefano 1878 als Generalgouverneur mit der Organisation des neugeschaffenen Fürstentums
Bulgarien betraut. Die Ausführung des Berliner Kongreßbeschlusses, wonach dies Fürstentum in Bulgarien und Ostrumelien zerlegt wurde, suchte D. zu
hintertreiben und ermutigte die großbulgar. Partei durch die Aussicht auf russ. Unterstützung. Diese eigenmächtige polit. Thätigkeit zog D. wiederholt
Zurechtweisungen des Kaisers zu, doch wurde er in seiner Stellung belassen und eröffnete 23. Febr. 1879 die erste Nationalversammlung des
Fürstentums Bulgarien zu Tirnova, deren Verhandlungen er leitete. Aus Rücksicht auf die europ. Mächte lehnte es der russ. Kaiser ab, die Wahl D.s zum
Fürsten von Bulgarien zu genehmigen, und wies denselben an, die Wahl der Versammlung auf den Prinzen Alexander von Battenberg zu lenken. D.
erfüllte diesen Auftrag und führte im Juli 1879 den Fürsten Alexander von Bulgarien in die neue Stellung ein, worauf er nach Rußland zurückkehrte und 1.
März 1880 Generalgouverneur zu Charkow wurde. Danach erfolgte seine Ernennung zum General der Kavallerie und die Berufung zum Mitgliede des
Reichsrats sowie im Jan. 1882 die Ernennung zum Chef der Civilverwaltung und Oberbefehlshaber der Truppen in Kaukasien, von welchem Posten er
17. Juni 1890 enthoben wurde. Er starb 28. April 1893 in Petersburg.
Doneau (spr. -noh), Rechtsgelehrter, s. Donellus.
Donegal (spr.dónnĕgahl). 1) Grafschaft im NW. Irlands (Provinz
Ulster), wird im O. von Londonderry und Tyrone, im S. von Fermanagh und der Donegalbai, im W. und N. vom
Atlantischen Ocean begrenzt, hat 4844,53 qkm und (1891) 185635 E., d. i. 38 auf 1 qkm, gegen 296488 im J. 1841 und
205443 im J. 1881. Im J. 1892 wanderten 1677 Personen aus. Die felsigen Küsten bilden Buchten, von denen die Lough-Swilly 66 km weit ins Land dringt.
Im N. ist das Land gebirgig und wird von dem rauhen, im Errigal bis 750 m aufsteigenden Donegalgebirge
durchzogen. Die Thäler sind fruchtbar, zum Teil weites Marschland, überdies giebt es viel wüsten Boden, bedeutende Torflager und Seen, darunter Lake
Eask im S. und Lake Nacung im NW. Größere Flüsse fehlen. Der nördlichste Punkt, zugleich von ganz Irland, ist das 69 m hohe Vorgebirge Malin Head
(55° 22' nördl. Br.). Das Klima ist sehr feucht und das Getreide reift schwer; man baut Gerste, Hafer, Flachs und Kartoffeln. Die Grundbesitzungen sind
zum Teil sehr groß, der Ackerbau befindet sich jedoch in schlechtem Zustande. Man treibt Viehzucht und Fischerei, zieht feinwollige Schafe und führt
Heringe, Stockfische, Lachse und Forellen aus. Außerdem besteht Garnspinnerei, Leinwandweberei und Brennerei. Man findet Blei, verschiedene
Thonarten und Schwefelkies. Seit 1889 fängt man auch an, die unermeßlich reichen Granitbrüche auszubeuten; Mountcharles liefert gute Bausteine,
ausgezeichneter weißer Marmor kommt von Dunlewy. Bahnen gehen von London-