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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elisabeth (Kaiserin von Österreich) - Elisabeth (Königin von Preußen)
1652 zu Heidelberg als Tochter des Kurfürsten Karl
Ludwig vou der Pfalz, mußte sich 1671, nachdem sie
vouderreform.zur kath. Kirche übergetreten war, aus
polit. Rücksichten mit dem Herzog von Orleans ver-
mählen. An dem galanten Hofe Ludwig? XIV. be-
hielt sie indes die derbe und naive Gcradheü ihres
Wefens und erzwäng sich durch ihre strenge <^itten-
reinheit Achtung und Ansehen. Gegen die Frau vou
Maintenon nährte die "Palatine", wie man sie als
pfälz. Prinzessin bei Hofe nannte, einen grimmigen
Haß, der sie zur schärfsten Ungerechtigkeit hinge-
rissen hat: auch dem König, der sie wegen ihrer
Munterkeit und ihres derben Witzes schätzte, und
dem sie selber eine steigende Verehrung und Liebe
entgegcntrug, konnte sie es doch nie ganz vergeben,
daß er ihren Sohn, den Prinzen Philipp II., Her-
zog von Orleans, mit seiner natürlichen Tochter ver-
mählte. Durch ihre Ehe wurde sie die Ursache uu-
ermeßlicheu Iluglücks für ihre Heimat. Ihre Au-
fprüche uämlich auf die Allodialverlasjenschaft ibres
Bruders Karl, des letzten 1685 gestorbenen Kur-
fürsten von der Pfalz aus der Simmernschen Linie
(f. Pfalz), und auf alle nach der Nupertinischen
Konstitution an die Pfalz gekommenen Länder gaben
Ludwig XIV. den Vorwand, von 1688 bis 1693 die
Gebiete der Pfalz furchtbar zu verheeren. Endlich
wurde die Herzogin durch einen Schiedsspruch des
Papstes 1702 mit eiuer bedeutenden Geldsumme
abgefunden; auch kameu durch sie die Kunstjchätze
der Kurfürsten von der Pfalz an das Haus Orleaus.
Nach dem Tode ihres Gemahls (1701) blieb sie am
Hofe; sie erlebte mit Anteil die letzten Zeilen Lud-
wigs XIV., mit mütterlicher Sorge die Regent-
schaft ihres Sohnes; ihn wirklich zu erziehen war
ihr nicht vergönnt gewefcn. Sie starb, vor ihm,
8. Dez. 1722 zu St.^Eloud. Ibrc ungemein zahl-
reichen, sehr originellen, einseitigen, aber leben-
sprühenden und durch die drastische Schilderung
der Zustände am Hofe Ludwigs XIV. äußerst iuter-
essantcn Briefe wurden herausgegeben von Holland
(7 Bde. der "Bibliothek des Litterarischen Vereins"
in Stuttgart, 1843-81) und in Auswahl von
Ranke ("Sämtliche Werke", Bd. 13, Lpz. 1870), ferner
von Geiger in der "Kollektion Spemann" (Stuttg.
1884) und Bodemann (2 Bde., Hannov. 1891).
Franz. Auszüge wareu früher veröffentlicht worden.
- Vgl. Schott, E. Ch., Herzogin von Orleans
(Hcidelb. 1881); Vodemann, E. Ch. von der Pfalz,
Herzogin von Orleans, im "Historischen Taschen-
buch" (Lpz. 1892).
Ihre Tochter, Elisabeth Charlotte, Made-
moiselle de Chartres, geb. 1676, wurde 1698
mit dem Herzog Karl Leopold von Lotbringen ver-
mählt. Aus ihrer Ehe entsprossen 13 Kinder, dar-
unter Kaiser Franz I. Sie übernahm, seit 1729
Witwe, in drangvoller Zeit die Regentschaft, ließ
sich 1736 bei der Abtretung Lotbriugens an Sta-
nislaus Lcszczynsti (s. d. und PolnifcherThrunfolge-
krieg) zur fouveränen Fürstin von Commercy er-
nennen und starb 1744.
Elisabeth, Amalic Eugenie, Kaiserin von O st er -
reich, geb. 24. Dez. 1837 zu Münckcn als Tochter
des Herzogs Maximilian Joseph in Bayern, ver-
mählte sich 24. April 1854 mit Kaiser Franz Jo-
seph I. (s. d.) von Österreich und wurde 8. Juni 1867
als Königin von Ungarn gekrönt.
Elisabeth, Kurf'ürstin von der Pfalz, älteste
Tochter Jakobs I. von England, geb. 19. Aug. 1596,
wurde 14. Febr. 1613 mit dem jugendlichen Kur-
fürsten Friedrich V. von der Pfalz vermählt. 1619
nahm ihr Gemahl auf ihr Drängen die ihm an-
gebotene böhm. Königskrone an^ verlor aber Land
und Krone 1620 wieder durch die Schlacht am Weißen
Berge. E. mußte mit ihrem Gemahl durch Schle-
sien nach Brandenburg fliehen; 1621 kamen sie nach
dem Haag. Nach dem Tode ihres Gatten (29. Nov.
1632) lebte E. in Holland, erhielt nach dem West-
fälischen Frieden eine Jahrespension und kehrte,
als nach dem Sturz der engl. Republik ihr Nesfe
Karl II. 1660 den Thron von England bestieg, 1661
in ihre Heimat zurück, starb aber schon 13. Febr.
1662. Von ihren 13 Kindern sind außer dem Kur-
fürsten Karl Ludwig erwähnenswert: Prinz Ru-
precht, Elisabeth, Pfalzgräfin bei Rhein, und Sophie,
Mlrfürstin von Hannover. - Vgl. Miß Beuger,
^16M01!8 0t' I^Ii^dktii 8tUÄ1't, Hu66N ol L0I16INIH
(2Bde.,Lond. 1825).
Elisabeth, Pfalzgräfin bei Rhein, geb.
26. Dez. 1618 in Heidelberg, älteste Tochter des Kur-
fürsten Friedrich V. von der Pfalz, Freundin und
Schülerin des Philofophcn Eartesius, der, wie die
pfälz. Königsfamilie,in Holland eine Freistatt gefun-
den hatte und ihr feine "I^-incipia. pliilosoplnkö"
widmete. 1667 als 'Äbtissin von Herford inthronisiert,
öffnete sie ihr Kloster den franz. Labadisten (f. La-
badic), einer halb kommunistischen Gemeinde. Auch
mit William Penn stand sie in Verbindung. Ihren
philos. Neigungen blieb E. noch später, namentlich
durch die Bckanntfchaft mit Malcbranche und Leib-
niz, zugewandt. Sie starb 8. Olt. 1680 in Herford.
Elisabeth Ehristine, Königin von Preußen,
geb. 8. Nov. 1715 als Tochter des Herzogs Ferdinand
Albrecht vonBraunschweig-Bevern, wurde nach dem
Wunfche Friedrich Wilhelms 1.1732 mit dem preuß.
Kronprinzen, nachmaligem Friedrich II., verlobt
und 12. Iuui 1733 im Lustschlosse Salzdahlum bei
Wolfenbüttel vermählt. Bis 1736 lebte das junge
Paar meist in Neu-Ruppin, von da bis zur Thron-
besteigung Friedricks in Rheinsberg. Friedrich
widmete ihr als Kronprinz eine stetige Aufmerksam-
keit und Teilnahme, wenn er sich ihr auch nicht voll
erschließen tonnte. Aber bald nachdem er zur Re-
gierung gelaugt war, entsagte er einem Familien-
leben, das ihm aufgezwungen war, wiewohl er nie-
mals die Rücksicht und Hochachtung, die der flecken-
lose Charakter und die rührend hingebende Liebe
seiner Gemahlin forderten, ihr versagte. Nur auf
dcn Galafcsten pflegte sich das Königspaar zu scheu.
Nach Schloß Schönhausen, wo E.E. residierte, ist
Friedrich uicmals gekommen. Sie füllte ihre ein-
samen Tage mit eifriger Lektüre aus, zeigte Sinn
für Natur und sammelte gern einen Kreis gleichge-
stimmter Freuude um sich. In spätern Jahren ver-
suchte sie sich nicht ohne Glück selbst im Schriftstellern.
Außer der Übersetzung mehrerer Erbauungsschriftcn
ins Französische schrieb sie: "NüäitNtion 8ur 163
301N8 HUL Ia 1)1'0vi(l6NC6 3. PONI' 1o8 1iUIN3,il13 6to."
(1777), "1^6ii6xi0N8 PONI' t0I18 168 ^0U1'8 lio IH 86'
IN5NN6" (1777), "156^6X101)8 3Nr 1'6t2.t (168 gFHII'68
1)nd1iHU63 611 1778, Ääi'68^663HUXP61'80I1I168ci'ail1-
tiv63" <1778), "I^H 89.F6 Involution" (1779). Sie
starb 13. Jan. 1797. - Vgl. Preuß, Friedrich d. Gr.
! mit seinen Verwandten und Freunden (Berl. 1838);
von ^abnke, E., Königin von Preußen, Gemahlin
Friedrichs d. Gr. (ebd. 1848); Koser, Friedrich d.Gr.
als Kronprinz (Stuttg. 1886).
Elisabeth, Ludovika, Königin von Preußen,
geb. 13. Nov. 1801 als Tochter des Kurfürsten.