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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Enveloppe - Enzheim

und Beschämungen erweisen sich gegen dieses Leiden, welches meistens in den Jahren der Geschlechtsentwicklung von selbst verschwindet, in der Regel ganz erfolglos; dagegen soll man den betreffenden Kindern während der Abendstunden Getränke und flüssige Nahrung entziehen, soll sie während der Nacht ein- oder mehrmals wecken, um sie an eine regelmäßige Harnentleerung zu gewöhnen, sowie für geregelte Verdauung und Stuhlentleerung sorgen. Bisweilen zeigen sich auch Atropin, China- und Eisenpräparate, kalte Douchen und Seebäder sowie die Anwendung der Elektricität und die künstliche Dehnung des Blasenhalses nützlich. - Vgl. Ultzmann, über Neuropathien des männlichen Harn- und Geschlechtsapparates (Wien 1879).

Enveloppe (frz., spr. angw'lópp), Hülle, Umschlag, Briefcouvert; auch eine Art Damenmantel. - In der Befestigungskunst ist E. (Mantel) ein Außenwerk, das den Hauptwall einer Festung ganz oder teilweise umgiebt und aus einer völlig zusammenhängenden Umwallung besteht oder sich dadurch bildet, daß Raveline, Kontergarden und Couvrefacen miteinander in Verbindung gebracht sind. In ältern Befestigungen findet man die E. häufig, namentlich bei Coehoorn, dem jüngern Landsberg, in der Altpreußischen Befestigungsmanier und bei Montalembert; selbst in neuern polygonalen Befestigungen aus der Zeit der glatten Geschütze kommen sie noch vor. -In der Mathematik sind E. soviel wie Einhüllende Kurven (s. d.).

Enveloppieren (frz., spr. angw'l-), einhüllen, einwickeln; in Händel verwickeln.

Envers (frz., spr. angwähr), die linke, unrechte Seite von Zeug.

Environ (frz., spr. angwiróng), ungefähr, etwa; Environs, die umliegende Gegend, Umgebung.

En vogue (frz., spr. ang wohg), im Ansehen, im Rufe, in Aufnahme, im Gange, im Schwange.

Envoi (frz., spr. angwŏá), Sendung, Gesandtschaft; Envoyé (spr. angwŏăjeh), Gesandter (zweiten Ranges); Envoyé extraordinaire (spr. -nähr), s. Bevollmächtigter Minister.

Enyalios, ein Beiname des Ares; später wurde E. als Name für dessen Sohn gebraucht.

Enyed, Nagy- (spr. naddj énnjedd) oder Groß-Enyed, deutsch Straßburg, rumän. Ajudu, Stadt mit geordnetem Magistrat im Unterweißenburger Komitat in Siebenbürgen, in 270 m Höhe, rechts an der Maros und an der Linie Klausenburg-Kronstadt-Predeal der Ungar. Staatsbahnen, Sitz der Komitatsbehörden, hat (1890) 5932 meist magyar. E. (1344 Rumänen, 181 Deutsche), Post, Telegraph, Sparkasse, eine stark besuchte, vom Fürsten Gabriel Bethlen 1622 gestiftete, reformierte theol. Lehranstalt (Lyceum), an welcher Opitz lehrte, Obergymnasium und Lehrerseminar, mit wertvollen Sammlungen und sehr reicher Dotation. Die Stadt hat 4 Kirchen der verschiedenen christl. Konfessionen, ein Minoritenkloster, Winzerschule, große Landwehrkaserne, Strafanstalt und schöne Promenade. In der Umgegend wird viel Wein gebaut.

Enying, Groß-Gemeinde und Hauptort des Stuhlbezirks E. (28009 E.) im ungar. Komitat Veszprim, östlich vom Plattensee, hat (1890) 3455 magyar. E., Post, Telegraph und Sparkasse.

Enyo, in der griech. Mythologie eine Schlachtengöttin, die Begleiterin des Ares; auch hieß so eine der Graien (s. d.).

Enystron (grch.), der vierte Magen (Labmagen) der Wiederkäuer.

Enz, linker Nebenfluß des Neckars in Württemberg, entsteht im Schwarzwalde auf der Hochfläche östlich vom Murgthale aus verschiedenen Bächen, von denen die Große E. (aus dem Enzbrunnen) und der Poppelbach (aus dem Poppelsee, 764 m) die wichtigern sind. Die vereinigte E. fließt in einem tief eingeschnittenen wilden Thale an Wildbad vorüber, verläßt bei Pforzheim in 253 m Höhe den Schwarzwald und empfängt von Süden die Nagold (s. d.). In dem untern obstreichen Thal beträgt das Gefälle nur ein Zehntel von dem des Oberlaufs bis Wildbad. Rechts nimmt sie noch die Glems auf, fließt über Vaihingen unter dem schönen Viadukt von Bietigheim hindurch und mündet in 175 m Höhe, fast ebenso groß wie der Neckar, nach einem Laufe von 112 km bei Besigheim. Sie ist nicht schiffbar, wird aber stark zur Holzflößerei gebraucht und ist sehr reich an Fischen, namentlich an Forellen.

Enza, rechter Nebenfluß des Po im ital. Compartimento Emilia, entspringt an der Alpe di Succiso (2017 m) im Apennin, fließt von SSW. nach NNO., trennt die Provinzen Reggio und Parma und mündet nach einem Laufe von 112 km zusammen mit der Parma oberhalb Brescello.

Enzbahn,von Pforzheim nach Wildbad (22,7 km, 1868 eröffnet), s. Württembergische Eisenbahnen.

Enzeler, Liqueur, s. Enzian.

Enzeli oder Enseli, Hafen von Rescht (s. d.).

Enzersdorf. 1) Bezirkshauptmannschaft in Niederösterreich, hat 1032,10 qkm und (1890) 59 405 (29 495 männl., 29 910 weibl.) E., darunter 397 Evangelische und 1116 Israeliten, 155 Mlitärpersonen, 7950 bewohnte Gebäude und 13175 Haushaltungen in 75 Gemeinden und 90 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Groß-Enzersdorf, Marchegg und Matzen. - 2) E. oder Groß-Enzersdorf, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft E. in Niederösterreich, 11 km nordöstlich von Wien, auf dem linken Ufer der Donau, der Insel Lobau gegenüber, mit Straßenbahn nach Wien, hat (1890) 1637 (849 männl., 788 weibl.) E., in Garnison 2 Schwadronen des 13. böhm. Dragonerregiments "Eugen Prinz von Savoyen", Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Bezirksgericht (391,63 qkm, 43 Gemeinden, 38 Ortschaften, 28 927 E.), Mauern und Thore, eine schöne got. Kirche, wichtige Getreidemärkte. Der Ort war ein wichtiger Punkt in den Schlachten von Aspern und von Wagram (1809). - 3) E. am Gebirge, auch Maria-Enzersdorf, Dorf im Gerichtsbezirk Mödling der österr. Bezirkshauptmannschaft Baden, in Niederösterreich, hat (1890) 1453 E., Franziskanerkloster, 1454 vom Grafen Ulrich von Cilly gestiftet, Weinbau und Feldwirtschaft und wird als Sommerfrische viel besucht (Station Brunn [s. d.] am Gebirge). Die jetzt restaurierte Feste E. (12. Jahrh.) hat von dem Geschlecht, dem sie einst gehörte und in dessen Besitz sie seit Beginn des 19. Jahrh. wieder ist, den Namen Liechtenstein erhalten und liegt dem neuen Schloß Liechtenstein gegenüber.

Enzeth, Pflanzenart, s. Musa.

Enzheim, Dorf im Kanton Geispolzheim, Kreis Erstein des Bezirks Unterelsaß, 12 km von Straßburg, an der Linie Straßburg-Saales der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, hat (1890) 674 evang. E., Post, Telegraph, Hopfen- und Tabakbau. - Am 4. Okt. 1674 fand bei E. eine Schlacht der Kaiserlichen (35 000 Mann, 50 Geschütze) unter Bournonville gegen die Franzosen (24 000 Mann, 24 Geschütze)