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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Geldbuße - Geldern (Provinz)
scn sein, daß eine Verletzung des Inhalts ohne
äußerlich wahrnehmbare Beschädigung des Um-
schlags oder des (^iegelverschlusses nicht möglich ist.
Im Verkehr zwischen Deutschland und Osterreich
sind G. bis zum Meistgewicht von 250 ^ zulässig
und wird an Porto bei Entfernungen bis 10 Meilen
einschließlich 20 Pf. und auf weitere Entfernungen
40 Pf. (für unfrankierte Sendungen 10 Pf. Zu-
schlag) sowie eine Versicherungsgebühr von 5 Pf.
für je 300 M., jedoch nicht unter 10 Pf., erhoben.
G. kennt man im innern fchweiz. Postverkehr nicht,
dieselben fallen dort unter den Begriff der Pakete.
(S. Postgeldsendungcn.)
Geldbuße, s. Bnße (Bd. 3, S. 792); im ge-
wöhnlichen Leben wird G. meist gleichbedeutend mit
Geldstrafe (s. d.) gebraucht.
Gelder (spr. chel-), Aert de, Holland. Maler, geb.
1645 zu Dordrecht, gest. daselbst 1727, war einer der
spätesten Schüler Rembrandts. Von seinen Gemäl-
den sind zu nennen: Iuda und Thamar (Haag,
königl. Galerie), Die Iudenbraut (Alte Pinakothek
in München), Bildnis Peters d. Gr. (Amsterdam,
RiMmuseum).
Geldern, Gelderland, Provinz des König-
reichs der Niederlande, grenzt im N. an den Zuider-
see, im O. an Overyssel, im SO. an die preuß.
Provinzen Westfalen und Rheinlande, im S. an
Nordbrabant, im W. an Holland und Utrecht. G.
hat 5081,84 (ikni und (1892) 520210 E., d. i. 102
auf 1 <^m. Das Land im O. der Mel sowie die
Veluwe (schlechte Au) zwischen Arnheim, Zütphen
und Amersfoort ist durchweg Geestland ohne Acker,
ohne Wald und Wiese, nur Heide und Dünenhügel
entbaltend. Ein Drittel der Provinz zwischen Maas
und Rhein gehört dem fruchtbaren Marschlande der
Betuwe (guten Au) an. Es ist dies das Inselland
der alten Bataver, der spätere Batugau. Etwa 36
Proz. der Geest sind gänzlich unbenutzt. Im ganzen
sind 24 Proz. Ackerland, 26 Proz. Weide und Wiese,
24,i Proz. unbebaut und 14,4 Proz. Wald. Außer
den genannten größern Flüssen sind Eem, Linge,
Berkel, Grift und Schipbeek bemerkenswert. Die
mittlere Größe der 116 Gemeinden beträgt 43,8 (ikm.
In Mittel- und Großstädten wohnen 15 Proz. der
Gesamtbevölkerung. Haupterzeugnisse sind Cerea-
lien, Tabak und Flachs. Kirschen, auch Birnen und
'Apfel bilden einen beträchtlichen Ausfuhrartikel nach
der Provinz Holland und nach England. Der Vieh-
stand ist bedeutend, die Pferde sind auch im Aus-
lande gesncht. Industriezweige sind hauptsächlich
Ziegelbrennerei, Papier- und Baumwollfabrikation.
Bedeutend sind auch Gerberei, Schuhmacherei und
Brauerei. Der Handel bestcbt meist in Getreide-
und Speditionshandel. Ein Kanal geht von der
Mel über Apcldoorn nach Zwolle; das Eisenbahn-
netz ist ziemlich stark entwickelt. Hauptstadt ist Arn-
heim. Die Hafenstädte Nijkerk, Haroerwijk und El-
burg an derZuidersce sind ohne großen Verkehr; be-
deutender sind Nimwegen, Zütpben, Tiel, Apeldoorn,
Kuilenborg, Zalt-Bommel (oder Bommel), Does-
borgh und Wageningen.
G es chicht e. Die ältere Geschichte ist fabelhaft und
voll innerer Widersprüche. Das eigentliche Stamm-
land ist oas im Mittelalter sog. Gelre, das spätere
Obergeldern an der Maas und Niers, ursprünglich
eine kaiserl. Laudvogtei, deren Vögte aus dem Hause
de Pont sich im 10. Jahrh, zu erblicken Herren von
Gelre gemacht zu haben scheinen. Als Gründer der
eigentlichen Grafschaft Gelre gilt Otto von
Nassau, der um 1061 sich mit der Erbtochter Gelres
aus dem Hause de Pont, in zweiter Ehe mit Sopbie
von Zütphen vermählte. Schon durch diese zweite
Ehe soll Zütphen mit Gelre verbunden worden sein,
nach andern Angaben erst durch die Ehe von Ottos
Sohn Gerhard mit Ermgard von Zütphm; deren
Sohn Heinrich war jedenfalls der erste, der sich 1130
Graf von G. und Zütphen nannte. Auch die Veluwe
war ursprünglich eine gesonderte Grafschaft; Kaiser
Heinrich IV. verlieh dieselbe dem Bischof von Utrecht,
dieser wieder in Afterlehn dem Grafen von Löwen,
spätern Herzog von Brabant, dieser zuletzt dem
Grafen von G., sei es dem Grafen Otto 1. oder dem
Grafen Heinrich I. Von großer Bedeutung für die
Grafschaft war die Regierung Ottos III. des Lahmen
(1229-71). Er erwarb von dem röm. König Wil-
helm von Holland die Reichsstadt Nimwegen (1248).
Unter ihm ist die Grasschaft fast zu ihrer vollen spä-
tern Ausdehnung gelangt; er besaß unter andern
auch Gebiet um Venlo und Roermond, die Betuwe,
Teile des Fieler- und Bommelerwaards. Ottos III.
Enkel Reinhold erhielt 19. März 1339 vom Kaiser
Lndwig dem Bayer die Herzogswürde. In der nach-
folgenden Zeit wurde das Land mehrfach durch zwei
Parteien, die Hekeren und Bronkhorsten, beunruhigt,
die sich von neuem erhoben, als der nassauische Her-
zogsstamm 1371 mit Eduard ausstarb und zwei Erb-
töchter auf die Nachfolge Ansprnch machten. Wilhelm
von Iülich, der Sohn Marias von G., trug endlich
1379 den Sieg davon und vereinigte so G. mit Iülich.
Doch schon mit Wilhelms Bruder und Nachfolger,
Reinhold IV. (gest. 1423), starb die neue Linie im
Mannsstamm wieder aus. Sein Nachfolger war
der Enkel seiner Schwester, Arnold von Egmond.
Iülich aber mußte dem Herzog von Berg abgetreten
werden. 1472 verkaufte Arnold nach Enterbung des
aufrührerischen Sohnes Adolf G. und Zütphen an
Karl den Kühnen von Burgund. Doch hatte das
burgund. Haus nach Arnolds Tode (1473) große
Mühe, das Land zu behaupten, und es gelang seinem
Enkel, Karl von Egmond, 1513, nach langjähriger
Fchde und mit franz. Hilfe den größten Teil des
Herzogtums dem burgund. Erben, Kaiser Karl V.,
wieder zu entreißen. Nach seinem Tode 1538 hielt
sich mit Hilfe der Stände Herzog Wilhelm von Eleve
als Erbe Karls bis 1543, wo der stegreiche Kaiser
Karl V. das Land den Niederlanden einverleibte.
Seitdem gehörte G. zu den niederländ. Provin-
zen. Es war in die vier Quartiere Roermond, Nim-
wegen, Zütphen und Arnheim eingeteilt, von denen
das erste, auch Obergeldern genannt, etwa der
alten Landvogtei Gelre entsprach und bei der Krone
Spanien blieb, während die drei andern, die zusam-
men Niedcrgeldern bildeten, in der niederländ.
Revolution sich losrissen und der Utrechter Union
1579 beitraten. Auf jenes spanische G. machte der
König Friedrich I. von Preußen, den Spanischen
Erbfolgekrieg benutzend, Ansprüche, die er als Herzog
von Eleve aus dem Testament Karls von Egmond
herleitete. Er ließ 17. Dez. 1703 Truppen unter
dem General von Lottum vor die von den Fran-
zosen besetzte <^tadt und Festung G. rücken nnd
dckam diese nach einer mehr als zwölfmonatigen
Blockade in seine Gewalt, was dann die Besitzergrei-
fung des größern Teils des Roermondschen oder
Oberquartiers zur Folge hatte. Im Utrechter Frie-
den vom 11. April 1713 ochielt Preußen das er-
oberte Gebiet mit einer kleinen Erweiterung (das
Land von Kessel mit Ausnahme von dem Dominium