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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fondsbörse - Fonseca
die Zahlungen, für welche sie bestimmt waren. Auf
diese Weise entstanden seit 1715 die Gesamtfonds
saFFloFatL luuä): der Südseefonds, der allgemeine
F., der Amortisationsfonds (äwkinF tunä) und
endlich der konsolidierte F. (o0U80iicIa.t6ä tunä), der
seit 1786 nach Aufhebung der genannten F. die Ge-
samtheit der öffentlichen Einkünfte mit Ausschluß
der jährlichen Bewilligungen vereinigt. Aus diesem
F. werden die Zinsen und fälligen Kapitale des gan-
zen Staat^schuldenwesens, die Zinsen der Schatz-
kammerscheine, die Civilliste, alle Pensionen, Gehalte
u.s.w. bezahlt; der Überschuß aber wird jährlich von
dem Parlament für die Bedürfnisse des laufenden
Jahres angewiesen. - In Frankreich wurde der
Ausdruck l'01168 pudlicF schon früh auch auf solche
Staatsschuldverschreibungen angewendet, die eine
Fundierung auf bestimmte Einnahmequellen gar
nicht besahen, und gegenwärtig faßt man unter
diesem Namen alle Schuldverschreibungen des
Staates, der Departements und der Gemeinden zu-
sammen, während man die Schuldtitel des Staates
allein als I?. cl'^tat bezeichnet. Auch in Deutsch-
land hat der Ausdruck öffentliche F. eine dem
franz. Sprachgebrauche gleiche Bedeutung. - ^.
fonäs i)6räu, wörtlich: in den verlorenen F., be-
deutet eine Geldanlage, die man von vornherein für
verloren hält, z. V. unverzinsliche, nicht rückzahl-
bare Zuschüsse zu gemeinnützigen Unternehmungen
(s. Eisenbahnsubvention). sbörse, s. Börse.
Fondsbörse (spr. fong-), soviel wie Effekten-
Fondsgcfchäfte sspr.fong-), dieBdrsengeschäfte
in Staatspapieren (s. d.), im weitern ^inne auch
solche in andern Obligationen und selbst zuweilen
in Aktien. In der Regel denkt man dabei an reelle
Kapitalumsätze, also an die Esfektivgeschäfte, nicht
an Spiel- und Differenzgefchäfte (s. d.). Die F.
zerfallen in Kassen- oder Tagesgeschäfte (s. d.) und
m Aeferungs- oder Zeitgeschäfte (s. d.). Sie werden
durch Makler (s. d.) vermittelt, und zwar sind gerade
die Tagesgeschäfte in Staatspapieren noch vielfach
nur in den Händen der amtlich bestellten oder privile-
gierten Vermittler. Dies gilt namentlich von ocr
Pariser Börse, wo die Privatmakler, die sog. Cou-
lissiers, sich hauptsächlich nur mit Zeitgeschäften be-
fassen. Die Feststellung der authentischen Kurse
(s. d.) der Staatspapiere sowie überhaupt aller Bor-
scnwerte ist auch in Deutschland den vereidigten
Maklern vorbehalten, erfolgt bez. lediglich auf
Grund ihrer Angaben. (S/Börse, Effekten und
Effektengeschäfte.)
Fondsverwechselung (spr. fong-), im Staats-
rechnungswcsen die Anweisung einer Einnahme
oder Ausgabe auf einen zu deren Aufnahme nicht
bestimmten Etatfonds oder sonstigen staatlichen
Fonds, wodurch entweder eine unzulässige Fonds -
Verstärkung entstedt, wenn dadurch der eine
Fonds zuungunsten des andern entlastet wird, oder
cme Fondsschwächnng herbeigeführt wird, wenn
dadurch der eine Fonds zu Gunsten des andern be-
lastet wird. Die rechnungsmäßige Richtigstellung
einer derartigen F. heißt Fonds aus gleichung.
Fonduk, Fondutli oder Pondukli-Zec-
chine. 1) Eine türk. Goldmünze des 18. Jahrh.,
die nach Untersuchungen durchschnittlich 3V.2 3
Gewicht und 800 Tausendteile Feinheit, demnach
ein Feingewicht von 2^ F und (zum Preise von
2790 M. für 1 kF Feingold) ^ etwa 7 M. 80 Pf.
deutfcher Währung war. Es wurden auch halbe F.
ausgemünzt. 2) Eine frühere ägypt. Goldmünze
aus dem 18. und 19. Jahrh., nach Untersuchung
durchschnittlich 2^ ß schwer und 690 Tausendteile
fein, somit im Feingewicht von reichlich 1^/,o ß ^-
etwa 4"/4 deutschen Mark. Man prägte auch halbe
F., die aber verhältnismäßig etwas weniger fein
und schwer, daher nur etwa --- 2 M. 18 Pf. Reichs-
währung waren.
I'oonioülnin ^ckams., Pflanzengattung aus der
Familie der Nmbelliferen (s. d.) mit nur wenigen
Arten in den Mittelmeerländern, die vielleicht nur
Varietäten einer Art sind. Dies ist der Fenchel,
1< olücwaiL ^4i/. (s. Tafel: Nmbellifloren 1,
Fig. 3), der auch in Deutschland (Provinz Sachsen)
vielfach im großen kultiviert wird und häusig ver-
wildert. Durch die fein zerteilten Blätter, deren
letzte Abschnitte fast fadenförmig ausgebildet sind,
ähnelt er sehr der Dillpflanze. Die Früchte sind
als ^i-uctus ^06uiculi offizinell und werden als
Kamm- und Stroh fenchel gehandelt; ersterer ist
der arzneilich ausschließlich gebrauchte. Man ge-
winnt aus dem Fenchel das Fencbelöl sowie das
;u Augenwasser häusig benutzte Fenchelwasser.
Eine in Italien und Frankreich häufig kultivierte
Form ist der sog.Italienische oder Bologneser
Fenchel, bei dem die untern Partien der Stengel
und Blätter ziemlich fleischig entwickelt und durch
Bedecken mit Erde gebleicht sind. Es werden diese
Teile besonders in Italien roh gegessen und sind
dort unter dem Namen I^iuoeodio bekannt.
Föns, röm. Quellgott, s. Fontus.
Fonsagrada, Hauptstadt eines Gerichtsbezirks
der span. Provinz Lugo (Galicien), im NO. von
^ugo, in gebirgiger (965 m) und viehreicher Gegend,
hat (1887) 16 419 E.
Fön-schui-ma-thou (vom chines. Worte ^ün-
s^Ilui, Wasserscheide), die Stelle, wo der Kaiserkanal
(s. d.) durch Einmündung des Wön-Ho bei der Stadt
Tsi-ning in Schan-tung in eine nördl. und eine südl.
Halste geteilt wird. Die erstere stammt vom Kaiser
Kublai-Chan der mongol. Dynastie Jüan her.
Fonseca, G 0 lfv o'n, Bucht des Stillen Oceans
in Ecntralamerika, von Nicaragua, Honduras und
Salvador begrenzt, ist 30 kin lang und 70 km breit
und enthält mehrere Inseln, wie Sacate und Tigre
mit der Stadt Amapala (s. d.). Mehrere der ein-
mündenden Flüsse sind schiffbar. Die Bai wurde
1522 von Gil Gon;ale.; de Avila entdeckt: 1523
wurde sie nach dem Bischof von Burgos F. benannt.
Am Eingänge der Bai erhebt sich im NW. derVul-
tan Eonchagua, im SO. der Coseguina (s. d.).
Fonfeca, Deodoro da, Präsident von Brasilien,
gcd.um 1834, wurde auf derpolytechn.Schule in Rio
oe Janeiro erzogen, diente im Kriege mit Paraguay
(1865-70), gründete einen Militärklub in Rio de
Janeiro, der ein Mittelpunkt der Mißvergnügten
war, und wurde, republikanischer Gesinnung ver-
dächtig, 1887 als Gouverneur in die Provinz Mato
Grosso geschickt. Am 15. Nov. 1889 trat cr, nachdem
er kurz vorher zum Marschall ernannt war, an die
Spitze der Revolution, die den Untergang des Kai-
serreichs veranlaßte. (S. Brasilien, Bd. 3, S. 448.)
Ohne Wahl nahm er den Präsidententitel der Re-
publik an, den ihm der Kongreß dann 25. Febr.
1891 auf 4 Jahre übertrug. Sein willkürliches Re-
giment und leine Günstlingswirtfchaft machten ihn
i'edoch bald unbeliebt, und als er Nov. 1891 gegen
ein vom Kongreß beschlossenes Gesetz sein Veto ein-
legte, erklärte dieser es für ungültig. F. löste den
Kongreß, ohne gesetzlich dazu berechtigt zu sein, auf,