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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gesindezeugnisbuch - Gesnera
der Zeit das Verhältnis lösen, die Herrschaft ins-
besondere wegen Untreue, beharrlichen Ungehor-
sams, Beleidigung, liederlichen Lebenswandels, ge-
sanglicher Einziehung; der Dienstbote wegen Miß-
dandlunqen, Verleitung zu unsittlichen Handlungen,
Gefahr für die Gesundheit, Vorenthaltung des ge-
bührenden Lohnes oder der Kost, wegen Konkurses
der Herrschaft; nach vielen Gesetzen wegen Verbei-
ratung des Dienstboten. Soweit es sich um reine
Civilansprüche handelt, bleibt die Entscheidung den
Amtsgerichten überlassen, während die Erörterung
und Entscheidung solcher gegenseitiger Beschwerden
der Dienstherrschaften und Dienstboten, die durch
ordnungswidriges Betragen und Verhalten beider
Teile gegeneinander veranlaßt werden, den Polizei-
behörden zukommt. Beim Konkurs der Herrschaft
steht den Dienstlohnforderungen des letzten Iabres
ein Vorrecht zu.
Gesindezeugnisbuch, s. Gesinde
Vo3"lno11 (ital. 8o1 deinolie innwi-e; frz. 8o1
!>6ino1 ininkui-; engl. F üat iniuor), die selten vor-
kommende Moll-Tonart, bei der 9 !? vorgezeichnet
sind. (S. Ton und Tonarten.)
Gesner,Joh. Matthias, Humanist, geb. 9. April
1691 zu Roth bei Nürnberg, wurde, uachdem er
seine Studien in Jena vollendet hatte und in dem
Hause des Theologen Buddeus Hauslehrer gewesen
war, als welcher er 1714 eine treffliche Arbeit über
die Lueian zugeschriebene Schrift "I'Iiilopati'is" ver-
öffentlicht hatte, 1715 Konrettor und Bibliothekar
zu Weimar, 1729 Rektor des Gymnasiums zu Ans-
bach, 1730 Rektor der Thomasschule zu Leipzig.
Unterstützt von Joh. A. Eruesti und Joh. Sebastian
Bach, stellte er hier die in Verfall gekommene Zucht
ber und gestaltete den Unterricht in den alten
Sprachen vollkommen um, davon ausgebend, daß
die Alten nicht nur um der Sprache, sondern
namentlich auch nm des Inhalts und der Dar-
stellnng willen zu lesen seien. Bei der Gründung
der Universität Göttingen wurde G. 1734 Pro-
fessor der Beredsamkeit, in der Folge auch Biblio-
thekar und starb daselbst 3. Aug. 1761. Durch seine
Ausgaben der "8ciiptot'68 rei ru8ti<'H6" (Lpz. 1735
u. ö.)', des Quintilian (Gott. 1738), Claudian (2 Tle.,
Lpz. 1759), Plinius des Jüngern (ebd. 1739 u. ö.)
und des Horaz (ebd. 1752) veranlaßte er eine
fruchtbare Erklärungsmethode der alten Klassiker
und durch seine "I'i'imaß liueae i8^o^c8 in 6in-
ditious'in univ6r83i6in" (hg. von N. Niclao, 2 Bde.,
ebd. 1771) bereitete er ein encyklopäd. Studium der
Wissenschaften vor. Auch gab er den Faberschen
"'1'ti68auru8 6ruäitioui8 8c1ioiH8ticH6" (Lpz. 1739)
heraus, sowie einen Movu8 liu^uae et 6rnäiti0iii8
U0MÄNH6 t^63ani-u8" (4 Bde., ebd. 1746-48), worin
er den ganzen Sprachschatz der Römer zusammen-
drängte; ferner erschieuen "Opu8on1a minoia vaiii
arguintmti" (8 Bde., Bresl. 1743-45") und "'1^6-
8^^118 O^i8t()1i^u8" (hg. von Klotz, 2 Bde., Halle
1768 - 70). - Vgl. Ernesti, ^riatio äß <!. ^1.
(^681161-0 (in den "0M8CU^ oratorill", Leid. 1762;
wieder abgedruckt von Pöckel, Verl. 1891); Göt-
tingcr Professoren (Gotha 1872).
Gesner, Konr. von, oft ilnrichtig Geßner ge-
schrieben, latinisiert Gesnerus, Polyhistor uud
Linguist, geb. 26. März 1516 zu Zürich, studierte zu
Straßburg, Vourges, Paris und Venedig, erhielt
dann in seiner Vaterstadt ein ärmliches Scbulamt.
Um sich eine bessere Lage zu bereiten, ging er wieder
aus die Universität, und zwar nach Basel, wo er
nun vorzugsweise Medizin studierte. Hierauf wurde
er 1537 Professor der griech. Sprache zu Lansanne
und dann nach kurzem Aufenthalt in Montpellier
Professor der Physik zu Zürich, wo er zugleich als
praktischer Arzt wirkte. Er starb 13. Dez. 1565 an
der Pest, nachdem er ein Jahr zuvor in den Adel-
stand erhoben worden war. In der Litteratur-
geschichte brach G. eine neue Bahn durch seine
"IMIiotdeccT uuivoi 89>1i8, 86N ^tHiu<zu8 omnimn
3ci'ipt0i-nin I0cui)i6ti88inni3 in ti'ilni8 liu^ui^.
(^ia6ca, I^tiua 6t Ilkdiaica 6X8taiitiuin ot(/."
(4 Bde., Zür. 1545 - 49). Er stellte das Studium
der Naturgeschichte wieder her, schrieb eine "I1i8t"ii^
auimalimn" (4 Bde., Zür. 1551 - 58), errichtete
einen botan. Garten und legte das erste Natu-
ralienkabinett au. G. ist der Erfinder der botan.
Methode, indem er das Pflanzenreich nach dem
Ebarakter des Samens und der Blume in Ge-
schlechter, Arten und Klassen orduete. Seine "Opm-ii,
dotauica" gab schmiedet (2 Bde., Nürnb. 1753fg.)
beraus. Außerdem schrieb er über Heilquellen, über
Arzneimittel, über den Pilatusberg, über alpine
Milchwirtschaft, über die Natur und die Verwandt-
schaft der Sprachen ("Mithridates", Zür. 1555) und
edierte und kommentierte zahlreiche alte Schriftsteller,
bearbeitete lat. und griech. Lexika, verfaßte griecb.
Gedichte, übersetzte auch viel aus dem Griechischen
ins Lateinische. - Vgl. Joh. Hanhart, Konrad G.
(Winterthur 1824).
Vssnera. M"i-t., Pflauzengattung aus der Fa-
milie der Gcsneraceen (s. d.) mit gegen 50 Arten,
die sämtlick in den Tropeugegenden Südamerikas,
besonders Brasiliens, wachsen. Es sind ausdauernde
krautartige Gewächse mit knolligen Wnrzelstocken
und ansehnlichen lebhaft gefärbten Blüten. Zahl-
reiche Arten und Varietäten werden als Topfzier-
pflanzen knltiviert. (^. DouliLl^ari ^so?'t., eine der
schönsten Arten der Gattung, mit großen herzförmi-
gen Blättern und einer Rispe großer, etwas hän-
gender, zinnoberroter, im Schlunde gelblichweißer
Blumen, balten manche für einen Bastard aus (^.
<ii8coi0i- ^/,M. und (61oxiniH, I^ei'ia) 8p6ci08:^
/^6,-.; (^. I.eopoläi Fc/teickil). besitzt eine große platte
Knolle und einen Stengel, der auf seiner Spitze eine
große doldige Rispe langer scharlachroter Blumen
und unterhalb derselben zwei bis drei große, fast
wirte'ige, oben grüne, unten violett-purpurne Blät-
ter trägt. Von dieser Art haben die Gewächshäuser
mehrere präcbtige Farbenvarietäten, wie lilacinn,
1-086H u. a. (^r. I)<mß'i38Ü ^?'?M. hat eine ebenso
große und ähnlich gebildete Knolle und einen ein-
fachen Stengel, in der Mitte desselben große herz-
förmige, wirtelige Blätter und auf der spitze über-
einander gestellte Trugdoldcn rosenroter, auf dem
Saume außen und innen karminrot gestreifter Blu-
men, (x. (Mu886iiiaua ^/oi't. kann über 1 in hoch
werden; ihre einfachen, wollig behaarten Stengel
tragen die länglichen Blätter bloß in der Mitte oder
an den untern zwei Dritteln, und die hängenden
Blumen stehen in einfachen Trauben und sind
orange- oder scharlachrot. Von andern Arten, die
lnnsichtlich des Kolorits wenig Abwechseluug zeigen,
werden (^. umdeii^tiT ^in</?., iuHci'08wcl!)'H ^?'n<//.,
Nid6i'08a ^/sll't. und P0i)'luit1ia. Dc^?6. am meisten
kultiviert. Sämtliche Arten müssen im Warmhause
kultiviert, im Winter während der Ruhezeit trocken
gehalten und im Frühjahr bei Beginn des Wachs-
tums in kräftige sandige Lauberde verpflanzt wer-
den. Während der Blüte, die gewöhnlich Mitte