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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hadendoa - Hades
1879) und förderte besonders die Kritik der Radie-
rungen von Rembrandt, von denen er eine wertvolle,
1892 versteigerte Sammlung besaß, durch die Schrift:
"I^wuvrs 8^v6 ^6 Nemdi'llnät" (Par. 1880). H. ist
Präsident der 8oci6t)' of^aint^i- Ii!tcii6r8 und Vice-
präsident der Odätktricni 8oci6t^ in London.
Hadendöa, Volksstamm, s. Bischarin.
Haderer (Iägerspr.), s. Gewehr.
Hadern, s. Papierfabrikation.
Hadernkrankheit, eine eigentümliche Infek-
tionskrankheit, welche gelegentlich die in den Papier-
fabriken mit Sortieren und Zerschneiden der Lum-
pen oder Hadern beschäftigten Arbeiter befällt und
zumeist unter den Erscheinungen einer perniciös
verlaufenden Lungenentzündung zum Tode führt.
Die Entzündung der Atmungsorgane wird, wie
beim Milzbrand (s. d.), durch Spaltpilze verursacht,
die zahlreich im.Hadernstaude enthalten find. Zur
Verhütung derH. dient die polizeiliche Überwachung
des Hadernhandels, besonders das Verbot der Ein-
führung von Hadern aus verseuchten Gegenden,
sowie die gehörige Desinfektion derselben.
Hadernfchneider, s. Papierfabrilation.
Hadersdorf, Dorf im Gerichtsbezirk Purkers-
dorf der österr. Bezirkshauptmannfchaft Hietzing
(Umgebung) in Niederösterreich, unweit westlich von
Wien, an der Linie Wien-Linz (Station Weid-
lingau-H.) der Osterr. Staatsbahnen, hat (1890)
619, als Gemeinde 1749 E., Post, Telegraph, Fern-
sprechverbindung und gehört ebenso wie das am
rechten Wienufer gelegene benachbarte Weid-
lingau (777 E.) zu den schönsten Punkten und be-
suchtesten Sommerfrischen im Wienerwalde. Das
Schloß (12. Jahrh.) kam 1779 durch Kauf an den
Feldmarschall von Laudon, dem seine Witwe im
Park ein Denkmal setzen lieh. Bei H. befand sich
in dem 1636 von Ferdinand III. gegründeten und
unter Kaiser Josef II. aufgehobenen Kloster feit
1813 die jetzt mit der Hochfchule für Bodenkultur
in Wien vereinigte Forstakademie Mariabrunn
(Dorf mit 256 E.), mit forst- und landwirtschaftlichen
Sammlungen und einer forstlichen Versuchsanstalt.
Hadersleben. I) Kreis im preuß. Reg.-Bez.
Schleswig, hat 1694,io c^m, (1890) 55 966 (27 659
männl., 28 307 weibl.) E., 2 Städte, 133 Land-
gemeinden und 5 Gutsbezirke. - 2) H., dän. Ha-
derslcs, Kreisstadt im Kreis H. an der Haders -
lebener Föhrde und dem
fog. Damm(^ee), einem 13 km
langen und sehr fchmalen Bu-
sen der Ostsee, und an der
Nebenlinie Woyens-H. (11,8
wn) der Preuh. (^taatsbahnen,
^itz des Landratsamtcs, eines
Amtsgerichts (Landgericht
Flensburg) und Hauptzoll-
amtes, hat (1890) 8397 (423?
männl., 4160 weibl.) E., darunter 156 Katholiken,
Post erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, in Gar-
nison (542 Mann) das 2. Bataillon des 84. Infan-
terieregiments von Manstein, 3 Kirchen, darunter
die schöne, nach einem Brande im 15. Jahrh, wieder-
hergestellte roman. Marienkirche (13. Jahrh.), ein
Krieger- und ein Kaiser Wilhelm-Denkmal (1890),
cin königl. Gymnasium mit Realgymnasium, 1567
durch Herzog Hans gestiftet (Direktor Ostendorf,
15 Lehrer, 7 Klassen mit 157 Schülern, 1 Vorklafse
mit 19 Schülern), ein Lehrerseminar, eine Auguste-
Victoriaschule für Mädchen, Mädchenmittelschule,
Freimaurerloge, Kreiskrankcnhaus, Herzog Hans-
Spital; Eisengießerei mit Maschinenfabrik, 2 Wagen-
und 1 Tabaksfabrik. - H. wird 1247 erstmals ur-
kundlich erwähnt und erhielt 1292 Stadtrecht; es-
litt im Mittelalter und in der Neuzeit viel durch
Krieg, noch mehr durch die allmähliche Verschlam-
mung der Föhrde und des Hafens, für dessen Ver-
besserung seit 1829 viel geschehen ist. - Vgl. Sach,
Der Ursprung der Stadt H. und das Stadtrecht des
Herzogs Waldemar IV. vom 1.1212 (Hadersl. 1892).
Haderwafser, im Alten Testament Name einer
Quelle bei Kades Barnea in der Wüste, im Süden
Palästinas, die Mofes durch feinen Stab geöffnet
haben soll (4 Mos. 20,1-13). Der Name wird ent-
weder damit begründet, daß die Israeliten mit
Iahwe haderten oder daß Iahwe mit Moses (unv
Aaron?) haderte (5 Mos. 33, 3). (S. Kades.)
Hades oder Aid es ("der Unsichtbare"), in der
griech. Mythologie der dritte Sohn des Kronos
und der Rhea, Bruder des Zeus und des Poseidon,
Gemahl der Persephone (s. d.j, welchem bei der
Teilung der Welt unter die drei Brüder die Unter-
welt zusiel. Dort, tief unter der Oberfläche der Erde,
thront er als Herrfcher über die Verstorbenen und
heißt daher auch der unterirdische Zeus. So weit
unter seiner Wohnung, als der Himmel über der
Erde erhaben ist, liegt der Tartaros (s. d.), mit
eisernen Thoren verschlossen. H. ist furchtbar und
schrecklich, durch Bitten und Schmeicheln nicht zu er-
weichen: nur dem Orpheus (s. d.) gelang es durch
die Gewalt seines Gesanges, ihn zur Nückgabe der
Eurydike zu bewegen. H. fährt auf einem von vier
schwarzen Rossen gezogenen Wagen, die er mit
goldenem Zügel lenkt. Sein Helm, den ihm die
Kyklopen gearbeitet haben, macht unsichtbar (wie
die Nebel- oder Tarnkappe der nordischen Sage).
Die Erinyen und Eharon dienen ihm. Mit den
drei Totenrichtern Aiakos, Minos und Rbadaman-
thys richtet er über alle Thaten der Sterblichen, be-
sonders rächt er die Meineide und vollzieht die
Flüche der Menschen. Nur zweimal kam er aus die
Oberwelt herauf: bei dem Raube der Persephone
und nach dem Kampfe mit Herakles, welcher den
Kerberos entführen wollte. Von dem Heros durch
einen Pfeil an der Schulter verwundet, eilt er nach
dem Olymp, um sich von Paieon heilen zu lassen.
Seine Attribute find das Königsscepter und der Ker-
beros (s. d.). Offenbar fcheute man sich, wie im täg-
lichen Leben fo auch im Kult, den eigentlichen Namen
dieses gefürchteten Gottes auszusprechen, um ihn
nicht dadurch herbeizurufen. Man brauchte deshalb
lieber Beinamen, wie Polydektes oder Polvdegmon
(der Vielaufnehmer), Eubulos (der Wohlratende) u. a.
Durch diese euphemistischen Bezeichnungen und durch
die Verbindung mit Persephone wurde unter dem
Einfluß der eleusinifchen Mysterien das ganze We-
sen des Gottes etwa seit dem 5. Jahrh. v. Chr. um-
gebildet. Aus dem durchaus unfruchtbaren Todes-
gott wird ein die Saatfrucht aufnehmender und Gc-
treidefegen spendender Gott, aus H. wird der Reich-
tumspender Pluton, der als Attribut, besonders
auf Vafenbildern, das Füllhorn führt und vielsach,
hauptfächlich in der Nähe von sog. Eingängen der
Unterwelt, verehrt wird. Die Kunst hat ihn seinen
Brüdern, Zeus und Poseidon, ähnlich dargestellt,
aber mit düsterm Ausdruck, die Haare in die l^tirn
herabhängend. Neben ihm thront oft Persephone.
Indes sind Darstellungen von ihm selten. H. wird
auch für das Reich des H., die Unterwelt, gebraucht.