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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ebbe - Ebeling
Abhandlung; ebauchieren, in allgemeinen Um-
rissen entwerfen.
Gbbe, Höhenzug im westfäl. Sauerland, Neg.-
Bez. Arnsberg, zieht von den Quellen der Wupper
von W. nach O. Die höchsten Gipfel sind die Nord -
halle oder Nord helle mit Aussichtsturm (663 m)
und der Notenstein (594 m).
Ebbe und Flut (des Meers), s. Gezeiten. -
über E. u. F. der Atmosphäre, s. Atmosphärische
Gezeiten.
Ebbw Vale (spr. ebbu wehl), Stadt in der engl.
Grafschaft Monmouth, an der Great-Western- und
der London and Northwesternbahn, hat (1891)
17025 E., Kohlen- und Eisenbergbau.
Ebe, Gustav, Baumeister, geb. 1. Nov. 1834 zu
Halberstadt, studierte auf der Berliner Bau- und
Kunstakademie und war 1869-88 mit Julius
Venda (geb. 21. April 1838 zu Räuden in Ober-
schlesien) zu gemeinsamer Thätigkeit verbunden. In
der Konkurrenz um den Bau des Wiener Rathauses
erhielten sie den ersten Preis, aber nicht die Aus-
führung. In Berlin bauten sie u. a. das Prings-
heimscheHaus (1874; Barockstil mit venet. Details),
das Palais von Tiele-Winckler (Renaissancestil),
die Villa Kaufmann, ein Privathaus am Pariser
Platz im Barockstil. Vielfach brachten sie an ihren
in den reichsten Formen aufgeführten Bauten die
Polychromie in Anwendung. E. baute 1890 das
Concordia-(Apollo-) Theater in Berlin und ver-
öffentlichte "Akanthus. Handbuch der ornamentalen
Akanthusformen aller Stilarten" (Lfg. 1, Verl.
1883), "Die Spätrenaissance. Kunstgeschichte der
europ. Länder von der Mitte des 16. bis zum Ende
des 18. Jahrh." (2 Bde., ebd. 1886).
Ebel, herm. Wilh., Sprachforscher, geb. 10. Mai
1820 zu Berlin, studierte daselbst und in Halle, war
als Mitglied des königl. Seminars für gelehrte
Schulen 1846-50 am Köllmschen Gymnasium in
Berlin beschäftigt,wurde dannLehrer an derVeheim-
Schwarzbachschen Erziehungsanstalt zu Filehne,
1858 am Gymnasium zu Schneidemühl, 1872 ord.
Professor an der Berliner Universität und starb
19. Aug. 1875 in Misdroy. E. war der Hauptver-
treter der kelt. Philologie in Deutschland. Seine
hervorragendste Leistung ist die neue Ausgabe von
Zeuß' "tti-aininNUc". csitica" (Berl. 1871). Sonst
sind von seinen Arbeiten zu nennen: "1)6 verdi
dritaimici tuturo ac coi^unctivo" (Schneidemühl
1866), "Do ^6U3Ü curi8 p08iti3 in Fraininktica
csltica" (ebd. 1869); zahlreiche Aussätze in Kuhns
"Zeitschrist für vergleichende Sprachforschung" und
in Kuhns und Schleichers "Beiträgen zur verglei-
chenden Sprachforschung"; endlich der altirische Teil
der von Schleicyer herausgegebenen "Indogerman.
Chrestomathie" (Weim. 1869).
Gbel, Joh. Gottfr., geogr. Schriftsteller, geb.
6. Okt. 1764 zu Züllichau in der Neumark, studierte
zu Frankfurt a. d. O. Medizin und ließ sich 1792
als praktischer Arzt in Frankfurt a. M. nieder.
Wegen seiner Verbindung mit mchrern Häuptern
der Französischen Revolution in Deutschland ver-
dächtig geworden, begab er sich 1796 nach Paris und
später nach Zürich. Um 1801 erhielt er das helvet.
Bürgerrecht, 1805 das Züricher Kantonsbürgerrecht.
Doch erst seit 1820 nahm er in Zürich seinen blei-
benden Aufenthalt und starb daselbst 8. Okt. 1830.
Unter seinen Schriften sind zu nennen: "Anleitung,
auf die nützlichste und genußvollste Art die Schweiz
zu bereisen" (Zür. 1793' im Auszuge bearbeitet von
Escher, 8. Aufl., ebd. 1842), "Schilderung der Ge-
birgsvölker der Schweiz" (2 Bde., Tüb. 1798-1802),
"Über den Bau der Erde in den Alpengebirgen"
(2 Bde., Zür. 1808), "Ideen über die Organisation
des Erdkörpers und über die gewaltsamen Verän-
derungen seiner Oberfläche" (Wien 1811), "Male-
rische Reise durch die neuen Bergstraßen des Kan-
tons Graubünden" (Zür. 1825). - Vgl. Escher,
I. G. E. (Trogen 1835).
Ebel, Joh. Wilh., evang. Prediger, das Haupt
der sog. Königsberger Mucker, geb. 4. März 1784
zu Passenheim in Ostpreußen, studierte in Königs-
berg, wurde 1806 Pfarrer in Hermsdorf, 1810 Pre-
diger und Religionslehrer am Gymnasium Fride-
ricianum zu Königsberg, 1816 erster Prediger der
altstädtischen Gemeinde daselbst. In dieser Stel-
lung sammelte E., der seit seiner Studentenzeit in
naher Beziehung zu dem Königsberger Theosophen
Ios. Heinr. Schönherr (geb. 1771 zu Angerburg
in Ostpreußen, gest. 15. Okt. 1826) gestanden hatte
und auch nach einem Vruch mit Schönherr (1819)
dessen System huldigte, eine mystisch und pietistisch
gerichtete Verbrüderung um sich, der sich namentlich
Glieder der höchsten Adelsfamilien, so die verwit-
wete Gräsin Ida von der Groben, die Grafen Kanitz
und Finkenstein mit ihren Gemahlinnen, ferner der
Professor Olshausen (s. d.) und der Pastor Heinr.
Diestel (geb. 1785 in Velgard, seit 1827 Prediger
in Königsberg, gest. 1854) anschlössen. Abenteuer-
liche Gerüchte über geheime unter dem Deckmantel
der Andacht begangene geschlechtliche Ausschwei-
fungen veranlaßten 1835 eine langwierige Unter-
suchung, die 1839 damit endete, daß E. und Diestel
ihres Amtes entsetzt, zur Bekleidung öffentlicher
Amter für unfähig erklärt und E. wegen Sekten-
stiftung zur Einsperrung in einer öffentlichen Kor-
rektionsanstalt verurteilt wurde. Das Berliner
Kammergericht hingegen entschied 1841 in Be-
rufungsinstanz, daß das Urteil auf einfache Amts-
entsctzung zu ermäßigen sei. E. siedelte mit seiner
Freundin Ida von der Groben nach Ludwigsburg
in Württemberg über, wo er 18. Aug. 1861 starb.
Neuere aktenmäßige Untersuchungen haben ergeben,
daß jene Beschuldigungen nicht erwiesen und die
Verhandlungen in erster Instanz mit großer Vor-
eingenommenheit geführt worden sind. - Vgl. von
Hahnenfeld, Die religiöse Bewegung zu Königs-
berg (Braunst). 1858); Graf Kanitz, Aufklärung
nach Aktenquellen über den Königsberger Neli-
gionsprozeß (Bafel 1862).
Gbeleben, Flecken im LandratsamtZbezirk Son-
dershausen der Unterherrschaft des Fürstentums
Schwarzburg-Sondershausen, 17 kni im SW. von
Sondershausen, in der Goldenen Aue, an der Helbe
und an der Hohenebra-Ebeleber Eisenbahn (Neben-
bahn, 8,7 km), hat (1890) 1579 E., Post, Telegraph,
Amtsgericht (Landgericht Erfurt), fürstl. Schloß mit
Orangerie und Park, Erziehungsanstalt für ver-
wahrloste Kinder und Zuckerfabrik. Nahebei das
ehemalige Nonnenkloster Marksußra.
Gbeling, Adolf, Schriftsteller, geb. 24. Okt.
1827 in Hamburg, studierte Philosophie in Heidel-
berg und war nach einem Aufenthalte in Bahia
(Brasilien) als Erzieher in Frankreich thätig. Seit
1859 schrieb E. in Paris für die "Kölner Blätter"
(jetzt "Kölnische Volkszeitung") und andere Zeit-
schriften eine "Kleine Chronik aus Paris", die u.d.T.
"Lebende Bilder aus dem modernen Paris" (ano-
nym) in Buchform erschien (4 Bde., Köln 1863-66: