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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Förster (Forstwesen) - Förster (Ernst)
Nnterstaatssekretariat für die Kolonien. 1868 unter
Gladstone zum Vizepräsidenten des Rates ernannt,
machte er sich um die Neugestaltung des Erziehungs-
wesens in England hochverdient durch die Verfech-
tung der N!6iii6ntHi'^ NäiKHtion Ilili 1870; ebenso
zeichnete er sich durch sein Eintreten für das die ge-
heime Wahl einführende Gesetz von 1872 aus. Wäh-
rend der folgenden Jahre kämpfte F. in den vordersten
Reihen der Opposition gegen das Ministerium
Disraeli und übernahm 1880 unter Gladstone das
Sekretariat für Irland. Er nahm 1881 leitenden An-
teil an den Debatten über die irische Landbill und
die Bill betreffend den Schutz des Lebens und Eigen-
tums. Die strenge Durchführung der letztern Akte
zog ihm den Haß der irischen Parlamentspartei wie
der geheimen Gesellschaften zu, und nur wie durch
ein "Wunder entging er dm Mordanschlägen der
"Irischen Unbesieglichen". Als das Ministerium
die strengen Maßregeln gegen Irland 1882 aufgab,
legte F. fein Amt nieder. Er nahm nun vornehm-
lich teil an den Bestrebungen, die engl. Kolonien
in engern Zusammenhang mit dem Mutterland zu
bringen, trat gegen die schweren Fehler in Gladstones
ägypt. Politik auf, widersetzte sich besonders später
auch dessen irischen Home-Rule-Plänen, unterstützte
aber seine Parlamentsreform von 1884. Er starb
5. April 1886 in London. Von ihm erschienen:
"^ViliiHin ?6iiu auä 'IV Z. Na^ula^" (1849), eine
Widerlegung der in Macaulays "Englischer Ge-
schichte" gegen Penn erhobenen Anklagen, "Ho^v
^6 t^x luclill; a, looturö 011 tks coiiäitiou ol lnäia
uiiäer Lritiäli i-ule" (1858), "8p66c1i (I6iiv6l6ä alter
i3^iiiF t1i6 m^inoriai 8tou6 ok tlio ürLt Leliool Iiuilt
d^ t1i6 I^ivsrpool 8ekoo1 Konrä" (1873). - Vgl.
Neid, I.it'6 ot tiis NiM II011. ^. N. ^. (2 Bde.,
Lond. 1888; 5. Aufl. 1889).
Förster, s. Forstverwaltung.
Förster, August, Anatom, geb. 8. Juli 1822 in
Weimar, studierte in Jena, habilitierte sich 1849 in
Halle, ging 1852 als aufterord. Professor der pathol.
Anatomie nach Göttingen und 1856 nach Würzburg,
wo er 10. März 1865 starb. Seine hervorragend-
sten Werke sind: "Lehrbuch der pathol. Anatomie"
(10. Aufl., hg. von Sicbert, Jena 1875), "Atlas der
mikroskopischen pathol. Anatomie" (Lpz. 1854-59),
"Grundriß der Encyklopädie und Methodologie
der Medizin" (ebd. 1857) und "Mißbildungen des
Menschen, systematisch dargestellt" (ebd. 1871).
Förster, August, Schauspieler, geb. 3. Juni
1828 in Lauchstädt, studierte Philologie in Halle
und promovierte 1851 in Jena. Noch in dem-
selben Jahre debütierte er als Seckendorf ("Zopf
und Schwert") bei der Bredowschen Gesellschaft
in Naumburg und begleitete sie bis 1853 auf
ihren Wanderungen durch Sachsen und Thüringen.
1853 engagierte ihn Wallner für Pofen und Brom-
berg; von hier gmg er 1855 nach Stettin, 1856
nac^ Danzig und 1857 nach Vreslau. 1858 von
Laube an das Wiener Vurgtheater berufen, wirkte
F. hier bis 1876, 1865 zum wirklichen Hoffchau-
spieler, 1870 zum wirklichen Regisseur ernannt.
Vom 1. Juli 1876 bis 30. Juni 1882 war F. Di-
rektor des Leipziger Stadttheaters. Im Herbst 1883
trat er als Regisseur und stellvertretender Direktor
an die Spitze des Deutschen Theaters in Berlin.
1888 wurde F. als Direktor des Burgtheaters
nach Wien berufen; er starb aber schon 23. Dez.
1889 auf einem Spaziergange am Semmering. Als
Schaufpieler gefiel F. in feinen Charakter- und
Väterrollen, bei deren Darstellung ihm seine Bil-
dung, sein geistvoller Vortrag und die sichere Ein-
fachheit seines Spiels die Anerkennung sicherten.
Rollen, in denen sein Talent besonders glücklich
zum Ausdruck kam, waren Friedlich Wilhelm I.
("Zopfund Schwert"), Odoardo, Musikus Miller,
Nathan, Erbförster, Herzog Karl ("Karlsschüler"),
Kottwitz ("Prinz von Homburg"), Snoughton ("Pitt
und Fox"), Doktor Klaus u. s. w. Auch F.s beide
Söhne, von denen der eine, Hans, 1892 gestorben
ist, widmeten sich der Bühne.
Förster, Emil, Ritter von, Baumeister, Sohn
von Ludwig von F., geb. 18. Okt. 1838 zu Wien, war
Schüler seines Vaters, studierte dann an der Akademie
zu Berlin. Nach einer Studienreise in Italien führte
er den Ausbau der Häusergrnppe in der verlänger-
ten Kärntnerstraße, Palais Todesco und Hoyos, aus.
Später sammelte er wieder 3 Jahre lang in Italien
mit dem Stuttgarter Architekten Gnauth Stoff zu
einem Werk über die Renaissance Toscanas, wo-
durch seine Hinneigung zum florentin. Renaissancestil
auch in seinen eigenen Schöpfungen weitere Nah-
rung erhielt. 1867 übernahm er den Bau der Häu-
sergruppe am Franzensring, des Hotels Austria in
Gries bei Vozen, des Kasinos in Marienbad, end-
lich des Wiener Ringtheaters (1872-73; 1881 ab-
gebrannt) , dessen Inneres sich durch gefällige far-
bige Wirkung auszeichnete. Auch auf dem Maxi-
miliansplatze nächst der Votivkircke errichtete F.
eine Gruppe palastähnlicher Gebäude, fowie die
Bankhäuser des Giro- und Kasscnvereins in der
Rockhgasse, der Allgemeinen Osterreichischen Boden-
kreditbank (seit 1884), der Depositenbank, ferner ein
Hotel zu Bukarest (1887), ein zweites in Sofia.
Förster, Ernst, Kunstschriftsteller und Maler,
Bruder von Friedrich F., geb. 8. April 1800 in
Münchengosscrstädt an der Saale, widmete sich
in Jena und Berlin theol. und philos. Studien,
seit 1822 aber in München unter Cornelius der
Malerei und war in Bonn an den Malereien der
Aula, in München an denen der Arkaden des Hof-
gartens, später an jenen des neuen Königsbaues
beteiligt. Später wandte er sich kunstgeschichtlichen
Forschungen zu, die durch wiederholte Reisen nach
Italien, sowie später auch durch Frankreich, Eng-
land, Belgien, Deutschland gefördert wurden. Er
trat 1842 als Mitredacteur von ^chorns "Kunst-
blatt" ein und starb 29. April 1885 zu München.
Die Reihe seiner kunsthistor. und kunsttheoretischen
Schriften eröffnete F. mit "Beiträgen zur neuern
Kunstgeschichte" (Lpz. 1835), denen die "Briefe über
Malerei" (Stuttg. 1838) sowie eine Anzahl Reise-
handbücher folgten: "München, ein Handbuch für
Fremde und Einheimische" (Münch. 1838; 7. Aufl.
1854), das "Handbuch für Reisende in Italien"
(ebd. 1840; 8. Aufl., 2 Tle., 1866) und das "Handbuch
für Reisende in Deutschland" (ebd. 1847; 2. Aufl.
1855). F.s bedeutendste kunsthistor. Arbeiten sind
jedoch die "Geschichte der deutschen Kunst" (5 Bde.,
Lpz. 1851-63), die "Denkmale deutscher Baukunst,
Vildnerei und Malerei" (12 Bde., ebd. 1855-69)
und die "Vorschule zur Kunstgeschichte" (ebd. 1862).
Die Herausgabe der Übersetzung von Vasaris "Leben
der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Bau-
meister" (6 Bde., Stuttg. 1832-49) setzte er nach
Schorns Tode fort. Auch schrieb er: "I. G. Müller,
ein Dichter- und Künstlerleben" (St. Gallen 1851),
"Raffael" (2 Bde., Lpz. 1867-68) und "Peter von
Cornelius" (2 Bde., Verl. 1874). Als Schwieger-