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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fühlung - Führich
durch Berührung mittels der F. Mitteilungen machen
und bei dem geringsten Anstoße damit sogleich Zei-
chen lebhafterer Wahrnehmung gewahren lassen.
Sie haben einen stellenweise verdünnten, hornigen
Überzug und enthalten viele mikroskopische Muskeln
und seine Nervenfäden, die mit sog. Sinnes- oder
Tastborsten in Verbindung stehen. Ihre Glieder
erscheinen bei starker Vergrößerung von sehr feinen
Löchern durchbohrt, welche durch eine dünne Haut
geschlossen sind, die man für eine Niechhaut hält.
Nach Kirby sollen die Fühler Hörorgane sein. Für
viele Krebse, bei denen das Wurzelglied des vordern
Fühlerpaares in der That eine Gchörblafe mitOto-
lithen ff. d.) enthält, ist diese Auffassung unzweifel-
haft richtig, für die Insekten, bei denen in einzelnen
Fällen Hdrorgane an andern Körperstellen aufge-
funden sind, ist sie wenig wahrscheinlich. Weichtiere
und Würmer haben oft teils am Kopfe, teils an
andern Teilen des Körpers Fühler slcmtaeula.), die,
von der verschiedensten Gestalt, in vielen Fällen
wohl Sitz mehrerer verschmolzener Sinne sein mögen.
(S. Tentakeln.)
Fühlung, die Aufstellung der Mannschaften
eines Gliedes so nahe aneinander, daß sie sich gegen-
seitig berühren. Diese Berührung darf nie fo eng
werden, daß sie dem Mann in der Ausführung der
Bewegungen, der Griffe und des Schießens hin-
derlich wird. Bei der Infanterie besteht die vor-
schriftsmäßige F. meist in einer leichten Berührung
der Nebenleute mit den Ellbogen (Tuchfühlung).
Bei der Kavallerie unterfcheidet man die F. Bügel
an Bügel oder Knie an Knie; letztere ist die
engere. - F. am Feinde, die Berührung der äußer-
sten Spitzen des eigenen Heers mit dem Feinde zum
Zwecke der Beobachtung. Die F. am Feinde giebt
rechtzeitig Kenntnis vom Beginn und Aufhören
feindlicher Bewegungen und von der Änderung der
feindlichen Marschrichtung; sie bewabrt hierdurch
die eigene Armee vor falschen Marschrichtungen
(Luftstößen) und vor dem unvermuteten Heran-
prallen an den zum Gefecht entwickelten Gegner. Die
F. am Feinde ist fast ausschließlich Sache der Ka-
vallerie. Bei Beginn der Operationen ist deren erste
Aufgabe, die F. am Feinde zu gewinnen; sie zu ver-
lieren nach einem Gefecht, sei es siegreich oder un-
glücklich, ist stets mit Nachteilen verbunden.
Fuhne (Land graben), flußähnliche Verbin-
dung der.untern Mulde und Saale zwischen Naguhn
und Vernburg, 50 km lang, bildet meist die Grenze
zwischen Anhalt und der preuß. Provinz Sachsen.
Fühnen, dän. Insel, s. Fünen.
Führer. 1) Allgemeirre Bezeichnung für den
Commandeur einer militär. Unternehmung obne
Rücksicht auf die Charge. - 2) Die Offiziere aller
Grade werden F. genannt und als solche in der
militär. Sprache in obere F. und Unterführer
eingeteilt. Je nach dem Umfang der kriegerischen
Aktion können selbst Divisionscommandeure, wenn
sie nur im Rahmen ihres Armeekorps Verwen-
dung finden, unter Unterführern verstanden sein.
- 3) Der in einer innern oder äußern Dienstver-
richtung für eine bestimmte Abteilung verantwort-
liche Vorgesetzte wird ohne Rücksicht auf die Charge
deren F. genannt; z. V. Zug-, Gruppen-, Pa-
trouillen-, Korporalschaftsfübrer. - 4) In der
österr.-ungar. Armee sind F. Unteroffiziere, welche
zwischen den Feldwebeln und den Korporalen (Unter-
offizieren niedersten Grades) stehen. Sie entsprechen
den deutschen Sergeanten. Thun sie Frontdienst, so
werden sie Zugs führer, verrichten sie Aufsichts-
dienste bei Stäben, Stabsführer genannt. Letztere
überwachen unter Aufsicht des Proviantoffiziers die
Kasernen- und Lagerordnung, die Verteilung der
Verpflegung, die Ausrüstungsmagazine. Die Ge-
freiten der österr. Jäger heißen Patrouillenführer.
- 5) F. hießen zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges
die den einzelnen Compagnien (Fähnlein) beigegebe-
nen Wegweiser, denen im Laufe der Zeit verschie-
dene militär. Verrichtungen zugewiesen wurden. So
trugen sie dem Fähnrich die Fahne, sorgten für
die Krankenpflege und nahmen schließlich eine ver-
mittelnde Stellung bei den Verhandlungen des
Fäbnleins mit seinem Hauptmann ein.
Führich, Joseph, Ritter von, Historienmaler,
geb. 9. Febr. 1800 zu Kratzau in Böhmen, kam mit
Unterstützung des Grafen Clam-Gallas auf die Aka-
demie in Prag, besuchte 1827-29 die Wiener Aka-
demie, wo seit Overbecks, Veits, Scheffers von
Leonbardshoff Aufenthalt die sog. Nazarener herrsch-
ten. Darauf wandte er sich nach Rom, wo seine
Zeichnungen zu Tiecks "Genovefa", zu Goethes
"Hermann und Dorothea" bewirkten, daß F. an
den Malereien der Villa Mafsimi den von Overbeck
begonnenen Tasso - Cyklus zu vollenden überkam.
Nach seiner Rücklehr nach Prag (1829) und insbe-
sondere seit seiner Übersiedelung nach Wien (1834)
entstand eine Reihe trefflicher Staffeleibilder, so:
Die trauernden Juden zu Babylon (1837), Boas
und Ruth (1835), Iosua vor Jericho, Erste Be-
gegnung Jakobs mit Nahel (1836), Marias Gang
über das Gebirge (1841; beide im Hofmufeum in
Wien), Enthauptung des Apostels Jakobus (Städti-
sches Museum zu Leipzig), Erscheinung der Krieger
in den Wolken vor der Einnahme Jerusalems unter
Antiochus (1844; Hofmuseum in Wien). Zu seinen
frühesten romantisch-histor. Ölbildern gehört Mac-
beth und die Hexen (in der Gemäldegalerie des Stif-
tes Kremsmünster in Oberösterreich). 1841 als Pro-
fessor an die Wiener Akademie berufen, bestimmte
seine Richtung zum Teil die österr. Kunst dieser Zeit,
obwohl die von ihm und gesinnungsglcichcn Freun-
den und Schülern, wie Leopold Schulz, Kupelwieser,
gepflegte Tendenz damals in dem realistisch-volks-
tümlichen Genre Danbausers, Waldmüllers u. a.
eine starke Opposition fand.
Im monumentalen Fresko fchuf er noch zwei große
Werke, beide für Wien: die Kreuzwegstationen für
die neue Johanniskirche in der Iägerzeile (1844
-48) und die Fresken des Chorraums in der neuen
Altlerchenfelderkirche (1854-61), nach deren Voll-
endung er in den Adelstand erhoben wurde. Von
Staffeleibildern dieser Zeit sind zu erwähnen: Ma-
donna im Grünen (Kirche in Kratzau), Verbreitung
des Christentums unter den Germanen, Aufsindung
der Leiche des heil. Johann von Nepomuk (beide in
der Galerie Echack zu München), Begegnung Rudolfs
von Habsburg mit dem Priester (1870). Vielleicht
das Bedeutendste, was F. schuf, sind seine zahlreichen
Zeichnungen zu gedankenreichen Cyklen, welche, von
Gaber in Dresden, Ortel, Petrak in Wien meister-
haft in Holz geschnitten, die weiteste Verbreitung
fanden. Es sind: Der bethlehemitische Weg (13 Blät-
ter), Er ist auferstanden (15 Blätter), Illustrationen
zur "Nachfolge Christi" von Thomas von Kempen,
zum "Buche Ruth" und zum "Psalter", dann die erst
nach seinem Tode veröffentlichten Cyklen: Das Leben
Mariens (28 Blätter), Parabel vom verlorenen
Sohn (8 Blätter), Die Legende vom heil. Wendelin