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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frémiet - Fremont (Ortsname)
(Lokola) erhielt in Deutschland Bürgerrecht; man
lernte mit Tinte (tineta) einen Brief (di-evs) schrei-
ben (8crid6l6). Außerdem kamen durch die Kirche
die biblischen Personennamen, wie Joseph, Johan-
nes, Paul, Elisabeth u. s. w. in Gebrauch.
Aus Frankreich kam seit dem 11. Jahrh, das Ritter-
tum nach Deutschland, das den altdeutschen Sprach-
schatz für das Kriegswesen gründlich umgestaltete.
Es galt als fein (ün), Abenteuer (avenwi-ß) auf-
zusuchen, ein Turnier (wrnsi) mitzumachen; man
empfing die Gäste in dem Palast (zmwig), kämpfte
mit der Lanze (lance). Im Zeitalter der Hohen-
staufen drangen auch franz. Wortfügungen, Galli-
cismen ein (z. B. die Zeitwörter auf -ieren) und
erhielten sich in der Sprache, während viele franz.
Modewörter später wieder ausgestoften wurden. -
Auch einige slaw. Wörter fanden feit dem 13. Jahrh,
mit der Vosiedelung des slaw. Ostdeutschland Ein-
gang, wie Grenze (poln. ^ranic^), Kummet (poln.
cliom^t), Peitsche (czech. dic), Schöps (czech. "kopec).
Seit jener Zeit hat der franz. Einfluß nie aufge-
hört, auf die deutfche Sprache einzuwirken. Doch
es hat seitdem an der innern Berechtigung zur Über-
nahme franz. Worte gefehlt. Es wurde modern, gute
alte deutsche Wörter durch französische zu ersetzen,
und mit Recht sträubt sich der Sprachgeist jetzt, solche
den Stempel ihres Ursprungs tragende Eindring-
linge anzuerkennen. Nur die Zeit des nationalen
Niedergangs seit der Mitte des 13. Jahrh, erklärt
diese Erscheinung. Am schlimmsten war es zur Zeit
des Dreißigjährigen Krieges bestellt. Dazu kamen
durch die Humanisten viele lat. Wörter in Auf-
nahme, so auch die klassischen Personennamen, wie
August, Martin, Emil, Klara, Sophie, Helene.
Die weitaus größte Masse der F. ist erst im
19. Jahrh, aufgekommen und ist zumeist inter-
national. Diefe bilden eine Bereicherung des Wort-
schatzes. Es sind Fachausdrücke, die in bestimmten
Verufskreifen gelten für neue Begriffe. Die Wissen-
schaften und Künste, das Gewerbe, der Handel und
Verkehr, das polit. Leben begünstigen naturgemäß
internationale Wörter.
Man kann die F. der deutschen Sprache in zwei
Klassen einteilen, je nachdem sie sich der deutschen
Sprache angepaßt haben und nicht mehr als F.
empfunden werden, wie Arzt (lat.-griech. aielii^ter),
Brille (lat.-griech. dei-Muä), dichten (lat. clicwrs),
Alkoven (frz. kicöve), brav (frz. dinvs), Kartoffel
(ital. tartutolo), oder ihren fremden Ursprung ver-
raten. Jene, welche unter dem Namen Lehnwörter
in sehr großer Zahl sich finden, gelten den heimischen
in jeder Hinsicht gleich, und kein Besonnener denkt
daran, sie tilgen zu wollen. Die Schwierigkeiten
der Fremdwörterfrage betreffen überhaupt nur die
Wörter der zweiten Klasse, die im Gegensatz zu den
sog. Lehnwörtern als eigentliche F. oder F. im
engern^inne bezeichnet werden. Bei den eigent-
lichen F. zeigen sich Unterschiede, die sich teils auf
die Form und das Tonverhältnis des Wortes, teils
auf seinen Begriff und den damit verbundenen
Grad der Notwendigkeit oder Entbehrlichkeit be-
ziehen. Das Wort Möbel z. B., obwohl erst im
18. Jahrh, aufgenommen, erfüllt alle Bedingungen
vollkommenster Einbürgerung (wie Pöbel) und ist
einem alten Lehnworte gleichzustellen; die Form
Mobilien dagegen kann auf eine grundsätzliche Be-
rechtigung keinerlei Anspruch erheben. Wörter wie
Natur, Person offenbaren freilich eine undeutfche
Betonung, kommen aber schon im Altdeutschen vor,
haben Adjektiva mit dem echtdeutschen Umlaut ent-
wickelt (natürlich, persönlich) und sind durch andere
Ausdrücke nicht ersetzbar; auch ihnen muh volles
Bürgerrecht zugestanden werden.
Vom 17. Jahrh, bis zur Gegenwart hat es nie
an ernsten Klagen einsichtsvoller, von der Würde
und dem Adel der deutschen Sprache durchdrunge-
ner Männer über den geschmacklosen und unge-
bührlichen Gebrauch von F. gefehlt, freilich, ohne
daß diefe Klagen eine durchgreifende Änderung
zu erzielen vermocht hätten. Es fei im besondern
hier der Thätigkeit der Sprachgesellschaften (s. d.)
gedacht, die zu derselben Zeit, als Opitz die Rein-
heit der deutschen Sprache für den Dichtergebrauch
zu wahren suchte, die Muttersprache gegen die auf
allen Wegen hereindringende Ausländerei zu schützen
suchten. Auch noch heute ist der 1885 gegründete
Allgemeine deutsche Sprachverein wohl an seiner
Stelle. (S. Deutscher Sprachverein.)
Die zahlreichen, in der neuesten Zeit angestellten
Bemühungen, dem Andränge der F. zu wehren und
die vorhandenen zu verdrängen, haben jedoch im
ganzen nur geringen Erfolg gehabt. Wirklich gute
Verdeutfchungen finden sich nur in geringer Anzahl,
so z. B. Zartgefühl für Delikatesse, Anmut für Grazie
Zerrbild für Karikatur, Fallbeil für Guillotine.
In neuester Zeit sind unter dem Einfluß des Staats-
sekretärs Stephan im Post- und Eisenbahnwesen
für zahlreiche F. geeignete deutfche Bezeichnungen
eingeführt worden, wie: eingeschrieben für rekom-
mandiert, postlagernd für po8t6 restHnto, Briefum-
fchlag für Couvert, frei für franco, Fahrkarte für
Billet, Bahnsteig für Perron u. s. w.
Unter den Hilfsmitteln für die Erkenntnis und
den Gebrauch der fremden Wörter sind die Fremd-
wörterbücher von Heyfe (17. Aufl., bearbeitet von
Lyon, Hannov. 1893; neue Bearbeitung von Bött-
cher, 10. Aufl., Lpz. 1891), Kaltschmidt (8. Aufl.,
Lpz. 1876) und Sanders (2 Bde., 2. Aufl., ebd.
1891) hervorzuheben. Von Verdeutschungswörter-
büchern sind die von Dunger (Lpz. 1882), Sanders
(ebd. 1884) und Sarrazin (2. Aufl., Verl. 1889) zu
nennen. - Vgl. Mertens, Wider die F. (Hannov.
1871); Tobler, Die fremden Wörter in der deut-
fchen Sprache (Bas. 1873); G. Rümelin, Die Be-
rechtigung der F. (3. Aufl., Freib. i. Br. 1887).
Frömiet (spr. -ieh), Emmanuel, franz. Bildhauer,
geb. 1824 in Paris, war Schüler von Rüde und be-
gann feine künstlerische Laufbahn mit plastischen Dar-
stellungen von Tieren, denen er solche von Menschen
später zugesellte. Zu nennen sind: Verwundeter Hund
(Bronze), Pan mit jungen Bären spielend (beide im
Lurembourg-Museum); ferner Kampf eines Ken-
tauren mit einem Bären, Kampf eines Bären mit
einem Hunde. Anderes hat genrchaften Charakter,
z. B. Der Troubadour, Der Falkonier, Ein Mann
aus der Steinzeit, Der gallische Häuptling, Der
röm. Reiter. Sodann schuf F. die Reiterstatue der
Jungfrau von Orleans auf der Place des Pyra-
mides in Paris (1871), die Reiterstatue des großen
Conde" (1881) und den reitenden Laternenträger
s1883). Großes Auffehen erregte seine leiden-
schaftlich bewegten Gruppen: Bär und Menfch im
Kampf (1885) und Gorilla (1887). Auf der Inter-
nationalen Kunstausstellung zu München 1892 sah
man u. a. von ihm die Vronzewerke: Dachshunde,
Faun und junger Bär, Heiliger Michael.
Fremont (spr. frsmmönnt),OrtsnameindenVer-
eimgten Staaten von Amerika, darunter: 1) Haupt -