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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dorothea (Herzogin von Kurland) - Dorpat
Einfluß zurückgeführt, der überhaupt ein großer
und segensreicher war und ihr im Volk den Namen
"de liebe Dorcl" verschaffte. Die angeblich dein
Tagebuch eines Zeitgenossen entnommenen, 1830
in Brieg erschienenen "Denkwürdigleiten aus dem
Leden der Herzogin D. S. u. s. w." wurden 1838
von Wnttke als eine Fälschung des Herausgebers
Koch, Syndikus in Brieg, nachgewiesen. - Vgl.
Hesetiel, Das liebe Dorel (Berl.'1850); A. Stein,
Die liebe Dorel (Halle 1878).
Dorothea, Anna Charlotte, Herzogin von Kur-
land,
von Peter Viron, s. Mron (Bd. 3, S. 34a).
Dorothea Marie, Herzogin von Sachsen-
Weimar, die Stammmntter der vier jetzt regieren-
den wachsen-Ernestinischen Fürstenhäuser, Tochter
des Fürsten Joachim Ernst von Anhalt-Zerost, geb.
2. Juli 1574, vermählt 7. Jan. 1593 mit Herzog
Johann von Sachsen-Weimar, der 31. ^kt. 1605
starb. Von ihren Söhnen wurden Wilbelm der
Stifter der Linie Sachsen-Weimar und Ernst der
Fromme Stifter der drei Sachsen-Gothaischen
Linien in Eoburg-Gotha, Meiningen und Alten-
burg. Ein dritter Sohn ist Bernhard, der be-
rühmte Feldherr der Protestanten im Dreißig-
jährigen Kriege. D. M. starb an den Folgen eines
Sturzes vom Pferde 18. Juli 1017.
Dorow, Wilh., Altertumsforscher, geb. 22. Mai
1790 zu Königsberg, ging nach Paris, wo er 1812
als Attache' bei der' preus;. Gesandtschaft angestellt
war. Vom Staatskanzler Hardenberg mehrfach zu
diplomat. Sendungen verwendet, wurde D. nach
der Einnahme von Paris zur Eentralhospitalver-
waltung nach Frankfurt gcfendet. 1816 kam er als
preuß. Gesandtschaftsfekrctär nach Dresden, 1817
nach Kopenhagen, muhte aber diesen Posten wegen
Krankheit niederlegen. Er widmete sich min arcbäol.
Forschungen, wurde 1820 Direktor der Verwal
tung für Altertumskunde imNhcinlande und West-
falen und begründete das Museum vaterländischer
Altertümer in Vonn. 1822 wnrde er dem aus-
wärtigen Ministerium zugewiesen, 1824 pensioniert
und machte 1827 eine Reise nach Italien, wo er
Veranlassung zu bedeutenden Ausgrabungen und
Entdcäuugen im alten Etrurien gab und die im
Museum zu Berlin aufgestellte Sammlung etrur.
Altertümer erwarb. Später lebte er in Halle, wo er
16. Dez. 1846 starb. Von seinen Schriften sind zu
erwähnen: "Opferstättcn und Grabbügel der Ger-
manen und Römer am Nhein" (2 Abteil., Wiesb.
1819-21; 2. Aufl. 1826), "Denkmale german. und
röm. Zeit in den rhein.-westfäl. Provinzen" (2 Bde.,
Stuttg. 1823-27), "Denkmäler alter Sprache und
Kunst" (2 Bde., Vonnu. Verl. 1823-27), "Etruricn
und der Orient u. s. w." (Heidelb. 1829), "VoMFo
ki'oii6o1oAiliii6 äaii8 i'Hncisiiiiö ^trurie" (Par.
1829). Aus seiner reichen Autographensammlung
veröffentlichte er "Faksimile und Handschriften"
(4 Hefte, Verl. 1836-38), ferner "Erlebtes aus den
1.1813-20" (2 Bde., Lpz. 1843), "Erlebtes aus den
1.1790-1827" (2 Bde., ebd. 1845), "Briefe preuß.
Staatsmänner" (Bd. 1, ebd. 1843), "Denkschriften
und Briefe" (anonym, 5 Bde., Berl. 1838-40).
Dorozsma (spr. döroschma), Groß-Gemeinde im
Stuhlbezirk diesseits der Theiß (Tiszaninneni) des
ungar. Komitats Csongrad, westlich von Szegedin,
an der Linie Budapest-Vereiorova der Ungar.
Staatsbahnen, hat (1890) 12325 magyarische röm.-
laU). E., Vost, Telegraph, bedeutende Rindviehzucht
in der sichtbaren Umgebung und vier bevölkerte
Pußten (Atothäza, Üllös, Göböliara^Seregelyes).
In der Umgebung sind mehrere salzige Seen, deren
Wasser auch zu Heilbädern gebrauckt wird. Im
März 1879 wurde der Ort gleich Szegedin durch die
Theiß zerstört, bat sich aber wieder ziemlich erholt.
Dorp, (^tadt, seit 1. Jan. 1889 mit Solingen
(s. d.) vereinigt.
Torpat. 1) Kreis im novdöstl. Teil des russ.
Gouvernements Livland, östlich vom Peipussee be-
grenzt, eine ebene, im NW. erhöhte, im S. hügelige
Landsckaft, hat 7143,^ <il<m, 184596 E. fmeist
Eftben), Getreide- und Kartoffelbau, Viehzucht und
Brennerei.
2) D., altrussisch und seit 1893 amtlich Jurjew,
erstD erp t, esthnisch Tartol in,lettisch Tehrp ata,
Kreisstadt im Kreis D., am
schiffbaren Embach (der Haupt-
teil rechts), über den eine stei-
nerne und eine hölzerne Brücke
führen, zwischen Hügeln ge-
legen, an der Linie D.-Taps der
Baltischen und an der Neben-
linie Walk-D. derPskow-Ri-
gaer Eisenbahn, mit Dampf-
schiffahrt ans dem Embach, dem
Peipus-und Pskower-^ee bis Pskow, ist gut gebaut,
hat gerade, zum Teil bergige Straßen und (1888)
30 970 E. (1892 auf 40 000 geschätzt), meist Esthen und
Deutsche, aber auch Russen, Letten und Israeliten,
4 prot., 1 röm.-kath., 2 russ. Kirchen und eine Büste
Barclay de Tollys auf dem gleichnamigen Platz. Auf
dein Dom- oder Schloßberge (35 m) mit schöner
Ruine eines Domes (1228 erbaut, 1598 abgebrannt)
definden sich die Sternwarte mit dem ältesten großen
^rauenboferschen Refraktor, die Anatomie und drei
mediz. Klinilen, die Universitätsbibliothek (^ Mill.
Vände), schöne Gartenanlagen und Promenaden mit
dem Denkmal des Naturforschers Karl Erust von
Baer (von Opekuschin, 1886 errichtet).
Behörden, Militär. D. ist Sitz eines Frie-
densrichterplenulns (zweiter Instanz), dreier Frie-
densrichter und der beiden Oberbauerngerichte des
Kreises D. Die Verwaltung liegt in den Händen
dcr Stadtverordneten und des von ihnen gewählten
Stadtamtes. Nach D., das bisher ohne Militär
war, wurden im Herbst 1892 zwei Bataillone des
95. Krasnojarschen Infanterieregiments, dazu der
Stab der 23. und 24. Infanteriedivision, zu der
jenes Regiment gehört, und der Korpsstab des neu-
gebildeten 18. Armeekorps verlegt.
Unterrichts Wesen. Die Universität, der
hübschen Lage wegen das "nordische Heidelberg"
genannt, war bis vor.kurzem eine deutsche Hoch-
schule; sie wurde 1630 vom König Gustav Adolf
vou Schweden als Gymnasium gegründet und 1632
zur Universität erhoben. Infolge der Eroberung
der Russen (1656) löste sie sich auf, wurde nach
Reval (1657 - 62) verlegt, aber 1690 wieder in
D. hergestellt. 1701 von den Russen abermals auf-
gelöst, wurde sie nach Pcrnau verlegt und ging
1710 ganz unter. Das Versprechen Peters d. Gr.,
die livländ. Universität zu erhalten, wurde erst durch
die Stiftung5nrkuude Alexanders I. (12. Dez. 1801)
erfüllt. Die Universität wurde zu einer Pflanzstätte
deutscher Wissenschaft und stand in regem Verkehr
und Austausch von Lehrkräften mit den Universi-
täten Teutschlands. Diese Blüte dauerte bis über
die Mitte der achtziger Jahre, wo die russ. Negierung