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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Galois - Galt
gelber oder schmutziggrüner Farbe; sein spec. Ge-
wicht ist 4,5. Andererseits bezeichnet man mit G.,
Kieselgalmei, Kieselzinkerz, Calamin (Ka-
lamin) oder Hemimorphit das wasserhaltige
kieselsaure Zink, H.2 Au.2 8i Oz, bestehend ans 67,5
Proz. Zinkoryd, 25Kieselsäure und 7,5 Wasser. Den:
rhombischen System angehörig, haben seine Krvstalle
die Eigenschaft, an beiden Enden der Vertikalachse
abweichend ausgebildet zu sein (s, Hemimorphismus)
und dort ungleichnamige Elektricität zu entwickeln.
Doch erscheint auch dieser Kieselgalmei vorwiegend
in strahligen und faserigen, feinkörnigen und erdigen
Varietäten mit ähnlicher Farbe. Beide Arten des
G. kommen häusig auf Lagern und Gängen neben-
einander, auch in dichtem Gemenge vor, so am Alten-
berg (Vißiiis NoutHFiiß) bei Aachen, von wo ver-
einzelte LcuM sich längs der Maas noch weit nach
Belgien hinein erstrecken, bei Tarnowitz und Beuthen
in OberWesien fein mächtiges Lager innerhalb des
Muschelkalks), Wicsloch am Südrande des Oden-
waldes (ebenfalls dem Muschelkalk eingelagert),
Raibl und Bleiberg in Kärnten (den: Jurakalk an-
gehörig), Matlock in England, Nertschinsk in Sibi-
rien. Große Galmeilagerstätten wurden in Wis-
consin und Pennsylvanien aufgefunden. Auf beide
Erze gründet sich die Hauptproduktion des Zinks.
Galois (spr. -löä), Evaristc, franz. Mathe-
matiker, geb. 26. Okt. 1811 zu Vourg-la-Reine bei
Paris, gest. 30. Mai 1832 infolge eines Duells zu
Paris, lieferte Abhandlnngen in Gergonncs "^n-
n^Io3 niatii6niHtiqu68" (Bd. 19) über periodische
Kettenbrüche und in Liouvilles "'loui-nal äo in^tn^-
niktiqueg" (Bd. 11) über die Theorie der Zahlen
nnd der höhern Gleichungen. Seine nachgelassenen
Schriften gab Camille Jordan heraus. G. bestimmte
zuerst eine charakteristische Beziehung zwischen den
Wurzeln jeder auflösbaren Gleichung höhern Gra-
des; seine Entdeckungen sind neben denen von Niels
Henrik Abel (s. d.) für die höhere Algebra epoche-
machend geworden.
Galons (frz., spr.-löng), Gold- oder Silber-
borten, Gold- oder Silberlitzen, Tressen; galonie-
ren, mit Tressen schmücken.
Galopin(frz.,spr.-päng),Lanfbursche; scherzhaf-
ter Ausdruck für Adjutanten und Ordonnanzoffiziere.
^ Galopp (frz.), springendeBewegung des Pferdes,
die in der Richtung der Diagonale des Rumpfes er-
folgt. Das menschliche Auge, das etwa den achten Teil
einer bekunde zum Erfassen eines Bildes braucht,
vermag den Gang des rasch galoppierenden Pferdes
nicht in seine einzelnen Teile zu zerlegen. Erst die
Momentphotographie ermöglichte die sichere Erkennt-
nis der einzelnen Phasen des Galoppsprunges. Durch
Anspannung der Rückenmuskulatur wird das Vor-
derteil des Pferdes derart gehoben, daß beimRechts-
galopp zuerst der rechte, dann der linke Vorderfuß
den Boden verläßt. Durch die nunmehr erfolgende
Streckung der Hinterschenkel wird dcr Körper fort-
gefchnellt, wobei sich zunächst der rechte und zuletzt
der linke Hinterfuß vom Boden abstößt. Das Nie-
derfetzen der Extremitäten erfolgt darauf in um-
gekehrter Reihenfolge. Man unterscheidet Rcchts -
g alo pp und Linksgalopp, je nachdem die rechten
oder linken Beine vorgreifen; reitet man auf einen:
gekrümmten Hufschlag nach rechts, so ist der Rechts-
galopp, umgekehrt der Linksgalopp die natürliche
Gangart. Reitet man bei einer RcchtswendungLinks-
galopv, während das Pferd in Rücken- und Hals-
wirbeln rechts gebogen ist (wie zum Rechtsgalopp),
so spricht man von falsch emG.; reitet man dagegen
bei einer Rechtswendung Linksgalopp und das Pferd
bat dabei die dieser Gangart entsprechende Biegung
(Stellung) nach links, so spricht man von Konter-
galopp. Kreuzgalopp ist die fehlerhafte Be-
wegung, bei der rechter Vorder- und linker Hinterfuß
ioder umgekehrt) zugleich vorgreifen. Je rascher die
Galoppsprünge einander folgen und je weiter die
Beine dabei ausgreifen, desto räumiger und schärfer
wird der G. Hiernach unterscheidet man Abge-
kürzten G., Mittelgalopp und Langen G.;
letztern G. reitet die dentsche Kavallerie bei ihren
Ercrzierbewegungen (500 Schritt in der Minute).
Bei diesen drei Arten des G. hört man drei Huf-
schläge; bei dem Renngalopp oder der Carriere
(s. d.), welche die schnellste Galoppbewegung dar-
stellt, hört man dagegen nur zwei Hufschläge. Über
Changieren und Abchangieren s. d. (S. auch Canter.)
- G. oder Galoppäde ist auch ein um 1824 auf-
gekommener Rundtanz von sehr schneller, springen-
der Bewegung in ^-Takt.
Galoppierende Schwindsucht, sehr rasch, oft
in wenigen Wochen, tödlich verlaufende Form der
Lungenschwindsucht (s. d.).
Galoschen (frz. Mlocliog), s. Überschuhe.
Galster, Amalie, Tänzerin, s. Taglioni.
Galston (spr. gällst'n), ^>tadt in der schott. Graf-
schaft Ayr, 81(m östlich von Kilmarnock am Irvine,
hat (180!,) 4292 E., Gewinnung von Steinkohlen
und Kalk und Fabrik von Eisenwaren, Wollzeug
und Musselin. In der Nähe mehrere Steingräber.
Galsuintha (Galaswinth, Gaileswintha),
Tochter des span.Wcstgotcnkönigs Athanagild und
der Godiswintha, wurde 567 dem Frankenkönige
Chilperich I. ls. o.) von Nenstrien (Soissons) ver-
mählt, von ihm und seiner Buhlerin Fredegunde
aber bald darauf erdrosselt. Ihre Schwester Brun-
hilde (s. d.) und deren Gemahl Sigibert, König von
Austrasien, übernahmen die Rache; ein Schieds-
spruch der Franken legte dem Chilperich auf, fünf
Stadtgebiete an Vrunhilde als <Hühne abzutreten.
Dies war der Anfang der furchtbaren Feindschaft
zwischen Vrunhilde und Fredegunde (s. d.).
Galt, gelber, Bezeichnung für eine bösartige
Euterentzündung der Kühe.
Galt (spr. gahlt), Stadt in der Provinz Ontario
des brit. Dominiunis Canada, 40 km im WNW.
von Hamilton, am Grand-River, hat (1891) 7535
meist schott. E., Maschinenbau und Eisengießerei.
Galt (spr. gahlt), John, engl. Schriftsteller, geb.
2. Mai 1779 zu Irvine (Ayrshire), besuchte, nachdem
er sein in London gegründetes Geschäft aufgegeben
hatte, 1809 Gibraltar, wo er mit Byron zusammen-
traf, sowie Italien und die Türkei, und lieh nach
der Rückkehr seine an statist. Notizen und Handels-
vorschlägcn reichen "Vc>)^68 ^iä tr^v^ig in tlio
76ai-3 1809-11" (Lond. 1812) erscheinen. Später
ging er als Handelsagent nach Gibraltar, dann als
Agent für die canad. Forderungen nach Amerika.
1826 ging er nochmals nach Canada, wo er eine
Kolonie anlegen sollte, ein Unternehmen, das indes
fehlschlug. Er starb 11. April 1839 in Greenock. Von
seinen weitern Schriften sind zu erwähnen: "I.it'6
miä ÄäminiZti'ktion ol (^räinai ^Voi"^" (Lond.
1812), "I.il6 und 8wäi63 ot'VkNMnin ^Vß8t" (1821),
"I,if6 ok I^orä L^rmi" (1831) und endlich seine
Selbstbiographie (2 Bde., 1833). Außer diesen
biogr. Werken, die sich durch tüchtiges Studium und
Lebhaftigkeit der Darstellung auszeichnen, ver-