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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ferrasch - Ferrera
des ital. Statistischen Bureaus, wurde 1878 außer-
ord. Professor au der Universität Pavia, 1883 Di-
rektor im ital. Ministerium für Ackerbau, Industrie
und Handel und 1885 ord. Professor der Statistik
in Padua. 1886 und 1887 war er auch Mitglied
des ital. Abgeordnetenhauses. Er scbrieb u. a.:
"1,3. 8t3.ti8tick 6 1a. 8ci6ux3. cikii' HMlliinistrNxiouc!
noilo fHcolta. ^iuricliciio" (Padua 1878), "Nonet^
6 001-30 l0I-X080" (Mail. 1879), "s^FAi cli 6C0Q0Mia,
8tHti8tio3. 6 8ci6N2a äolia, 3>mmini8ti'32i0N6" (Tur.
1880), "1^3. 8t3.ti8tie3. äki movimßnto ciki metaili
pre2i08i kra 1'i^ii^ 61'68t6i-0" (Rom 1883), "1^'N8-
8icurg.2i0N6 0dd1iF3.t0i'i3. 61a I'68p0u8a1)i1ita clei p3-
äl0iii oä imprenciitori per Fli infortuni 8u1 lavoro^
(2. Aufl., ebd. 1890), "Die Banken in Italien"
(im "Handwörterbuch der Staatswissenschaften",
Vd. 2, Jena 1891), "?riiicipii äi 8ci6nxa. d^ncai'ia."
(Mail. 1892); außerdem zahlreiche Abhandlungen
in ital. Zeitschriften.
Ferrasch (arab., "Teppichbreiter"), in den orient.
Ländern ein Diener, der in den Häusern der Großen
die den Fußboden bedeckenden Teppiche und Mat-
ten sowie die Sitzpolster und Betten in Ordnung
zu halten hat. Speciell heißen F. 40 schwarze Eu-
nuchen zu Medina, deren Amt es ist, die mit kost-
baren Teppichen ausgelegte Grabkapelle (Türbct)
Mohammeds daselbst zu reinigen und zu behüten.
Ferrazzi, Giuseppe Iacopo, ital. Dante-For-
scher, Bibliograph und Patriot, geb. 20. März 1813
zu Cartigliano bei Bassano, studierte im Seminar
zu Vicenza, erhielt 1835 die Priesterweihe und dann
eine Lehrerstelle am Gymnasium zu Bassano, aus
welcher Radetzky ihn 1849 wegen seiner patriotischen
Gesinnung entfernte. Nach der Einigung Italiens
wurde er Professor und Schulinspektor zu Bassano,
in welcher Stellung er bis zu seinem Tode, 3. Mai
1887, verblieb. Er schrieb: "Vi VH83aiw s cl6iL38-
8au68i iiii^tri" (Vassano 1847), "Nio^io 3toi'ico äi
N. ^accaiia Vri68to, arciv^covo cli Hains" (ebd.
1852), "Do^ii iu8tituti cli d6Q6iic6u^3. cleiia citta. cli
1^3,883.110)) (ebd. 1854), "Del äsdito äi 5ar6 ii proprio
lL8t3,m6nt0inp6i'f8Na86i'6iiitü.c1i M6nt6" (ebd. 1854
u. ö.), "^ntoloZia itaiiana" (2 Bde., Wien 1858-
59), "Lid1i0Ar3.Ü3. ?6ti-arc1i68ca" (Bassano 1877),
"1'0l<iu3.t0 ^3880. 8tnc1i 1)i()^i'3.üci> ci'itici >1)i1)1i0-
^raüei" (ebd. 1880), "Vidliog'ratia ^ri08t68ca" (ebd.
1881).^ Sein Hauptwerk ist das von großem Sam-
melfleiße zeugende "HIauual6 D3.M68C0" (5 Bde.,
ebd. 1865-77). - Vgl. Brentori, D"11a vita o
äo^ii 8critti cli <3. .1. 5. (Vassano 1887).
Ferreira, Antonio, portug. Dichter, geb. 1528
zu Lissabon, studierte die Rechte in Coimbra, be-
schäftigte sich aber hauptsächlich mit dem Studium
der Dichter des klasstscheu Altertums. 1556 ward
er Obertribunalsrat in Lissabon, wo er 1569 an der
Pest starb. Er war nebst Sä dc Miranda der haupt-
sächlichste Begründer des sog. klassischen Geschmacks
oder der Nachahmung der lat. und ital. Dichter in
der portug. Poesie, wodurch diese eine neue Rich-
tung erhielt; er vervollkommnete die schon von Sä
de Miranda mit Erfolg bearbeiteten Gattungen der
Elegie, der Epistel, des Sonetts und des Idylls,
und verpflanzte das Epithalamium, Epigramm, die
Ode und Tragödie in die portug. Litteratur. Seine
Tragödie "Iu68 cle O3,8tro" wird noch jetzt von den
Portugiesen als eins der schönsten Denkmäler ihrer
Litteratur betrachtet. Seine beiden Lustspiele: "Oo-
moäia clo Lri8t0" und "Ooinsäia clo Oio80", Jugend-
arbeiten nach den von Sä de Miranda gegebenen
Mustern, werden noch immer geschätzt; namentlich
gilt das zweite ("Der Eifersüchtige") für das älteste
neu-europ. Charakterlustspiel. 1825 wurde es von
Musgrave ins Englische, 1835 von F. Denis im
"^1l6atl6 <3UI-0Z)6611" ins Französische übersetzt. F.s
Werke erschienen Lissabon 1598; in 2 Vdn. ebd. 277/,
1829 u. 1375. F. ist der einzige Renaissancedichter
Portugals, der nicht der Sitte gehuldigt, auch spa-
nisch zu dichten, sondern sich ausschließlich seiner
Muttersprache bedient hat; der einzige aber auch,
der die nationalen Rhythmen, o. h. die Redondilhen-
Poesie ganz beiseite ließ und nur den ital. Hendeka-.
syllabus verwendete. - Vgl. Castilho, ^ntonio I?.
p06ta (Mnk6iui8ta (3 Bde., Rio de Janeiro 1875);
Theophila Vraga, Historik äo8 Huw1i6Mi3t3,3
(Porto 1871). ^Dichter, s. Ribeiro.
Ferreira, Thomaz Antonio Ribeiro, portug.
Ferreira de Vasconcellos (spr. dl waskong-
HMusch), Jörge, dramat. Dichter Portugals um
die Mitte des 16. Jahrh., bekleidete verschiedene hö-
fische Ämter bei dem Infanten Dom Duarte und
dem Könige Johann 111. und scheint auch dessen
Sohne Johann und dem Enkel Sebastian nahe ge-
treten zu sein. 1585 soll er in Lissabon gestorben
sein. Seine Werke erschienen anonym. Es sind drei
Prosakomödien: "I5ufi-08in3." (1527 geschrieben, ge-
druckt Evora 1560 u. 1561; Lissab. 1616 u. 1786;
spanisch von Fernando de Ballesteros y Saavedra,
Madr. 1631 u. 1735), "Ui^ippo" (Lissab. 1618 u.
1787) und "^ni6Fr3ÄH" (ebd. 1619). Diebeiden
> letzten sind Komödien im klassischen Geschmack. F.
schrieb ferner einen dem Kronprinzen D. Ioäo ge-
widmeten Ritterroman, der an den Sagenkreis von
König Artus anknüpft, betitelt zuerst "^i'iuiiipQo cle
s^i'Hmoi-" (Coimbra 1554) und später, mit neuer
Widmung an König Sebastian, "Nemorial äas
I)i'0623.8 63. 86Fuuä3. tkvoik reäonciH" (ebd. 1567 u.
Lissab. 1867). Demselben sind viele Romanzen und
Vilancetes, aber auch einige Canzonen und Oden
eingefügt. Ungewiß ist es, ob F. identifch ist mil
einem Jörge de Vasconcellos, der zu den Poeten
des Cancioneiro de Resende gehört. Einige mora-
lische Traktate von ihm("0di-3,8 ui0i'3,68)), 1560) zur
Unterweisung des jugendlichen Sebastian scheinen
verloren zu sein.
Ferren, Flüssigkeitsmaß in Maskat, ^ 30 1.
Ferrenafe, Stadt im Depart. Lambayeque im
nördl. Peru, am westl. Fuße der Küstencordillere,
hat (1876) 7043 E. und bedeutenden Reisbau;
zum Hafenort Eten führt eine Eisenbahn.
Ferrera (Farrera) oder Eisenhüttenthal,
die untere Thalstuse des Avers (s. d.) im Bezirk
Hinterrhein des schweiz. Kantons Graubünden, be-
steht aus einer Reihe wilder, waldiger Felsschluch-
ten und enger Thalkessel, durch welche der Aver-
serrhein in zahllosen Stromschnellen und Wasser/
fällen dem Hinterrhein zueilt. Der Thalweg ist
ein rauher, steiniger Fußpfad, der erst im unter-
sten Teile des Thals in eine schmale Fahrstraße
übergeht. Von S. nach N. gerichtet, 9 1cm lang,
öffnet sich das Thal 2^ kni oberhalb Andeer gegen
das Echams; in den Gemeinden Canicul oder Inner-
Ferrera (in 1480m Höhe) und Außer-Ferrera (in
1321 m Höhe) hat es (1888) 163 evang., romanisch
sprechende E., deren Haupterwerbsquelle die Alpen-
wirtschaft ist. Verlassene Hüttenwerte und Hochöfen
weisen auf den frühern Bergbau hin, der Silber,
Kupfer und namentlich Eisen lieferte. 1873 wurden
eine Anzahl alkalische Thermen (l- 34° (^.) entdecki.
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