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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elektrodynamometer - Elektrolyse

oder völlig unmagnetisch erscheint. Alle gleichgerichteten Molekularströme (Fig. 3) eines jeden Querschnittes des Eisenstabes wirken zusammen als resultierender Strom, der jenen Querschnitt rechtwinklig zur Stabachse umfließt. Es läßt sich daher jeder Magnetstab (Fig. 4) ansehen, als ob er an seiner Oberfläche von einer Reihe gleichgerichteter, paralleler Ströme umflossen wäre. Die Pole (N und S) eines solchen Magnetstabes lassen sich nach den Regeln des Elektromagnetismus (s. d.) bestimmen. In unmagnetischen Stäben gehen die elektrischen Ströme nach den verschiedensten Richtungen und heben sich dadurch in ihren Wirkungen auf. Magnetisieren heißt, die vorhandenen geschlossenen elektrischen Strome quer zur Achse, einander parallel und nach ein und derselben Seite richten. Der Erdmagnetismus hätte demnach seine Ursache in elektrischen Strömen, welche die Erde von Ost gegen West umkreisen. In der That wirken die Magnete und elektrischen Ströme den Folgerungen dieser Annahmen gemäß. Ein rechteckiges oder auch kreisförmiges, elektrisch durchflossenes Drahtgehänge (Fig. 1 und 5) stellt sich unter dem alleinigen Einflusse des Erdmagnetismus so, daß seine Ebene mit der des magnetischen Meridians einen rechten Winkel bildet und daß der elektrische Strom in der untern Hälfte des Drahtes von Ost nach West geht. Ein solches Drahtgehänge ist gleichsam ein Magnet mit unendlich kleiner Achse. Ein von einem elektrischen Strome durchflossener und (am Stativ Fig. 1) um eine lotrechte Achse leicht beweglich aufgehängter, schraubenartig gewundener Draht (Fig. 6) wird sich daher so stellen, wie eine magnetische Deklinationsnadel, d. i. derart, daß seine Längenachse in den magnetischen Meridian fällt, und daß der galvanische Strom in den untern Teilen der Windungen von Ost gegen West gerichtet ist; eine solche vom Erdmagnetismus gerichtete Drahtspirale wird Solenoid genannt. Die von Ampere im Versuchswege aufgefundenen elektrodynamischen Gesetze dienen als Grundlage bei der mathem. Ableitung der elektrodynamischen Grundgesetze. - Vgl. Heinr. Weber, E. mit Berücksichtigung der Thermoelektricität, der Elektrolyse und der Thermochemie (Braunschw. 1889).

^[Fig. 3.]

^[Fig. 4.]

^[Fig. 5.]

^[Fig. 6.]

Elektrodynamometer (grch.), ein von W. Weber erdachtes Instrument zur Messung der Stärke der elektrischen Ströme. Man denke sich die Magnetnadel in dem Gewinde eines Multiplikators (s. Galvanoskop und Galvanometer) durch eine Drahtspule ersetzt, die an zwei zur Zu- und Ableitung des Stroms dienenden langen vertikalen Drähten (bifilar) aufgehängt ist. Die Achse der beweglichen Spule steht im magnetischen Meridian (s. Magnetismus) und senkrecht zur Achse des Multiplikatorgewindes. Fließt derselbe Strom durch das feste und bewegliche Gewinde, so erhält letzteres ein Drehungsmoment, indem sich der Strom in beiden Spulen auf gleichen Sinn einzustellen sucht. Das Drehungsmoment ist proportional dem Quadrat der Stromstärke, wenn derselbe Strom durch beide Spulen fließt und proportional dem Produkt beider Stromstärken, wenn jede Spule von einem andern Strom durchflossen wird. Im erstern Falle behält bei raschem Stromwechsel das Drehungsmoment seinen Sinn bei, weshalb also bei alternierenden Strömen das E. besondere Vorteile gewährt.

Elektro-endoskopische Instrumente, s. Beleuchtungsapparate (medizinische).

Elektrographie (grch.), ein von R. Böttger zuerst geübtes Verfahren, Zinkplatten für die Buchdruckpresse durch galvanische Ätzung herzustellen, später durch Devicenzi vereinfacht und E. genannt. Erst wird die Zeichnung mit fetter lithogr. Kreide oder Tinte oder mittels Umdrucks auf die zu ätzende Zinkplatte gebracht; diese wird wie ein lithogr. Stein behandelt, gummiert, mit Terpentinöl ausgewaschen und eingewalzt, bis die fettige Zeichnung richtig in Farbe dasteht, dann wird dieselbe mit Asphalt oder Kolophoniumpulver eingestäubt und der an der Zeichnung haftende Harzstaub angeschmolzen. Man hängt nun die mit dem Zinkpole einer galvanischen Batterie verbundene Zinkplatte in eine Lösung von Kupfervitriol, stellt ihr in kurzer Entfernung eine Kupferplatte gegenüber, die mit dem andern Pol verbunden ist. Sowie nun beide Leitungsdrähte vereinigt werden und der galvanische Strom in Thätigkeit tritt, wird das Zink an allen fettfreien Stellen angegriffen und aufgelöst, sodaß die Zeichnung erhaben stehen bleibt und ein für die Buchdruckpresse brauchbares Relief entsteht.

Elektrohomöopathie (grch.), ein auf den Grafen Cesare Mattei in Rochetta bei Bologna (Ende der sechziger Jahre) zurückgehendes Heilverfahren, das verdünnte Arzneien nach Art der Homöopathie anwendet und nur wegen seiner angeblich blitzschnellen Wirkung elektrisch genannt wird. Die Arzneien ("Anticanceroso", "Antiscrofuloso" u. a., ferner "grüne, blaue, gelbe und rote Elektricitäten"), deren Zusammensetzung unbekannt ist, gehören zu den Geheimmitteln (s. d.). - Vgl. Graf C. Mattei, Elektro-homöopath. Arzneischatz (Regensb. 1884 u. ö.); de Bonqueval, Elektro-Homöopath. Heilmethode (3. Aufl. von Sauter, Genf 1893); die Zeitschriften: Blätter für E. (Nürnberg, seit 1881), Annalen (bis 1890 Monatsschrift) für E. (Genf, seit 1887).

Elektroingenieur, s. Elektrotechnik.

Elektrolyse (grch.), nach Faraday Bezeichnung für die Zersetzung einer chem. Verbindung durch den galvanischen Strom. Der Strom verwandelt sich bei seiner Bewegung durch Metalle (Leiter erster Klasse) nur in Wärme, bei seinem Durchgange durch chem. Verbindungen (Leiter zweiter Klasse) aber bewirkt er neben der Wärmeerzeugung auch chem. Zersetzung, er leistet auch chem. Arbeit. Die Leiter zweiter Klasse werden Elektrolyte genannt. Sie müssen sich im flüssigen Zustande befinden; feste chem. Verbindungen müssen daher geschmolzen oder in einer Flüssigkeit gelöst, gasförmige von einer Flüssigkeit absorbiert werden, um Elektrolyte zu sein. Flüssige chem. Körper, die