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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ebene (geographisch) - Ebene (geometrisch)
dem Vürgerstande angehörigen Frau ist als eine
Mißheirat (s. d.) anzusehen. Doch fehlt es nicht an
frühern Beispielen des Gegenteils, namentlich im
anhält, und oldenb. Hause. Es entscheiden hier die
Hausgesetze. Die neuern Hausgesctze bezeugen durch-
weg eine Rückkehr zu den strengsten Grundsätzen.
Den außerdeutschen Regentenhäusern ist das Eben-
bürtigkeitsprincip fremd. - Ehen des niedern
Adels mit bürgerlichen Frauen sind als ebenbürtige
zu betrachten und gewähren den Abkömmlingen
die Standesrechte des Vaters mit Ausnahme der
Fähigkeit zum Eintritt in solche Stiftungen, deren
Statut die Mitgliedschaft von dem adligen Stande
sowohl der väterlichen als der mütterlichen Vorfahren
(s. Ahnen) abhängig macht.
Vgl.Göhrum, Geschichtliche Darstellung der Lehre
von der E. nach gemeinem deutschen Rechte (2 Bde.,
Tüb. 1846); Zöpfl, Über Mißheiraten in den regie-
renden Fürstenhäusern (Swttg. 1853); Heffter, Die
Sonderrechte der souveränen und der mediatisier-
ten, vormals reichsständischen Häuser Deutschlands
(Berl. 1871); Schulze, Die Dausgesetze der regieren-
den deutschen Fürstenhäuser (3 Bde., Jena 18li2
- 83); Laband, Die Thronfolge im Fürstentum
Lippe (Freib. i. Vr. 1891); ferner die vielen Schrif-
ten über die Ehe des Herzogs von Sussex, den Ven-
tinckschen Prozeß, die Ansprüche der Fürsten von
Löwenstein auf Succession in Bayern, die E. des
herzogl. Hauses Schleswig-Holstein-Sondcrburg-
Augustenburg, endlich der Grasen zur Lippe.
Ebene, in der Geographie im Gegensatz zum
Gebirge, eine mehr oder minder ausgedehnte Land-
strecke ohne alle oder doch mit nur sehr wenigen
Erhöhungen oder Vertiefungen. Obgleich aber der
Charakter der E. die Horizontalität und Ungc-
brochenheit der Ob erstach enge staltung ist, so unter-
liegt doch weder die eine "noch die andere streng
mathem. Auffassung. Veide werden durch die Natur
nur annähernd vertreten, und keine E. behauptet
in irgend beträchtlichem Umfange eine völlig hori-
zontale und glatte Oberfläche. Der Wechsel zwischen
geringen Eintiefungen und Erhabenheiten in aus-
gedehnten Zügen ruft eine wellenförmige E.
hervor, gleichsam das Vild einer in leichte Wellen-
bewegung versetzten und so plötzlich erstarrten Wasser-
stäche. Die E. wird auch als Flachland bezeichnet,
selbst dann noch, wenn ein Land durch schwache
Senkungen und niedrige Terrainwellen, durch Fluß-
betten, Seebccken oder selbst durch einzelne höhere
Berge eine vertikale Gliederung erhält, sobald diese
vertikalen Unterschiede auf ein geringes Maß be-
schränkt bleiben.
Der bei weitem größte Teil der Erdoberfläche hat
die Gestalt der E.; aber man unterscheidet mit Rück-
sicht auf dcn vcrschicdcncn Grad dcr absoluten Er-
hebung der einzelnen E. über das Niveau des Meers
zwischen Tiefebenen (bei beschränktern Raumver-
hättnissen bisweilen auch Niederungen genannt),
die im großen und ganzen ihrer Erstrcckung nur
wenig über dem Meeresspiegel liegen, und Hoch-
ebenen (auch Hochflächen oder Plateaus), zu
denen man um ein Bedeutendes hinaufsteigen muß.
Die Tiefebenen bilden das Tiefland im Gegensatz
zu dem Hochland, welches nicht nur die Hoch-
ebenen, sondern auch das Gebirgsland begreift.
Dieser Gegensatz ist jedoch nur ein relativer, da
sich ein bestimmtes Maß dcr Erhebung nicht an-
geben läßt, bei welchcr eine E. zu den Tiefebenen
oder zu den Hochebenen zu rechnen ist. Eine vom
Meeresrande allmählich selbst bis zu 300 ui und
noch höher aufsteigende E. wird stets als Tiefebene
bezeichnet werden tonnen, während man eine schroff,
wenn auch nur bis zu 200 m sich erhebende E. zu
den Hochebenen (in solchen Fällen insbesondere
Platten genannt) rechnet.
Die größten Hochebenen sind in Asien die Wüste
Gobi, in Afrika die Sahara, die man früher für
ein Tiefland hielt, und die südafrik. Mulde; in
Europa die oberschwäb.-bayr. und die castil. Hoch-
ebene; in Nordamerika die Hochebene von Mexiko
und das große Plateau zwischen Sierra Nevada und
Fclsengedirge; in Südamerika das von Quito, wel-
ches bis 2000 m, und das des Titicacasecs, welches
bis 4000 m emporsteigt. Die Tiefebenen unterscheidet
man in peripherische (Küstenebenen), wenn
sie am Rande, und Vinnenebenen, wenn sie im
Innern eines Festlandes liegen. Auch sinken sie bis
unter das Mcercsnivcau herab, wie sich dies im
kleinen bei den Niederungen Hollands und an den
Küsten Schleswigs, am großartigsten in der aralo-
kaspischen Erdsenke zeigt, in welcher der Kaspisee
24 in unter dem Spiegel des Schwarzen Meers liegt.
(S. Depression, geographisch.) Die größten Tief-
ebenen sind in Europa die sarmatisch-germanische,
die sich von der Schelde bis an den Ural erstreckt,
und die niederungarische an der Donau-Theiß; in
Asien die nordasiatisch-sibirische, die von Turan,
Hindustan, Ehina und dasEuphratgebiet; inAmerika
die nordamerikanische vom Hudsongcbict bis ans
Eismeer und Alaska, die des Mississippi, Orinoco,
Amazonas und die patagonisch-argcntinische E.; in
Australien die ungemessenen Räume des Innern.
Je nach dcr geognost. Beschaffenheit des Bodens,
des Klimas, der Bewässerung, dcr Vegctations-
beklcidung und deren Benutzung weichende Hoch-
und Tiefebenen sehr voneinander ab, wenn sie auch
beide, gemäß der Einförmigkeit ihrcr Oberfläche,
eine große Gleichheit in den übrigen Naturverhält-
nissen darbieten. Große E. mit geringer Bebauung
zeigen die Eigentümlichkeiten des Kontinentalklimas
(s. d.) am deutlichsten. Hier treten Wettcrsäulen
(1. d.) häufig auf; überhaupt sind sie dcr Entwick-
lung von Windströmungen ungünstig. Die äußer-
sten Extreme sind die Wüsten (s. d.), die sich vor-
zugsweise in Afrika und Asien ausdehnen, und die
Kulturebenen, welche keinem Erdteile fehlen und
dem Hoch- und Tieflande angehören. Dazwischen
liegen die mehr oder weniger kulturfäbigen Heiden
Europas, wie die von La Mancha in Spanien, Les
Landes in Frankreich, die Lüneburger, die jütländ.
Heide, die Pußten Ungarns, die Steppen in Süd-
rußland, Westsibirien, Centralasicn und im Sudan,
die Karroo des Kaplandes, die Prairien oder Sa-
vannen in Nordamerika, die Llanos und Pampas
in Südamerika, die Tundren in Nordrußland und
in Nordsibirien. Die E. können wichtige Kultur-
stätten sein. In ihrer Mitte liegen oft große Städte
wie Berlin, Paris, Moskau, Madrid und die älte-
sten Städte Ostindiens. Die histor. Bedeutung der
E. wurzelt vornehmlich in ihrer Schrankenlosigkeit,
welche nur die weitausgedehnten E. besitzen. Sie
schließen damit Ruhe und Schutz aus und wirken
durch ihre Gegensatzlosigkcit lange nicht so kultur-
günstig wie gegliederte Bodenformen.
Gbene (lat. pllnium), in dcr Geometrie eine
Fläche, auf der alle Geraden liegen, die einen ge-
gebenen Punkt enthalten und eine gegebene Gerade
ichneiden. Man nimmt als thatsächlich an, daß die